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Stolpern am Stichtag

Am Anfang brannten die Bücher. Vor 75 Jahren. Später wurden die Menschen vergast und verbrannt. Ein Denkmal am Bebelplatz in Berlin erinnert an die Anfänge der großen Barbarei.

Bild: Maksim Nelioubin
Bild: AP

Es ist ein unauffälliges Denkmal auf dem Bebelplatz. Vorne pulsiert der Boulevard Unter den Linden mit der Humboldt-Universität auf der anderen Seite. Es sind nur paar Minuten bis zum Berliner Dom …

Über diese Glasplatte - im Kopfsteinpflaster eingelassen - bin ich zufällig gestolpert. Die Wirkung war umso stärker. Die schwarz-weißen beweglichen Bilder mit den brennenden Büchern habe ich schon oft gesehen, bin aber noch nie am Ort des Verbrechens gewesen.

Bild: Maksim Nelioubin
Bild: Maksim Nelioubin

10. Mai 1933. In medialer Sprache sagt man "Stichtag" dazu. An diesem Tag brannten im Hitler-Deutschland an vielen Orten abertausende Bücher. Brecht, Einstein, Tucholsky, Mann, Freud, Zweig …

1995 wurde in Berlin ein Denkmal des israelischen Künstlers Micha Ullman eröffnet. Unterirdisch, hermetisch, nur mit einem "Fenster" im Boden. Die Bücherregale sind leer.

Bild: Maksim Nelioubin
Bild: Maksim Nelioubin


Die Menschen kommen vorbei, die meisten - mit Reiseführern - wohl wissend, was sie hier erwartet. Jetzt weiß ich auch, wo ich Unter den Linden abbiegen soll, um ein paar Minuten still mit gesunkenem Kopf stehen zu bleiben.

Bild: Maksim Nelioubin

Maksim Nelioubin

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