Straßenschlachten bei Mai-Demos in Paris
2. Mai 2018In Paris formierte sich neben der Gewerkschaftsdemonstration ein Protestzug der ultra-linken Szene mit rund 14.500 Personen, unter ihnen nach Polizeiangaben mindestens 1200 Personen, die dem sogenannten "schwarzen Block" zugerechnet werden. Aus ihren Reihen flogen Steine und andere Wurfgeschosse auf Polizisten. Randalierer verwüsteten ein Schnell-Restaurant im Südosten der französischen Hauptstadt und beschädigten ein Auto-Geschäft sowie eine Baumaschine.
Pariser Polizei nimmt fast 300 Randalierer fest
Dabei wurden nach Polizeiangaben auch Brandsätze geschleudert. Ein Beamter und drei weitere Menschen wurden leicht verletzt. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Laut den Behörden wurden 109 Menschen in Gewahrsam genommen. bei ihnen seien illegale Waffen entdeckt worden. Präsident Emmanuel Macron sprach von "Gewaltakten" und kündigte eine Strafverfolgung der Täter mit "absoluter Entschlossenheit" an.
Wegen der Ausschreitungen musste die Gewerkschaftsdemonstration auf eine andere Route ausweichen. Die gewerkschaftlichen 1.-Mai-Demonstrationen richteten sich in diesem Jahr in Frankreich insbesondere gegen die Reformpolitik von Präsident Macron. Landesweit demonstrierten nach Angaben der Gewerkschaft CGT 210.000 Menschen, die Polizei bezifferte die Zahl der Demonstranten auf 143.500.
Türkische Polizei greift hart durch
In der türkischen Metropole waren 26.000 Polizisten unterstützt von Hubschraubern und Wasserwerfern im Einsatz, um das Versammlungsverbot durchzusetzen. Erlaubt waren nur kleinere symbolische Gesten und Versammlungen weit außerhalb der Millionenstadt. Ansonsten sind Demonstrationen im Zentrum Istanbuls seit 2014 verboten - als Reaktion des Regimes von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die regierungsfeindlichen Gezi-Proteste. Unter dem nach dem Putschversuch im Juli 2016 verhängten Ausnahmezustand ist das Recht auf Kundgebungen ohnehin stark eingeschränkt. Dies wollten sich Teile der türkischen Oppositionsbewegung und vor allem linke Gruppierungen nicht bieten lassen.
Schlacht um symbolträchtigen Taksim
Sie versuchten mit Gewalt, die Polizeiabsperrungen um den zentralen Taksim-Platz zu durchbrechen. Vor allem auch im Stadtteil Besiktas kam es laut Angaben der Nachrichtenagentur DHA zu massiven Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht, als Anhänger einer kleinen radikalen Partei in Richtung Taksim marschieren wollten.
Die Polizei nahm mindestens 80 Demonstranten fest und transportierte sie in Bussen zu Vernehmungen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Wie Anadolu und CNN Türk meldeten, waren mehr als 26.000 Polizisten im Einsatz, unterstützt von Hubschraubern, dutzenden Wasserwerfern und gepanzerten Fahrzeugen.
Im asiatischen Stadtteil Maltepe weit außerhalb des Zentrums kamen Gewerkschafter und Unterstützer der größten Oppositionspartei CHP zusammen. Auf dem Taksim-Platz durfte lediglich Blumen am Atatürk-Denkmal niedergelegt werden. Genehmigte Demonstrationen gab es darüber hinaus in der Hauptstadt Ankara und in Izmir.
Kampftag auch in Teheran
In der iranischen Hauptstadt seien sechs Personen festgenommen worden, die an einer ungenehmigten Demonstration von Arbeitern teilgenommen hatten, meldete die Nachrichtenagentur ILNA. Eine große Zahl von Arbeitern, aber auch Lehrern, hätten sich in Teheran versammelt, um den internationalen 1. Mai zu begehen.
In Griechenland zogen tausende Demonstranten in drei Aufmärschen durch Athen, darunter viele Anhänger der Kommunisten. Fähren in der Ägais und zahlreiche Bahnen wurden bestreikt. In den vergangenen Wochen war es wiederholt zu Protesten gegen den Sparkurs der Regierung unter dem Diktat der internationalen Kreditgeber gekommen.
Mai-Kundgebungen in Berlin und Hamburg weitgehend friedlich
In Deutschland blieben die sogenannten "revolutionären 1. Mai-Demonstrationen" in Berlin und Hamburg im Gegensatz zu früheren Jahren weitgehend friedlich. In Berlin-Kreuzberg versammelten sich nach Polizeiangaben rund 6000 Menschen, in Hamburg zählte die Polizei bei nasskaltem Wetter rund 2200 Teilnehmer. Aufgrund der früheren Ausschreitungen war die Polizei mit starken Kräften präsent, allein in Berlin mit 5300 Beamten. Die Polizei registrierte jedoch lediglich kleinere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mit einigen Leichtverletzten sowie Sachbeschädigungen etwa an Autos. Es kam auch zu Festnahmen, die nach Polizeiangaben jedoch im "unteren zweistelligen Bereich" lagen.
ww/se/SC/uh (afp, APE, rtre, dpa)