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Terrorismus

Stockholm in Trauer

9. April 2017

In der Stadt versammelten sich bei der so genannten "Liebes-Demonstration" nahe dem Anschlagsort mehrere tausend Menschen. Sie wollten mit ihrem Protest ein Zeichen gegen Terror, Gewalt und Angst setzen.

Ein Blumenmeer für die Opfer
Ein Blumenmeer für die OpferBild: Reuters/G. Malherb

Viele nahmen sich in den Arm, manche hatten die Blicke gesenkt, einige weinten leise. Sie wollten gemeinsam dem Terror trotzen und das verarbeiten, was ihnen immer noch unwirklich erscheint. Margareta Sjöberg hielt selbst gepflückte Anemonen in der Hand. "Ich hatte das Gefühl, es wäre wichtig, hier unter meinen Landsleuten zu sein", sagte sie.

Am Kaufhaus Åhléns hat das Geschehen deutliche Spuren hinterlassen. Hier kam der Lastwagen einer Brauerei, den der Täter entführt hatte, zum Stehen, durchbrach die Fassade. Jetzt decken Spanplatten die zerstörten Wände ab. Darauf haben Besucher in vielen Sprachen Botschaften geschrieben. "Wir stehen zusammen", steht dort, und "Gewalt mit Frieden bekämpfen".

Mit Tränen in den Augen gedenken die Schweden der OpferBild: Getty Images/M. Campanella

Die Stockholmer Schülerin Ida Lindberg hatte Herzen darauf gemalt. "Als Symbol der Liebe", sagte sie. Die Absperrungen um den Tatort hat die Polizei inzwischen entfernt, die vielen Rosen, Gerbera und Tulpen eingesammelt, die die Gitter mit ihrem Gewicht niederzudrücken drohten. "Wir haben uns entschieden, sie auf die Treppen zu legen", sagte Nina Taberman von der Stadt Stockholm, während Mitarbeiter in orangefarbenen Overalls immer noch Kerzen und Frühlingsblumen in allen Farben auflesen und in Schubkarren zum Sergels Torg, einem beliebten Platz in Stockholm, bringen. "Hier bleiben sie so lange liegen, wie die Menschen es brauchen." 

König Carl Gustaf sagte in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache, Schweden sei seit langem und werde auch in Zukunft ein sicheres und friedliches Land sein. "Es gibt viel mehr Menschen, die uns helfen wollen, als solche, die uns schaden wollen."

Konsequente Abschiebungen geplant

Ministerpräsident Stefan Löfven sprach von einer Wut in der Bevölkerung, die auch er fühle. "Wir müssen diese Wut für etwas Konstruktives benutzen und nach vorne blicken", sagte er. Nach dem Anschlag dringt Löfven auf eine konsequentere Abschiebepraxis. Dem mutmaßlichen Attentäter war nach Behördenangaben 2016 eine Aufenthaltsgenehmigung versagt worden. Er hätte das skandinavische Land verlassen müssen, tauchte aber unter. «Das frustriert mich», sagte der Sozialdemokrat Löfven. Ein Nein müsse eine Abschiebung zur Folge haben. "Wir müssen die Möglichkeiten verbessern, das durchzusetzen. 

Seit dem LKW-Anschlag vor zwei Tagen, bei dem vier Menschen getötet und 15 weitere verletzt wurden, hatten zahlreiche Menschen ihr Mitgefühl und Entsetzen ausgedrückt, darunter Regierungsmitglieder, die Königsfamilie und Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften. Amt Tatort wurden Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt. Auch aus dem Ausland kamen viele Beileidsbekundungen.

Kronprinzessin Victoria Prinz Daniel besuchten des Ort des AnschlagsBild: picture alliance/Lehtikuva/dpa/A. Aimo-Koivisto

Ausweisung war angeordnet

Die Polizei ermittelt inzwischen auf Hochtouren. Der 39 Jahre alte Mann aus Usbekistan soll sich für "extremistische Gruppen interessiert" haben, darunter auch für die Terrormiliz "IS", hieß es. Die Behörden sind mit den Ermittlungen bislang zufrieden. "Die Beweislage hat sich verstärkt, und die Ermittlungen laufen sehr gut", sagte Jan Evensson von der Stockholmer Polizei.

Die schwedische Polizei informiert über die ErnmittlungenBild: Reuters/TT/M. Suslin

Die Ermittler suchen indes weiter nach möglichen Helfern des mutmaßlichen Attentäters. "Ungefähr fünf" Personen halte man derzeit fest, so Evensson weiter. Eine Person befindet sich in Haft, so die Behörden. Etwa 500 Menschen habe man befragt. Polizeisprecher Jonas Hysing sagte, es gebe keine konkreten Hinweise auf weitere Anschläge. "Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit Europol und Interpol."

Opfer sind identifiziert

Alle vier Todesopfer seien mittlerweile identifiziert, so ein Sprecher der Polizei am Sonntag gegenüber dem schwedischen Fernsehen. Zwei der Toten sind Schweden, und jeweils ein Opfer stammt aus Großbritannien und Belgien. "Wir haben leider beim Attentat von Stockholm eine Landsmännin verloren", teilte Außenminister Didier Reynders über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Auch ein elfjähriges Mädchen wurde auf dem Heimweg von der Schule bei dem Anschlag getötet, wie ihre Hinterbliebenen mitteilten.

Schweden rückt zusammenBild: Getty Images/AFP/J. Nackstrand

Nach den Vorfällen hat Schweden die Grenzkontrollen verschärft. Für Montag hat Ministerpräsident Stefan Löfven zum Gedenken an die Opfer des Anschlags eine Schweigeminute angekündigt.

cgn/hf (ap, epd, rtr)

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