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Stichwort: Volkskrankheit Depressionen

9. November 2010

Depressionen sind mittlerweile eine Volkskrankheit in Deutschland geworden. Ungefähr vier Millionen Menschen sind daran erkrankt. Die Ursachen sind noch nicht ganz geklärt.

Eine junge Frau sitzt mit traurigem, niedergeschlagenem Gesichtsausdruck vor einem Fenster, an dessen Glasscheibe Regentropfen herunterperlen. (Foto: dpa)
Depressionen werden häufig unterschätztBild: picture-alliance/dpa

Gedrückte Stimmung, Konzentrationsstörungen, Minderwertigkeitsgefühle, Angst und Schlaflosigkeit sind nur einige der Symptome einer Depression. Depressionen zählen zu den häufigsten Gründen für eine Berufsunfähigkeit in Deutschland. Drei bis vier Prozent der depressiv Erkrankten wissen keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen. Die Betroffenen fühlen sich besonders am Morgen traurig, gedrückt und pessimistisch. Sie ziehen sich zurück und verlieren das Interesse an sozialen Kontakten.

"Es fing an mit Konzentrationsschwächen, insbesondere am Arbeitsplatz. Es wurde dann immer schlimmer, als ich zur Arbeit kam, wusste ich plötzlich nicht mehr, wie meine Aufgaben lauteten. Bis ich irgendwann in der Situation war, dass ich noch nicht einmal den Rechner hochfahren konnte, weil ich nicht wusste, wie ich das Passwort eingeben sollte", schildert ein Betroffener seine Erfahrungen mit der tückischen Krankheit.

Robert Enke nahm sich am 10. November 2009 das Leben - der Fußball-Nationaltorwart litt an DepressionenBild: picture-alliance / Sven Simon

Unüberwundene Schicksalsschläge

Depressionen habe ein Reihe von Ursachen: Sie können auf das Burn-Out-Syndrom folgen oder aus anhaltender psychischer Überlastung entstehen. Auch eine Arbeitslosigkeit kann ein Grund sein. Manche der Erkrankten verfügen auch über eine genetische Veranlagung für die Krankheit. Andere Ursachen können persönliche Schicksalsschläge, wie der Tod eines Familienmitglieds oder ungelöste Konflikte aus der Kindheit sein. Meist hatte ein Drittel der Betroffenen vor ihrer Depression einen solchen Schicksalsschlag erlitten. Ein belastendes Ereignis muss allerdings nicht zwangsweise dazu führen, dass eine Depression ausbricht. Das Risiko daran zu erkranken, ist allerdings etwa ein halbes Jahr lang erhöht.

Das Alter, das Geschlecht oder die soziale Stellung der Person spielen dabei keine Rolle. Allerdings erkranken doppelt so viele Frauen wie Männer. Im Allgemeinen ist der Stoffwechsel des Gehirns während einer Depression gestört: Die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin sind aus der Balance geraten.

"Ich habe ungefähr vier Monate meinen Tagesablauf so gehabt, dass ich von 24 Stunden, 14 Stunden auf meinem Bett gelegen habe, vollkommen unfähig, irgendetwas zu tun. Jeglicher Antrieb fehlte", erzählt ein depressiver Patient einen typischen Tag während der Erkrankung.

Antidepressiva und Psychotherapie

Eine mögliche Therapie: die LichttherapieBild: picture-alliance/ dpa

Mit modernen Psychopharmaka, sogenannten Antidepressiva, und einer Psychotherapie kann depressiven Menschen oft geholfen werden. Die Medikamente wirken direkt auf den Stoffwechsel im Gehirn. In manchen Fällen hilft auch gezielter Schlafentzug oder eine Lichttherapie. Nach Abklingen der Symptome muss die Behandlung meist bis zu einem Jahr fortgesetzt werden - das Risiko eines Rückfalls ist hoch.

Nach Angaben der der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen weltweit 121 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sein. Im Jahr 2020 sollen Depressionen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den westlichen Industrienationen das zweithäufigste Leiden überhaupt sein, schätzt die WHO.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Kay-Alexander Scholz

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