Die Stimmung in deutschen Unternehmen hat sich im September erneut aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex legte zum fünften Mal in Folge zu - nach einem drastischen Einbruch in der Corona-Krise.
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Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hellt sich den fünften Monat in Folge auf. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im September auf 93,4 Punkte von 92,5 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Institut am Donnerstag mitteilte. "Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich trotz steigender Infektionszahlen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten den Ausblick für ihre Geschäfte und ihre Lage günstiger als zuletzt. "Die deutsche Wirtschaft bewegt sich derzeit sicher in unruhigen Pandemie-Gewässern", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters. "Ernüchterung hat sich bei einigen Dienstleistern breitgemacht, vor allem in der Reisebranche und im Gastgewerbe." Hier drückten steigende Infektionszahlen auf die Stimmung.
"Was nach dem Lockdown im Frühjahr aufgeholt werden konnte, wurde aufgeholt", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. "Dort, wo es schwieriger ist, wird es auch noch eine ganze Weile so bleiben, vor allem im Dienstleistungssektor." Entscheidend ist laut Experten der weitere Verlauf der Virus-Pandemie. "Durch erneut steigende Corona-Ansteckungszahlen und lokale Lockdowns besteht erhebliches Enttäuschungspotenzial", warnte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. "Nach den ersten Erfolgen gestaltet sich die wirtschaftliche Erholung zunehmend zäher."
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Anstieg der Corona-Fälle sorgt für Unsicherheit
Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich die Stimmung spürbar. Deutlich weniger Unternehmen schätzten ihre Situation schlecht ein. "Zudem erwarteten mehr Industriefirmen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verbessern wird", erklärte Fuest. Vor allem die Elektroindustrie sei optimistisch.
Im Dienstleistungssektor jedoch ging der Index zurück, nach zuletzt vier Anstiegen in Folge. Im Handel zog die Stimmung an. Viele Firmen gingen von einer weiteren Belebung in den kommenden Monaten aus. Auch am Bau läuft es derzeit rund. "Der Indikator zur aktuellen Lage kletterte auf den höchsten Wert seit März dieses Jahres." Der Ausblick sei weiter pessimistisch, aber etwas weniger als im August.
Die deutsche Wirtschaft war im Frühjahr wegen der Corona-Krise in Rekordtempo um 9,7 Prozent eingebrochen. Ökonomen und Bundesregierung erwarten für das zu Ende gehende Sommer-Quartal ein kräftiges Wachstum, das Ifo-Institut etwa rechnet mit einem Plus von 6,6 Prozent. Dennoch dürfte es im Gesamtjahr 2020 eine kräftige Rezession mit einem Wirtschaftseinbruch von fünf bis sechs Prozent geben. Zudem sorgt der Anstieg der Corona-Fälle in Deutschland und bei wichtigen Handelspartnern für Unsicherheit in der Wirtschaft.
Was mehr Lkws auf den Straßen über die Wirtschaft verraten
Wie steht's um die Wirtschaft? Neben klassischen Indikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklimaindex gibt es noch einige ungewöhnliche Indizes, an denen sich der Zustand der Konjunktur quasi in Echtzeit ablesen lässt.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Welz
Lkw-Maut-Fahrleistungsindex
Der Güterverkehr spiegelt wider, wie es um die industrielle Produktion im Land steht. Denn wenn Fabriken keine vollgeladenen Lastwagen mehr auf die Straße schicken, ist das auch ein Indikator für eine schlechte gesamtwirtschaftliche Lage. Praktisch ist, dass der Index täglich mit neuen Verkehrsdaten gefüttert wird.
Bild: Imago Images/M. Stein
Stromverbrauch
Während des Lockdowns zwischen Ende März und Mitte April lag der deutsche Stromverbrauch an Werktagen um 7,5 Prozent unter dem ansonsten erwartbaren Wert. Obwohl die Produktion seitdem wieder angestiegen ist, ist der Stromverbrauch immer noch knapp zehn Prozent niedriger als 2019.
Bild: MEHR
Mobilitätsindex
Digitalkonzerne wie Apple und Google werten täglich aus, nach welchen Routen Handynutzer in Navigationsapps wie Google Maps suchen. Die Daten zeigen, dass es in Deutschland zu Beginn des Lockdowns rund 60 Prozent weniger Anfragen in der App gab als zuvor.
Bild: picture alliance/dpa/U.Zucchi
Restaurant-Reservierungen
Zahlen des Restaurant-Reservierungsanbieters OpenTable zeigen drastisch, wie schwer der Corona-Lockdown die Gastronomie getroffen hat. Während Anfang März noch fast so viele Tische wie im Vorjahr reserviert wurden, war damit gegen Ende März komplett Schluss. Dieser Zustand hielt über Wochen an, bis es nach den Wiedereröffnungen der Restaurants seit Juli langsam wieder aufwärts geht.
Bild: Reuters/A. Gebert
Flugverkehr
Der Einbruch der Passagierzahlen in der Corona-Krise ist beispiellos. Während in Deutschland im Februar 2020 noch rund 15 Millionen Menschen an den Flughäfen gestartet oder gelandet sind, waren wenige Wochen später fast überhaupt keine Flugpassagiere mehr in der Luft. Auswertungen vom Flugbeobachter Flightradar24 zeigen, dass im April weltweit rund 75.000 weniger Flüge als 2019 gezählt wurden.
Bild: picture-alliance/M. Mainka
Containerumschlag-Index
Der allergrößte Teil des internationalen Handels wird per Schiff abgewickelt - und die transportieren vor allem Container. Die Wirtschaftsforscher vom RWI erfassen gemeinsam mit dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik die Daten aus 91 Häfen dieser Welt. Neueste Daten zeigen: Der Containerumschlag nähert sich dem Niveau vor der Corona-Krise wieder an.
Bild: picture-alliance/Xinhua/D. Ting
Arbeitslosigkeit
Ein klassischer Indikator für Konjunkturprognosen ist die Arbeitslosenzahl. Diese stieg von März auf April infolge der Krise auf über 2,5 Millionen. Das waren rund 415.000 Arbeitslose mehr als noch ein Jahr zuvor. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit weiter gestiegen - wenn auch schwächer als zuvor. Laut Arbeitsagentur stabilisiert der massive Einsatz der Kurzarbeit aber den deutschen Arbeitsmarkt.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Neuzulassungen von Autos
Ob sich die Konjunktur gut entwickelt, machen manche Ökonomen daran fest, ob sich Privatleute oder Firmen neue Autos zulegen. Den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes nach steht es demnach schlecht um die Volkswirtschaft. Denn im März dieses Jahres wurden 37, 7 Prozent weniger Neuwagen zugelassen als noch im März 2019. Im April waren es sogar über 61 Prozent weniger Zulassungen als im Vorjahresmonat.