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Stolzer Verbündeter im "Neuen Europa" - Rumänien und die USA

25. April 2003
Köln, 25,4.2003, DW-radio / Rumänisch, Keno Verseck

Schon vor dem Irak-Krieg haben sich zahlreiche osteuropäische Länder der so genannten "Koalition der Willigen" angeschlossen. Darunter auch Rumänien, das besonderen Wert auf sein enges Verhältnis zu den USA legt. Das Land gewährte nicht nur Überflugrechte, sondern stellte auch ein kleines Truppen-Kontingent. Seit Ende Februar haben die USA auf dem Flughafen Mihai Kogalniceanu nahe der Schwarzmeer-Hafenstadt Constanta zudem einen Luftwaffen- und Truppen-Stützpunkt. Zwar ist dies offiziell nur eine vorläufige US-Militärbasis, doch inoffiziell hat Washington bereits die Absicht signalisiert, einen dauerhaften Stützpunkt in Rumänien zu errichten. Keno Verseck hat sich in Mihai Kogalniceanu umgeschaut.

Bis vor kurzem war Mihai Kogalniceanu ein ruhiger Ort. Ein paar Mal in der Woche kamen hier, 15 Kilometer von der Schwarzmeer-Hafenstadt Constanta entfernt, Urlauberflugzeuge an. Auch die rumänischen Militär-Piloten flogen in den letzten Jahren wenig, weil es zu viele Probleme mit den russischen Kampf-Flugzeugen vom Typ MIG gab.

Seit Ende Februar jedoch dröhnen in Kogalniceanu fast ständig Flugzeugmotoren. Der Ort dient derzeit als Basis für amerikanische Truppen- und Material-Transporte in den Irak. Zeitweise machen hier mehrere Tausend US-Soldaten Station.

Besichtigen kann man die stark gesicherte Basis nicht, auch Journalisten werden nicht hineingelassen. Nur außerhalb der Basis sind Gespräche mit ausgewählten US-Soldaten möglich. Wenn sie erzählen, ist viel von der neuen rumänisch-amerikanischen Freundschaft die Rede. Patrick Wallace, ein 31-jähriger Munitionsoffizier, hat zwar noch nicht viel von Rumänien gesehen, aber er schwärmt von den Einwohnern des Ortes:

"Ich fühle mich sehr gut in Rumänien. Vor einigen Tagen habe ich mit einem unserer Lieferanten gesprochen. Der erzählte mir, als er ein kleines Kind gewesen sei - fünf Jahre alt -, da hat ihm sein Großvater gesagt, dass die Amerikaner kommen würden und dass man sie mit offenen Armen willkommen heißen sollte. Mensch, ich fühle mich sehr willkommen hier."

Auch der 21-jährigen Linney Walker, die im Kommunikations- und Kommando-Zentrum der Luftwaffenbasis arbeitet, gefällt es so gut, dass sie länger bleiben möchte. Ihr Wunsch:

"Oh, ich würde gern nach Transsylvanien fahren, das ist eine Sache, die ich sehen will. Um etwas über Dracula zu erfahren."

Der Sprecher der US-Luftwaffenbasis, Chris Watt, will sich nicht direkt zu der Frage äußern, ob die amerikanische Präsenz in Rumänien vorübergehend oder längerfristig sein werde. Doch seine Worte klingen, als ob die US-Soldaten sich auf mehr als nur auf ein paar Wochen einrichteten:

"Ich würde sehr gern hier stationiert sein, sehr gern, falls es irgendwann eine permanente Basis werden sollte. Ich kann nichts über diplomatische und politische Entscheidungen sagen, aber auf der persönlichen und freundschaftlichen Ebene habe ich den Eindruck, dass die Leute ganz sicher wollen, dass wir hier bleiben."

Inoffiziell haben die USA bereits angedeutet, dass sie an einer permanenten Truppen-Präsenz in Rumänien interessiert sind. Die rumänische Führung steht dieser Absicht positiv gegenüber. Auch Staatspräsident Ion Iliescu im Gespräch mit der Deutschen Welle befürwortet eine dauerhafte Stationierung:

"Es ist möglich, wir haben noch nicht darüber diskutiert. Aber wir sind für einen solchen Dialog offen. Auch in der Haltung der Bevölkerung spiegelt sich wider, dass man der Präsenz befreundeter Verbündeter in unserem Land positiv gegenübersteht, denn diese Präsenz ist ja auch mit wirtschaftlichen Vorteilen verbunden."

In Brüssel wird Rumäniens US-freundliche Haltung jedoch kritisch gesehen. So bekam Ministerpräsident Adrian Nastase kürzlich von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi zu hören, Rumänien könne nicht gleichzeitig eine militärische Zukunft mit den USA und eine ökonomische mit der EU haben. Der rumänische Staatspräsident Ion Iliescu weist diese Kritik entschieden zurück:

"Auch wir sind für eine gemeinsame Sicherheitspolitik der EU, die allerdings die Notwendigkeit der euroatlantischen Solidarität nicht ignorieren kann. Ich möchte eines sagen: Die ganze Europäische Union hat im Sicherheitsbereich von der Unterstützung der USA profitiert. Erst jetzt stellt sich für die EU das Problem, Strukturen zu schaffen und eine Politik zu entwickeln, die ihr eine unabhängige Rolle sichern: die Rolle eines Partners, nicht die eines Untergeordneten, die Rolle eines mit den Vereinigten Staaten gleichrangig Verbündeten. Das hat die EU bislang nicht gemacht."

Zurück im Ort Mihai Kogalniceanu. Hier sind die Amerikaner das Gesprächsthema Nummer eins, vor allem in den Kneipen an der Hauptstraße. Und man hört nicht nur Zustimmung. Die 24-jährige Kellnerin Elena will, dass die Amerikaner abziehen:

"Es stört mich. Sie sind hier überflüssig. Warum sind sie überhaupt hierher gekommen, in unser Land, in unseren Ort?! Sie sollen besser zuhause bleiben. Ich habe nichts gegen sie, aber warum beschäftigen sie sich nicht mit dem Krieg, statt hier zu sein?!"

Die Mehrheit der Leute im Ort ist jedoch dafür, dass die Amerikaner bleiben. So auch der Bürgermeister des Ortes, Dinu Traian:

"Wir sind vollkommen einverstanden mit der amerikanischen Truppen-Präsenz. Dadurch, dass sie hier stationiert sind, werden wir größere Sicherheit haben, und automatisch werden sich auch neue Wege für mehr Prosperität im Ort Kogalniceanu eröffnen."

Die Hauptstraße des Ortes und das Bürgermeisteramt sind mit Dutzenden Europa-Fahnen geschmückt. Gerade war der luxemburgische Ministerpräsident hier zu Besuch. Und wie steht es mit amerikanischen Fahnen? Der Bürgermeister verspricht:

"Ich denke, wir werden sicher auch amerikanische Fahnen aushängen. Wir wollen ja mit den Ideen der rumänischen Regierung Schritt halten." (fp)