Mit antiretroviralen Medikamenten können Infizierte HIV gut in Schach halten. In Lateinamerika verstecken hingegen viele ihre Infektion. Wie es besser geht, war eines der Themen auf der Welt-AIDS-Konferenz in Mexiko.
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Transsexuell und HIV-positiv? Diese Menschen haben es in Lateinamerika besonders schwer. "In diesen Ländern werden Transsexuelle noch immer stark stigmatisiert. Vier von fünf Transsexuellen, die weltweit umgebracht werden, werden in Lateinamerika getötet", sagt Jürgen Rockstroh, Präsident der Deutschen AIDS-Gesellschaft. Verantwortlich dafür seien oft auch die jeweiligen Regierungen, die zur Diskriminierung von Transsexuellen beitrügen. Hinzu kommen Homophobie und Ignoranz gegenüber dieser Gruppe.
Häufig gibt es offene Gewalt gegen Transsexuelle. In der Folge haben sie Angst, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Sie befürchten, abgestempelt zu werden und nicht selten attackiert. Das wiederum führt dazu, dass sich Transsexuelle nur selten auf HIV testen lassen. Entsprechend erhalten sie keine Medikamente und können das Virus weitergeben.
Es gibt aber auch durchaus positive Meldungen von der Welt-AIDS-Konferenz. In Thailand etwa sind Transsexuelle sehr gut in die Gesellschaft und in viele Projekte integriert. Es gibt eine Art Netzwerk, in dem Transsexuelle versuchen, andere Betroffene für die Probleme mit HIV zu sensibilisieren. Sie bestärken sie darin, sich auf HIV testen zu lassen und von PrEPs (Präexpositionsprophylaxe) Gebrauch zu machen. Bei der PrEP nehmen gesunde, nicht mit dem HI-Virus infizierte Menschen ein Medikament ein, das die Vermehrung von HIV im Körper verhindert. Das ist laut der Deutschen AIDS-Hilfe genauso zuverlässig wie Kondome.
Mit jedem Betroffenen, der für HIV-Tests, für Diagnose und Therapie wirbt, steigt auch die Chance, weitere Transsexuelle zu motivieren und für derartige Programme zu gewinnen. Die Frage ist allerdings, wie sich solch erfolgreiche Modelle auf Länder übertragen lassen, in denen die politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen viel schwieriger sind - oder noch schlimmer: gar nicht vorhanden.
Viele Länder kämpfen noch immer damit, die sogenannten 90-90-90-Ziele zu erreichen. 90 Prozent aller Menschen sollten ihre Diagnose kennen. Davon sollten sich 90 Prozent in Therapie befinden und davon wiederum bei 90 Prozent die Viruslast erfolgreich unterdrückt sein. Das ganze solle bis 2020 erfolgt sein, so die Organisation UNAIDS. Es bleibe also nur noch ein halbes Jahr um diese Ziele zu erreichen, gibt Rockstroh zu bedenken. "In vielen Ländern ist man noch weit entfernt davon. Das liegt unter anderem daran, dass sich nicht alle testen lassen oder dass diejenigen, die ein erhöhtes Risiko haben, nicht bekannt sind." Und über allem schwebt in vielen Ländern noch immer das Stigma von HIV/AIDS.
Es gibt antivirale Medikamente und damit die Möglichkeit, HIV-Infektionen zu verhindern. Die Voraussetzung aber ist, dass möglichst viele Menschen getestet und dass Medikamente zugänglich gemacht werden.
"Natürlich gibt es den Wunsch nach Heilung", sagt Rockstroh. Aber schon die Entwicklung antiretroviraler Medikamente haben die Medizin und die Behandlung von HIV einen großen Schritt weitergebracht.
"Wenn die Menschen eine Therapie bekommen, ist für sie eine normale Lebenserwartung möglich", sagt Rockstroh. Und noch etwas sieht er positiv: "Es gibt sehr viele junge Leute, die ihre Themen [hier auf der Welt-AIDS-Konferenz] mit großem Enthusiasmus vorstellen. Das macht Mut und Hoffnung. Ich glaube, dass die jungen Leute die Kraft und die Energie haben, auch Dinge, die sehr verkrustet sind, aufzubrechen und dann auch zum Besseren zu verändern."
Am Welt-AIDS-Tag gedenkt die Welt der Opfer der Krankheit. Viele Regisseure haben sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. Wir stellen elf bemerkenswerte Filme zum Thema vor.
Bild: picture-alliance/dpa/Edition Salzgeber
Preisgekrönt: 120 BPM
Im vergangenen Jahr errang das Drama "120 BPM" den "Großen Preis der Jury" beim weltweit wichtigsten Filmfestival in Cannes. Regisseur Robin Campillo erzählt von der Liebe zweier junger AIDS-Aktivisten. Dem französischen Regisseur gelang eine sensible wie filmisch interessante Annäherung an ein schwieriges Thema.
Bild: picture-alliance/dpa/Edition Salzgeber
Zunächst heiter: Sorry Angel
Campillos Landsmann Christophe Honoré zeichnet für den jüngsten Film zum Thema AIDS verantwortlich, auch "Sorry Angel" feierte bei den Filmfestspielen in Cannes (2018) Weltpremiere. Der Film erzählt von der Freundschaft zweier schwuler Männer zu Beginn der 1990er Jahre in Frankreich. Honoré setzt sich auch in Romanen und Theaterstücken mit dem Thema auseinander.
Es waren amerikanische und französische Filme, die sich als erste mit dem Thema beschäftigten. "Longtime Companion" von Norman René gilt als eine der ersten Produktionen, die die vom HI-Virus ausgelöste Krankheit beschrieb. Es ist die Geschichte von acht schwulen New-Yorker Freunden zu Beginn der 1980er Jahre. Ein Thema des Films: die Verdrängung von AIDS bei Betroffenen und in der Gesellschaft.
Um das Thema Verdrängung von AIDS geht es auch in "Wilde Nächte". Der französische Regisseur und Hauptdarsteller Cyrill Collard hatte seinen autobiografisch gefärbten Roman 1989 veröffentlicht und drei Jahre später aus dem Stoff einen Film gemacht. In der Titelrolle ist Collard zu sehen, der einen Bisexuellen spielt, der keine Rücksicht auf sich und seine Partner nimmt. Collard starb 1993.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Oscardekoriert: Philadelphia (1993)
Jonathan Demmes Film "Philadelphia" war die erste große Hollywood-Produktion, die AIDS für ein breites Publikum auf die Leinwand brachte. Tom Hanks spielt einen Anwalt, dessen Stellung gekündigt wird - weil er erkrankt ist. Gerichtlich will er sich zu Wehr setzen. Der Film ist melodramatisch und sentimental, aber sehr effektvoll inszeniert. AIDS war nun auch im großen Hollywood-Kino angekommen.
Bild: Imago/Unimedia Images
Semidokumentarisch: ...und das Leben geht weiter (1993)
War "Philadelphia" im Stile großer Hollywood-Filme inszeniert, so beschritt der im selben Jahr angelaufene "...und das Leben geht weiter" von Roger Spottiswoode einen anderen Weg. Der Spielfilm versuchte mit dokumentarischen Mitteln die Ausbreitung der Krankheit auf vielen verschiedenen Schauplätzen nachzuzeichnen. Mit dabei der junge AIDS-Forscher Dr. Don Francis, gespielt von Matthew Modine.
Bild: picture-alliance/United Archives
Umstritten: Kids (1995)
Mit dokumentarischen Mitteln arbeitete auch der Spielfilm "Kids", der zwei Jahre später entstand. Regisseur Larry Clark entwarf das Panorama einer Jugendkultur im New York der 1990er Jahre. Sex ist eines der Hauptthemen der jungen Mädchen und Jungen - das Thema AIDS kommt hinzu. Umstritten war der Film, weil er mit minderjährigen Darstellern sehr drastische Szenen entwickelte.
Bild: picture-alliance/dpa/KPA
Melodramatisch: Alles über meine Mutter (1999)
Spaniens Regie-Star Pedro Almodóvar erzählte 1999 in der für ihn typischen Manier vom Leben, Leiden und der Liebe einer Handvoll Protagonisten in Madrid und Barcelona. "Alles über meine Mutter" ist ein Melodrama mit viel Gefühl und Emotion, es geht um Geschlechterrollen und gesellschaftliche Vorurteile. Auch in "Alles über meine Mutter" spielt das Thema AIDS eine zentrale Rolle.
Bild: picture-alliance/dpa/Arthaus
Rückblick: Wir waren Zeugen (2007)
Auf die frühen 80er Jahre blickte der Franzose André Téchiné in "Wir waren Zeugen" zurück. In Frankreich breitet sich die Krankheit aus, die Protagonisten, die Téchiné dem Zuschauer präsentiert, werden in verschiedenen Situationen mit AIDS konfrontiert. "Wir waren Zeugen" feierte bei der Berlinale Premiere, schaffte aber trotz Stars wie Emmanuelle Béart nicht den Sprung in die deutschen Kinos.
Bild: picture-alliance/dpa
AIDS Global: Same Same But Different (2009)
Auch das deutsche Kino beschäftigte sich mit AIDS. Rosa von Praunheim tat das 1986 in der für ihn typischen anarchistischen Art und Weise mit "Ein Virus kennt keine Moral" schon sehr früh und als erster. Regisseur Detlef Buck drehte 2009 den Film "Same Same But Different", der eine Liebe zwischen einem jungen Deutschen (David Kross, unser Bild) und einer kambodschanischen Prostituierten zeigt.
Bild: Delphi Filmverleih
Schauspielerfilm: Dallas Buyers Club (2014)
Großen Erfolg hatte vor vier Jahren der Film "Dallas Buyers Club" des kanadischen Regisseurs Jean-Marc Vallée. Matthew McConaughey (r.) und Jared Leto brillieren darin als zwei HIV-infizierte Protagonisten, die sich im Amerika der 1980er Jahre um wirksame AIDS-Medikamente bemühen. Für die beiden Schauspieler gab es bei der Oscarverleihung 2014 Auszeichnungen für die besten männlichen Darsteller.