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Zu groß: Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Torsten Landsberg | Suzanne Cords
13. Juli 2020

Pergamonmuseum und Humboldt Forum: Sie sind nur ein Teil der größten deutschen Kulturinstitution. Der Wissenschaftsrat plädiert für eine Neuausrichtung.

Deutschland | Berlin | Panorama | Skyline | Museumsinsel
Bild: imago images/Panthermedia

Ob die nach ihrem Umbau ab kommenden Herbst wieder eröffnete Staatsbibliothek Unter den Linden, das rekonstruierte Berliner Stadtschloss oder die Büste der Nofretete - der Fundus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist riesig und neben seinem kulturellen Wert auch als Besuchermagnet von Bedeutung: Fast 4,2 Millionen Menschen besuchten im vergangenen Jahr die Museen der Stiftung.

Nofretete: Das schönste Gesicht Ägyptens

02:35

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Deutschlands größte Kulturinstitution entstand 1957, um die über das Land verteilten Archive, Sammlungen und Kunstschätze zu bündeln und Preußens Kulturgüter zu erhalten. Ursprünglich sollte das Konstrukt im Fall der deutschen Wiedervereinigung neu organisiert werden. Als es dann 1990 soweit war, hatte die Zusammenführung bis dato getrennter Sammlungen allerdings Priorität vor der Schaffung einer neuen Gesamtstruktur. Die Stiftung wuchs, Einrichtungen wie das Ensemble auf der Museumsinsel kamen hinzu.

Neben den Staatlichen Museen Berlin, heute allein schon ein Verbund mit 15 Sammlungen an 19 Standorten, gehören die Staatsbibliothek mit zwei Standorten, das Geheime Staatsarchiv, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung zur Stiftung, die insgesamt 2000 Mitarbeiter zählt, mit Hermann Parzinger als Stiftungspräsident an der Spitze.

Die Neue Nationalgalerie nach einem Entwurf von Ludwig Mies van der Rohe eröffnete 1968Bild: picture-alliance/imageBROKER/J. Henkelmann

Strukturell überfordert

Wegen ihrer Größe und der zentralen Organisation ist die Stiftung schwerfällig, Entscheidungen dauern zu lange, die Beweglichkeit der einzelnen Institutionen ist praktisch nicht vorhanden. Probleme, die seit langem bekannt sind, weshalb Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Wissenschaftsrat vor zwei Jahren damit beauftragte, die Dachorganisation zu evaluieren. 

Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag festgeschrieben, die Stiftung "strukturell an die Anforderungen eines modernen Kulturbetriebs mit internationaler Ausstrahlung anzupassen". Der Wissenschaftsrat - im gleichen Jahr gegründet wie die SPK und nach eigenen Angaben das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium Europas - berät Bund und Länder bei der strukturellen Entwicklung in Wissenschaft, Forschung und bei den Hochschulen.

Am 13. Juli wurde die Studie nun der Öffentlichkeit präsentiert. Fazit: Die Stiftung sei strukturell überfordert und drohe den Anschluss an aktuelle Entwicklungen und Debatten zu verlieren, anders formuliert: international abgehängt zu werden. Deshalb solle die bislang von Bund und Ländern getragene SPK zerschlagen werden. Neben den inhaltlichen Problemen hatte kürzlich schon die "Süddeutsche Zeitung" über leckende Dächer und Mehltau in den Gebäuden berichtet - als Folge magerer Budgetzuweisungen der zentralen Verwaltung.

Ein Publikumsmagnet der Staatlichen Museen ist die Büste der NofreteteBild: picture-alliance/dpa/M. Sohn

 

Autonome Einrichtungen mit eigenen Budgets

Das Gutachten sieht vor, vier eigenständige Organisationen zu gründen: eine für die Staatlichen Museen samt Institut für Musikforschung, eine für die Staatsbibliothek, eine für das Geheime Staatsarchiv und eine für das Ibero-Amerikanische Institut. Die Anstalten sollen autonom geführt werden und - anders als unter dem Dach der SPK - eigene Personal- und Budgetverwaltungen bekommen. Damit sollen sie in die Lage versetzt werden, Themen wie die Digitalisierung und Provenienzforschung voranzutreiben.

Auch die Finanzierung der Einrichtungen soll sich auf Empfehlung des wissenschaftlichen Gremiums ändern: Der Bund soll Staatsbibliothek, Staatsarchiv und Ibero-Amerikanisches Institut tragen. Der Bund und das Land Berlin sollen die Staatlichen Museen finanzieren. Die anderen Bundesländer, deren Beiträge in den vergangenen Jahren ohnehin geschrumpft waren, sollen nicht weiter beteiligt werden. Mit der föderalen Struktur entfiele auch die Mitsprache anderer Bundesländer, was die Entscheidungsprozesse weiter entschlacken würde.

"Möglicherweise werden nicht alle Empfehlungen 1:1 umgesetzt werden können", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. "Das Gutachten des Wissenschaftsrats weist aber durchweg den Weg ins 21. Jahrhundert und ich hoffe, dass wir die Chance nutzen können."

Auch Hermann Parzinger sieht dringend Handlungsbedarf. Ziel müsse es aber auf jeden Fall sein, "das nationale und internationale Renommee und die Strahlkraft nicht zu beschädigen", betonte der Stiftungspräsident. "Wir sind bereit zur einer radikalen Erneuerung, die Politik muss jetzt auch bereit sein, finanzielle Mittel und mehr Personal zur Verfügung zu stellen."

Seine Amtszeit, sagte er bei der Vorstellung des Gutachtens, dauere noch fünf Jahre und er könne sich vorstellen, dass es ein guter Weg sei, in dieser Zeit aus einer Institution mehrere zu machen: "Wenn ich am Ende meiner Laufbahn dann alles in verschiedene, finanziell gut ausgestattete Hände übergeben kann, ist das eine schöne Zukunftsperspektive."

Dies ist die aktualisierte Fassung eines früheren Artikels. 

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