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Streichbruder: Vom Schüler zum TikTok-Star

Marina Jung
12. Dezember 2025

Mit Saltos und lauter Musik eroberte er Social Media. Für ein Video zu dem russischen Song "Sigma Boy" erhielt Streichbruder Millionen Klicks. Daraus entstand eine Kooperation - trotz Propagandavorwürfen.

Ein junger Mann (Streichbruder) steht vor einem Mikrofon, trägt Kopfhörer und lächelt eine Person außerhalb des Bildes an.
Likes und Kritik für "Sigma Boy": TikTok-Star StreichbruderBild: Marina Jung/DW

Noch vor zwei Jahren war Simon Both ein einfacher Schüler aus Bayern, der neben der Schule bei einem Bootsverleih in Prien am Chiemsee arbeitete. Inzwischen ist der 18-Jährige der bekannte Influencer "Streichbruder" (so der Name seines Accounts) mit über 1,2 Millionen Followern auf Instagram und Millionen Views auf TikTok. In seinen Videos ist er mit einer Musikbox im öffentlichen Raum unterwegs. Er spielt laute Musik ab, tanzt und macht zwischendrin einen Rückwärtssalto - sein Markenzeichen. 

In seinem meistgeklickten Video steigt er aus einer Münchner U-Bahn aus, spielt dabei den russischen Song "Sigma Boy" ab - und am Ende kommt der übliche Salto. Das Video, das nur rund 30 Sekunden dauert, ging viral und damit auch der Song. Komponiert wurde er von einem Musikproduzenten aus Sankt Petersburg, gesungen von dessen Tochter Swetlana - zu dem Zeitpunkt 11 Jahre alt - und der russischen Bloggerin Maria Iankovskaia - damals 12 Jahre und in Russland als Kinderstar bekannt. Das Lied hatte zuvor schon viel Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien bekommen, der große Durchbruch aber kam mit Streichbruder. 

Propaganda-Vorwürfe 

Der Song wurde Thema in der Politik. So äußerte sich die Vorsitzende des Kultur- und Bildungsausschusses im Europaparlament Nela Riehl entschieden gegen "Sigma Boy". Medienberichten zufolge sprach sie in ihrer Rede im Parlament in Straßburg davon, dass das Lied "patriarchale und prorussische Weltanschauungen" vermittele. 

Für Simon Both ist "Sigma Boy" hingegen einfach nur ein Trend auf Social Media. "Ich bin ein Sigma Boy", erklärte er im Interview mit der DW. Und tatsächlich steht auf seinem Instagram-Profil unter "Streichbruder" auch "Sigma Boy". "Ich beschäftige mich tatsächlich wahrscheinlich leider zu wenig mit diesem Thema, aber ich finde, viele Sachen werden schnell ins Politische gezogen", so der junge Influencer. 

Reise nach Russland 

Inzwischen haben sich Simon Both und Maria Iankovskaia, die mittlerweile 13 Jahre alt ist, in Deutschland persönlich kennengelernt. Auf Instagram und TikTok tanzten sie nun zusammen zu "Sigma Boy“. Im November reiste Both dann nach Moskau, wo er an einer Kindershow im russischen Fernsehen teilnahm, zu der ihn die Mutter von Maria Iankovskaia eingeladen hatte. Und wenn schon mal in Moskau, machte er natürlich auch dort seine Videos und Saltos. Er habe sich dabei nicht unwohl gefühlt, berichtet Simon Both der DW. Er sei allerdings auch nicht allein unterwegs gewesen. Politik ist generell nicht so ganz sein Ding, Namen von Menschen, die in Russland für Meinungsfreiheit kämpfen, sagen ihm nichts. Er sei kein Politiker, sondern ein Künstler und nach Russland gefahren, "um seine Arbeit zu machen", so Both. Sein nächstes Ziel? "Superstar werden."

Aus dem Treffen in Russland ist eine russisch-deutsche Kooperation entstanden. Anfang Dezember veröffentlichten Streichbruder und Maria Iankovskaia gemeinsam "Tick Tick Boom". In diesem Lied rappt Streichbruder und Maria singt. Täglich spielt Both jetzt dieses Lied auf deutschen Weihnachtsmärkten oder in der U-Bahn und postet dann Videos. 

Streichbruder bei ESC-Legende Ralph Siegel

Inzwischen ist Both auch in Kontakt mit dem bekannten Musikproduzenten Ralph Siegel. Der Komponist, der im September seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, hat mehr als 3.000 Songs geschrieben und ist für zahlreiche Beiträge zum Eurovision Song Contest verantwortlich. Mit dem von Siegel geschriebenen Titel "Ein bisschen Frieden" gewann Deutschland 1982 zum ersten Mal den europäischen Musikwettbewerb. Seine Lieder "Moskau" und "Dschinghis Khan" feierten in Zeiten des Kalten Krieges weltweit Erfolge. 

Für Ralph Siegel und sein Team hat Simon Both eine starke Persönlichkeit, viel Herz, Lebensfreude und "sei unheimlich charmant". Er freut sich über dessen Erfolg und die Gefahr, dass Streichbruder von der russischen Propaganda instrumentalisiert werden könnte, sieht Siegel nicht. "Ich wünsche mir nur, dass die Musik immer wieder dazu beiträgt, die Leute und die Länder zu verbinden." 

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