Wenn Disney seinen eigenen Streamingdienst startet, können alle anderen Anbieter einpacken? Nicht unbedingt. Selbst Mickey muss sich etwas ins Zeug legen - und setzt dabei auf Exklusivität.
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Bislang waren Disney-Filme auf Netflix zuhause. Doch das war nur der Anfang, denn Mickey und Co. haben jetzt eine neue, alte Heimat gefunden. Sie kehren quasi nach Hause zurück. Den Disney hat jetzt einen eigenen Streamingdienst.
An diesem Dienstag (12.11.) ging's los - "Disney+" bzw. "Disney Plus" ist in den USA, Kanada und den Niederlanden gestartet.
Wie Weihnachten
Das könnte für Disney-Fans vermutlich kaum besser liegen - denn was gibt es Besseres, als sich mit Klassikern wie "The Nightmare Before Christmas", "Winnie Puuh" oder "Toy Story" auf Weihnachten einzustimmen?
Anderswo braucht es noch etwas Geduld: Der Deutschland-Start ist für den 31. März 2020 angesetzt, zeitgleich mit Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich. Auch nicht schlecht: Zwei Wochen später ist Ostern.
Obligatorisches Streaming?
So ganz aus dem Nichts kommt der Streamingdienst nicht - schließlich war Disney im Zugzwang. Immer mehr Streaming-Dienste buhlen um die Zuschauer. Netflix zum Beispiel wurde 1997 gegründet und stieg 2007 ins Video-on-Demand-Geschäft ein - machte also Video-Inhalte per Streaming für Abonnenten zugänglich. Heute hat Netflix weltweit knapp 150 Millionen Abonnenten.
Es gesellten sich unter anderem "Amazon Prime Video", "Sky go", "Watchever" oder "Maxdome" dazu. Auch Youtube streamt.
Vielleicht sollte man lieber fragen: Wer streamt heute eigentlich noch nicht? Ein paar Schwergewichte gab es da tatsächlich, bis jetzt.
Als eine Art Spätzünder entpuppte sich neben Disney auch Apple, immerhin eine der reichsten Firmen der Welt. Zwar hatte Steve Jobs schon mit dem Gedanken gespielt, in den Streaming-Markt einzusteigen - konnte die Idee vor seinem Tod 2011 aber nicht realisieren. Acht Jahre später stagnieren die Verkaufszahlen von iPhone und Co. und Apple versucht nun, mit digitalen Abos neue Kunden zu gewinnen und alte zurückzuholen. Ob der Plan aufgeht, muss sich noch zeigen. Apple TV Plus ist seit Anfang November verfügbar.
Erfolgreicher Testballon
Fast zeitgleich mit Apple entschied sich auch Disney, in den Streaming-Ring zu steigen. Die Walt-Disney-Studios gehören zu den größten und erfolgreichsten Filmstudios der Welt, gegründet 1923.
Schon länger stand bei Disney der eigene On-Demand-Dienst im Raum, dieses Vorhaben fruchtete aber vorerst nur in einem umfassendes Lizenzabkommen mit Netflix und mit einer Art heimlichem Testballon in Großbritannien. Dort testete Robert Iger, der CEO von Disney, eine Streaming-App namens "DisneyLife" - offenbar Erfolg versprechend, denn von dem Exklusivvertrag mit Netflix trat Disney innerhalb von nicht einmal einem Jahr zurück.
Was bietet Disney+?
Disney+ hat das ganze Disney-Universum im Angebot - was mehr ist als man zuerst vermuten mag: Denn dazu gehören klassische Inhalte wie Bambi und Peter Pan, aber auch Animationsfilme der Disney-Trickfilmtochter Pixar, die Superhelden des Marvel-Universums, Star Wars und die Dokumentationen von National Geographic.
Im Umkehrschluss sind all diese Inhalte auf keinen anderen Streamingdiensten mehr zu finden. Disney möchte exklusiv sein. Infolgedessen heißt es auch: Fremde Inhalte müssen draußen bleiben.
Hier müssen die Nutzer nun abwägen, was sie sehen möchten, und was nicht. Die monatlichen Kosten für Disney+ betragen 6,99 Euro (in den Niederlanden), das Jahresabo gibt es für 69,99 Euro. Netflix ist dagegen etwas teurer, das Basispaket gibt es für 7,99 Euro im Monat.
(K)ein Selbstläufer?
So beliebt Disney auch ist, so schwierig sind die Erfolgschancen des Streaming-Alleingangs abzuschätzen.
Laut einer Befragung (siehe Infografik) ist die Mehrheit der US-amerikanischen Haushalte, die bereits einen Streaminganbieter abonniert haben - darunter Hulu-, Netflix- und Amazon-Kunden - laut eigener Aussage "wahrscheinlich nicht" dazu bereit, auch noch ein Disney Plus-Abo abzuschließen.
Ähnliches ergab eine Umfrage des Finanzdienstleistungsunternehmen Piper Jaffray im Auftrag von CNBC. Rund 1500 Netflix-Abonnenten wurden hierbei befragt, ob sie einen Wechsel zu Disney oder Apple in Erwägung ziehen. 72 Prozent lehnten Disney+ ab - dennoch wäre es für viele der Befragten jedoch eine Option, mehrere Dienste zu abonnieren.
Optimistischer ist dagegen schon die Prognose des Analytikunternehmens Jumpshot. Hier basieren die Ergebnisse nicht auf Umfragen, sondern es wurden Verbraucheraktivitäten auf der Webseite als Grundlage herangezogen. Nach Jumpshot haben sich bereits vor dem Start des Disney-Streamingdienstes mehr als eine Million Kunden in den USA registriert, schreibt "TechCrunch", ein Online-Nachrichtenportal für Technologie- und Internet-Unternehmen.
Doch die Daten von Jumpshot geben noch mehr Informationen preis: Nach Angaben des Unternehmens abonnieren 31 Prozent der Disney+-Abonnenten auch mindestens eine weitere Streaming-Plattform. 19,4 Prozent sind demnach außerdem bei Amazon Prime registriert, 18,5 Prozent nutzen Netflix und 9,1 Prozent abonnieren Hulu.
Am Ende gibt es vielleicht doch ein Happy End für alle - fast alle.
Kinder wie Erwachsene lieben Zeichentrick-Abenteuer. Filme wie "Aladin und die Wunderlampe" oder "Dumbo" kommen neu ins Kino - als reale Geschichten mit bekannten Schauspielern. Hier die beliebtesten Kultfilme.
Bild: imago/ZUMA Press
Der König der Löwen (2019)
Donald Glover schenkt Simba seine Stimme und James Earl Jones spricht – wie schon im Original – Simbas Vater Mufasa. Der Titelsong ist von Beyoncé. Starbesetzung also für den neuen "König der Löwen". Im Gegensatz zum Original von 1994 wird die Neuverfilmung unter der Regie von Jonathan Favreau kein Zeichentrick-, sondern ein fotorealistischer Animationsfilm sein.
Es ist einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten. Inspiriert wurde die Geschichte von Shakespeares "Hamlet". Den weltbekannten Song "The Lion Sleeps Tonight" aus dem Soundtrack komponierte der Südafrikaner Solomon Linda bereits 1939 - im Abspann wurde sein Name aber nicht genannt. Seine Tochter beschwerte sich erfolgreich: Ihrer Familie wurde ein Teil der Tantiemen zugesprochen.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Aladin und die Wunderlampe (2019)
Die Realverfilmung unter der Regie von Guy Ritchie kam in den USA am 24. Mai 2019 in die Kinos. Der Schauspieler Will Smith mutiert darin mit Hilfe neuester Computertechnik zum blauen Riesen "Genie". Der kanadische Schauspieler Mena Massoud (rechts) spielt die Hauptrolle, an seiner Seite Naomi Scott als Prinzessin Jasmine.
Bild: imago/ZUMA Press
Aladin und die Wunderlampe (1992)
Neben "Die kleine Meerjungfrau" (1989) und "Die Schöne und das Biest" (1991) gilt auch der auf einem arabischen Märchen basierende Film "Aladin und die Wunderlampe" als Vorreiter der sogenannten "Disney Renaissance". Unvergessen, wie kongenial Robin Williams dem Dschinn Genie seine Stimme lieh. Der Film wurde für seinen Unterhaltungswert für groß und klein gelobt und gewann zwei Oscars.
Bild: picture-alliance/United Archives
Dumbo (2019)
Regisseur Tim Burton ist bekannt dafür, dass er Freaks und Außenseiter feiert. Kürzlich setzte er die neue Disney-Verfilmung des Klassikers "Dumbo" um. Mit seinen übergroßen Ohren ist der Elefant selbst im Zirkus ein Außenseiter und eine Lachnummer, was ihn sehr betrübt. In der Neuverfilmung mit dabei sind die Schauspieler Michael Keaton und Danny DeVito, die Musik komponierte Danny Elfman.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Dumbo (1941)
Durch seine riesigen Ohren kann der kleine Elefant Dumbo fliegen - auch wenn er selbst diese Fähigkeit der winzigen Feder zuschreibt, die er immer mit sich trägt. Dieser frühe und einfach gehaltene Zeichentrickfilm ist mit 64 Minuten einer der kürzesten Disney-Filme, da die Produktionskosten im Krieg niedrig gehalten werden mussten.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Alice im Wunderland (2010)
Regisseur Tim Burton war schon 2010 für die Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" verantwortlich: mit Johnny Depp und Helena Bonham in den Hauptrollen. Der Film wurde ein Kassenschlager. Disney wollte mehr davon und produzierte 2016 eine Fortsetzung: diesmal ohne Burton.
Bild: Imago
Alice im Wunderland (1951)
Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" wurde 1951 erstmals verfilmt, damals als Zeichentrickfilm. Aber der Streifen kam bei den Zuschauern zunächst nicht gut an; erst in den 1960er Jahren wurde der Film Kult: Die magischen Substanzen und bizarren Welten der kleinen Alice erinnerten die Hippies an ihre eigenen Drogen-Trips.
Bild: Imago
Das Dschungelbuch (2016)
Die meisten Zuschauern kennen "Das Dschungelbuch" nur als Zeichentrickfilm.1994 wurde es als erste Disney-Produktion als Realverfilmung mit echten Schauspielern umgesetzt. 2016 kam noch mal ein Remake ins Kino - mit neuester 3D-Technik. Die Synchron-Stimmen waren mit Hollywood-Stars wie Bill Murray, Ben Kingsley, Idris Elba, Lupita Nyong'o und Scarlett Johansson prominent besetzt.
Bild: 2015 Disney Enterprises, Inc
Das Dschungelbuch (1967)
"Das Dschungelbuch" des Briten Rudyard Kipling erschien 1894. Es erzählt die Geschichte des Waisenjungen Mogli, der von Wölfen aufgezogen wird. Zusammen mit dem Panther Baghira und dem Bären Balu streift er fröhlich durch den Dschungel. Die Synchronisation der animierten Musical-Komödie fängt den Geist der 60er Jahre ein und machte den Film in Deutschland zum erfolgreichsten Streifen aller Zeiten.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Cinderella (2015)
Der Film Cinderella brachte der englischen Schauspielerin Lily James in der Titelrolle den Karriere-Durchbruch, an ihre Seite gab Cate Blanchett die böse Stiefmutter. Die spektakulären Kostüme von Sandy Powell waren sogar eine Oscar-Nominierung wert. Lob bekam für den Film auch dafür, dass die Magie des Zeichentrickfilms nicht verloren gegangen sei.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Disney/J. Olley
Cinderella (1950)
Disney stand kurz vor der Pleite, als der Zeichentrickfilm Cinderella 1950 in die Kinos kam. Zum Glück für das Studio war die Adaption von Charles Perraults Märchen ein voller Erfolg. Kritisiert wird von vielen die anti-feministische Rolle Cinderellas, denn das Mädchen setzt all seine Hoffnungen auf einen Traumprinzen. Andere sehen in ihr eine Rebellin gegen Gewalt in der Familie.
Bild: Picture-alliance/Walt Disney Co./Courtesy Everett Collection
Die Schöne und das Biest (2017)
Mit Produktionskosten von rund 200 Millionen Euro war die Realverfilmung von "Die Schöne und das Biest" das teuerste Musical aller Zeiten. Es hat sich gelohnt: Der Film mit Emma Watson als Belle wurde ein Kassenschlager und spielte rund eine Milliarde Euro ein. Schlagzeilen machte der Film auch durch die schwule Figur LeFou, gespielt von Josh Gad. Damit bekam Disney seinen ersten LGBT- Charakter.
Bild: picture alliance/dpa/Disney
Die Schöne und das Biest (1991)
Der animierte Film von 1991 basiert auf einem französischen Märchen. "Die Schöne und das Biest" war der erste Zeichentrickfilm, der für den Oscar als Bester Film nominiert war. Obwohl er am Ende leer ausging, gewann zumindest die Filmmusik zwei der begehrten Trophäen und außerdem gleich mehrere Grammys.
Bild: picture-alliance/United Archives
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2018)
Disney ist nicht das einzige Studio, das seine Klassiker verfilmt. Der Trend ist auch nach Deutschland geschwappt, das gleich mehrere Kinderbücher erfolgreich auf die Leinwand brachte. Der Realfilm "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" basiert auf der gleichnamigen Geschichte von Michael Ende und war mit 25 Millionen Euro eine der teuersten Kinoproduktionen der deutschen Filmgeschichte.
Bild: Warner Bros., Ilze Kitshoff
Jim Knopf und der Lokomotivführer (1976)
Das bekannte Marionettentheater "Die Augsburger Puppenkiste" hatte für seine Aufführung deutlich weniger Mittel zur Verfügung. Die erste Verfilmung von 1961 in Schwarz-Weiß war so erfolgreich, dass sie Abenteuer des Lokomotivführers Lukas und seines jungen Freundes 15 Jahre später noch mal in Farbe verfilmt wurden.