Stichwort: Vogelgrippe
13. Januar 2006Die Viren der Vogelgrippe - auch Europäische Geflügelpest genannt - wurden zuerst im Jahre 1961 aus Seeschwalben in Südafrika isoliert. Bisland sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 15 Untergruppen dieses Grippevirus bekannt. Das derzeit in Südasien ausgebrochene Virus (H5N1) vom Typ-A gilt als besonders gefährlich, da es sehr schnell mutieren kann und damit auch den Menschen infiziert. Für eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt es bisher keine Hinweise.
Alle Vögel betroffen
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, kann alle Arten von Vögeln infizieren. Als natürliches Reservoir gelten wild lebende Enten, die in der Regel aber nicht an dem Virus erkranken. Gefährdet sind vor allem Hühner und Puten, aber auch Fasane, Perlhühner und Wildvögel. Wasservögel und Tauben sind seltener betroffen, Säugetiere gelten im allgemeinen als wenig empfänglich.
Von der Krankheit befallene Hühner bekommen Fieber, Atembeschwerden und Durchfall. Nach wenigen Tagen Inkubationszeit werden schlagartig fast alle Tiere krank. Sie legen keine Eier mehr und können innerhalb von Stunden bis Tagen sterben.
Verwandlungskünstler
Das Besondere an Grippeviren ist die Organisation ihres Erbguts. Sie sind Parasiten, das heißt, sie brauchen einen anderen Organismus als Wirt, um zu überleben. Durch ständige Mutationen können sie sich anpassen. Um die Zellen ihrer Wirte zu befallen, benötigen sie jeweils unterschiedliche Eiweiß-Schlüssel, die bereits bruchstückhaft auf ihren Gen-Abschnitten vorliegen. Wie bei einem Puzzlespiel können sich daraus leicht neue Grippe-Typen herausbilden. Das führt dazu, dass immer wieder neue Impfstoffe gefunden werden müssen.
Gefährdete Menschen
Vor allem Menschen, die mit lebenden Geflügel umgehen sind gefährdet. Außerdem befürchten Gesundheitsexperten, dass sich die Vogelviren mit Menschenviren zu einem für die Bevölkerung gefährlichen Erreger kreuzen könnten, der dann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Bislang gibt es der WHO zufolge dafür jedoch keine Anzeichen.
Geschichte der Grippe
Im Mai 1997 erkrankten in Hongkong erstmals Menschen an dem Vogelgrippe-Virus H5N1, sechs Menschen starben. 2003 kam es in den Niederlanden zu Erkrankungen durch einen ähnlichen Virustyp. Auch hier waren Menschen betroffen.
Schon Ende der 1870er-Jahre brach die Geflügelpest in Italien aus, verbreitete sich dann über Europa, Amerika und Asien bis sie in den 1930er-Jahren als überwunden galt. Erneute Fälle gab es erst wieder in den 1980er-Jahren in Irland und den USA.
Große Grippe-Epidemien treten im Durchschnitt drei-bis viermal in jedem Jahrhundert auf. Die schlimmste Pandemie des zwanzigsten Jahrhunderts war die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 weltweit etwa vierzig Millionen Menschen tötete. (herb)