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Schöne Hansestadt als Weltkulturerbe

Robert Fishman (Euranet)30. Januar 2009

Mächtige Backsteinkathedralen liegen wie gestrandete Schiffe am Ufer. Zu ihren Füßen verlieren sich Gassen zwischen Giebelhäusern aus dem Mittelalter: In Stralsund finden Touristen viele Sehenswürdigkeiten.

Blick auf Stralsund in der Abendsonne
Stralsund trägt seit 2002 den Titel WeltkulturerbeBild: DW

Mai 1370: Nach jahrelangen Kriegen erklärt sich das mächtige Dänemark zum Frieden mit der Hanse bereit. Die Unterhändler des Königs unterschreiben im Rathaus zu Stralsund den Friedensvertrag, der als "Friede von Stralsund“ in die Geschichte eingeht. Im Hafen liegen reich beladene Schiffe mit Waren aus ganz Europa. Stralsund ist eine der reichsten Städte Europas.

Historische Stadtführungen zeigen das Leben von damals

Der Stralsunder HafenBild: DW

"Das Stralsunder Rathaus ist wie die Kinder: große Klappe, nichts dahinter“, zitiert Stadtführerin Helga-Lisa Meyfarth einen Schnack, also einen Spruch, aus der Hansezeit. In der Tracht einer hanseatischen Kaufmannsfrau aus dem 14. Jahrhundert zeigt sie Touristen ihre Stadt.

"Wenn ich dann mit meiner Dienstmagd hier durch das Langhaus ging, hatte ich natürlich keinen Einkaufskorb am Arm, den hatte meine Dienstmagd. Ich musste die Hände frei haben für andere Dinge, das Geld zählen und solcherlei wichtige Sachen.“ Wie Trutzburgen thronen die beiden großen Stralsunder Backsteinkirchen über der Altstadtinsel: Sankt Nikolai am Alten Markt, genannt die "„Mächtige“ und Sankt Marien am Neuen Markt, genannt die "Prächtige“.

Stralsunds Charme zieht viele in den Bann

Mit einer echten Hanseatin durch die StadtBild: DW

Die Stralsunder Kaufleute wie auch die Mitglieder der Zünfte waren sehr stark im Glauben verankert und auch sehr selbstbewusst. Denn in ihrer Stadt wurde damals der Krieg zwischen der Hanse und dem Königreich Dänemark mit dem Stralsunder Frieden beendet. So sollte das tiefe religiöse Empfinden und auch das Selbstbewusstsein der Stralsunder in einem repräsentativen Kirchenbau für alle Welt sichtbar werden. Also plante man ein beeindruckendes Bauwerk. 20 Pfeiler baute man zur Begrenzung des Mittelschiffs in die Höhe.

Viele Westdeutsche, die nach dem Ende der DDR Stralsund entdeckten, waren fasziniert von diesem mittelalterlichen Flair in den Stralsunder Gassen. Einige sind für immer geblieben. Friz Fischer aus Schwaben zum Beispiel. In einem kopfsteingepflasterten ehemaligen Pferdestall am Hafen hat sie ihre "Galerie der Sprüche“ eröffnet: Von der Decke hängen in Folie laminierte Zitate. Gleich im Eingang liest man "Das haben wir immer schon so gemacht“ oder "Geht nicht, gibt’s nicht“ – so etwas wie der Wahlspruch der umtriebigen Galeristin, Jahrgang 1955. In der "Initiative Altstadt“ engagiert sie sich für den Erhalt der alten Häuser.

Ein Bierchen am Abend und mitreißende Geschichten

Historische Gebäude findet man in jeder StraßeBild: DW

In der Kneipe zur Fähre erholen sich die Touristen vom ermüdenden Kulturbummel. An der Decke hängen alte Lampen und ein graubraunes Segel. Die freigelegten Balken aus der Bauzeit des Hauses um 1330 trennen einen kleinen Nebenraum ab. An der dunkelbraun getäfelten Wand hängen ein Waschbrett, eine alte Schüssel, eine alte Schiffslampe, ein paar Fischergummistiefel und Bilder, die Künstler der Wirtin Hanni geschenkt haben.

Die Kneipe ist Hannis Zuhause: "Das wichtige daran ist, dass die Kneipe so alt ist. Die ist aus dem Mittelalter, die ist von 1332. Dieses Haus alleine zeigt viel Historie. Hier brauche ich eigentlich nur freundlich sein“, erzählt die Wirtin. "An dieser Kneipe ist einfach die Gemütlichkeit schön“, sagt ein Gast, "hier kann man immer herkommen, hier ist immer eine gute Stimmung drin, hier sind immer lustige Leute. Macht einfach Spaß, hier her zu gehen.“

Hannis Kneipe entstand vermutlich als Hafenspelunke direkt an der Stadtmauer, die gleich eine Wand des Schankraums lieferte. Ob die Dänen nach dem Friedensschluss hier eingekehrt sind, ist jedoch nicht überliefert.

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