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Streik zeigt noch Wirkung

1. September 2012

Mit ihrem Streik am Frankfurter Flughafen haben die Flugbegleiter der Lufthansa die Zähne gezeigt. Selbst am Tag danach lief noch nicht alles planmäßig. Die Airline rechnet mit einem Millionenschaden.

Streikende Flugbegleiter der Lufthansa am Frankfurter Flughafen (Foto: dapd)
Bild: dapd

Obwohl das Kabinenpersonal der Lufthansa seinen Ausstand am Rhein-Main-Flughafen schon am Freitagmittag (MESZ) beendet hatte, sagte die Lufthansa am Samstagmorgen noch 18 Flüge auf innerdeutschen und europäischen Strecken ab. Mehrere hundert Fluggäste hatten auf Deutschlands größtem Luftdrehkreuz übernachten müssen, weil sie kein Visum für Deutschland hatten und ihre Anschlussflüge gestrichen wurden.

Lufthansa-Streik: weitere Flüge gestrichen

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Auswirkungen hatte der achtstündige Streik des Lufthansa-Kabinenpersonals am Freitag auf Airlines und Flughäfen in ganz Europa. Hunderte Flugverbindungen – auch anderer Airlines – fielen aus. Die Lufthansa musste in Frankfurt rund 200 Flüge streichen, 26.000 Reisende waren davon betroffen. Für etwa eineinhalb Stunden konnten keine Maschinen von europäischen Flughäfen mehr in Richtung Frankfurt starten, weil die lahmgelegten Lufthansa-Maschinen alle Stellplätze blockierten.

Weitere Streiks möglich

Ein Sprecher der Gewerkschaft der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) bezeichnete den Ausstand als einen "Riesenerfolg, auch wenn es uns für die Passagiere und die Kollegen am Boden leid tut. Aber das muss jetzt sein." Die Gewerkschaft drohte zugleich mit einer Ausweitung ihres Arbeitskampfs. Wenn die Lufthansa nicht einlenke, könne der Ausstand auch bis zum Herbst oder Winter dauern. Die UFO will nach drei Jahren Nullrunde neben fünf Prozent mehr Lohn das Ende der Leiharbeit und den Schutz gegen die Auslagerung von Jobs durchsetzen.

Die Lufthansa rechnet mit einem Millionenschaden, auch durch den Dominoeffekt, den der Streik ausgelöst habe. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt rief derweil den Gesetzgeber auf, den wachsenden Einfluss von Spartengewerkschaften zu begrenzen. Der Ausstand der Flugbegleitergewerkschaft UFO unterstreiche einmal mehr, "dass eindeutige Regeln notwendig sind, damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer eines Unternehmens wissen, woran sie sind", sagte Hundt der Düsseldorfer Zeitung "Rheinische Post". Die Tarifeinheit sei ein wesentliches Element, "um das Tarifvertragssystem mit seiner Friedenswirkung funktionsfähig zu erhalten".

Die sogenannte Tarifeinheit war 2010 vom Bundesarbeitsgericht gekippt worden. Seither müssen sich große Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn oder die Lufthansa im Konfliktfall nicht mehr nur mit einer einzigen Gewerkschaft auseinandersetzen. Auch Spartengewerkschaften, die Flugbegleiter, Lotsen oder Lokführer vertreten, dürfen seitdem die Arbeit niederlegen, um ihre Interessen durchzusetzen.

qu/pg/rb (dpa, afp, dapd, rtr)