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Politik

Streit am Golf: Eins zu null für Katar

5. Juli 2017

Die von Saudi-Arabien geführte Anti-Katar-Koalition zeigt sich nach ihrem Treffen in Kairo sehr zurückhaltend. Von weiteren Sanktionen gegen das kleine Emirat am Golf sieht sie ab. Dafür gibt es gute Gründe.

Ägypten Außenminister Treffen in Kairo
Sanktionen? Besser doch nicht: die Außenminister der Anti-Katar-KoalitionBild: Reuters/K. Elfiqi

Die Töne aus Kairo waren verhalten: Die "negative Antwort" Katars sei bedauerlich, erklärten die Vertreter Saudi-Arabiens, Bahrains, der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägyptens, die sich vor einem guten Monat gegen das kleine Emirat am Golf verbündet hatten. Katar zeige "ein mangelndes Verständnis" für den Ernst der Lage, erklärte der ägyptische Außenminister Sameh Schukri. Die gegen Katar verhängte Blockade bleibe darum in Kraft.

Auf weitere Sanktionen verzichteten die Außenminister nach ihren Beratungen allerdings. Womöglich hatten sie darauf gehofft, dass Katar unter dem Druck der Blockade einlenken würde. Diese Erwartungen hatte der katarische Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani allerdings bereits vor dem Treffen der Vierer-Koalition durchkreuzt.

Eines dürfe man von seinem Land nicht erwarten, erklärte er: dass es seine Souveränität aufgebe, um die von seinen Nachbarstaaten verhängte Blockade zu beenden. Die Blockade sei "eine klare Aggression und eine Beleidigung aller internationalen Verträge, Institutionen und rechtlicher Übereinkünfte", erklärte er während eines Treffens in dem Londoner Think Tank Chatham House. Die über sein Land verhängten Blockaden zielten vor allem auf eines: "Sie wurden in die Wege geleitet, um im Westen eine Katar-feindliche Stimmung zu erzeugen."

Weiterhin souverän: Katar (hier die Skyline von Doha)Bild: Getty Images/ANOC/M. Runnacles

Katar: Jede Krise ist lösbar

Zugleich hatte Katar aber auch versöhnliche Töne ausgesandt. "Es gibt keine Krise, die sich nicht lösen ließe", heißt es in der in Doha erscheinenden Zeitung "Al Watan". Man bedanke sich bei Kuwait für das Engagement als Vermittler.

Diesen konzilianten Ton haben die saudischen Zeitungen bislang nicht eingeschlagen. "Was die Anführer Katars getan haben, um extremistische und terroristische Gruppen und Organisationen innerhalb und außerhalb des Landes zu beherbergen, zu unterstützen und zu finanzieren, nötigt uns zu der Annahme, dass Söldner und Terroristen dem Staat wichtiger sind als das ehrenwerte katarische Volk", heißt es in der Zeitung "Al-Riyadh".

Katar und seine Verbündeten

Trotz solcher Rhetorik schreckte die Koalition davor zurück, ihren Kurs weiter zu verschärfen. Ganz harte Sanktionen gegen Katar hätte sie ohnehin schwerlich verhängen können, da das kleine Emirat ein wichtiger Partner der USA ist. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid sind rund 10.000 amerikanische Soldaten stationiert.  Zuletzt hatten die VAE den USA einen Stützpunkt in ihrem Land angeboten - nicht zuletzt wohl mit dem Gedanken, die Verbindungen zwischen Katar und Washington zu kappen. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass man sich in Washington auf dieses Angebot einlässt. Der Umstand nämlich, dass die USA auf der Arabischen Halbinsel zwei miteinander konkurrierende Verbündete - nämlich Katar auf der einen und Saudi-Arabien und die VAE auf der anderen Seite - hat, stärkt die amerikanische Position.

Krise um Katar

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Bewusst dürfte den Anti-Katar-Koalitionären zudem gewesen sein, dass auch ihr eigenes Bündnis durchaus zerbrechlich ist. Noch im vergangenen Oktober hatte Saudi-Arabien die Erdöl-Exporte nach Ägypten für eine Weile ausgesetzt, weil Ägypten im UN-Sicherheitsrat zweimal zusammen mit Russland zugunsten des syrischen Präsidenten Assad gestimmt hatte. Seit geraumer Zeit bemüht man sich in Kairo wieder um ein gutes Verhältnis zu Moskau, das sich seinerseits durch den Syrien-Konflikt und im Zusammenspiel mit Iran wieder als einflussreicher Akteur in der Region etabliert hat.

Die Schwächen der Koalition

Das hindert Präsident al-Sisi allerdings nicht, auch ein gutes, wenn nicht sogar freundschaftliches Verhältnis zu US-Präsident Trump zu pflegen. Kurz vor Beginn des Treffens in Kairo hatten die beiden noch einmal miteinander telefoniert. "Die Ansichten der beiden Präsidenten zum Umgang mit den derzeitigen Krisen stimmten miteinander überein, besonders im Hinblick auf Vereinbarungen, die zur Sicherheit und Stabilität in der Region beitragen", fasste Al-Sisi das Gespräch anschließend zusammen. Das mochte auf Einverständnis deuten - nicht aber darauf, dass Trump ein hartes Vorgehen gegen Katar ausdrücklich gutgeheißen hätte.

Aus der Perspektive Riads sind die Beziehungen Ägyptens zu Russland zumindest im Ansatz problematisch. Die saudische Staatsführung ist wenig glücklich darüber, dass Kairo eng mit dem saudischen Erzrivalen Iran kooperiert. Umgekehrt ist man in Ägypten nicht sonderlich glücklich über die saudischen Beziehungen zu Äthiopien. Zwischen Addis Abeba und Kairo tun sich wegen der Nutzung des Nils regelmäßig kleinere Spannungen auf.

Fragiles Bündnis: Die Anti-Katar-Koalition am Mittwoch in KairoBild: Getty Images/AFP/K. Elfiqi

Vor allem aber hätten wachsende Spannungen zu Katar auch das Verhältnis der in der Allianz zusammengeschlossenen Länder zur Türkei belasten können. Ankara teilt mit Doha nicht nur eine gewisse Nähe zu den ägyptischen Muslimbrüdern. Die gelten Saudi-Arabien und seinen Verbündeten als "Terroristen".

Die Interessen der Türkei

Zugleich ist das Verhältnis der Türkei zu Katar auch wirtschaftlich motiviert. Ankara versucht, katarische Geschäftsleute zu weiteren Investitionen in der Türkei zu bewegen. Und türkische Unternehmen bemühen sich um Aufträge aus Katar. Nicht zuletzt wird das kleine Emirat als Abnehmer der türkischen Waffenproduktion umworben.

Die Türkei hat mit ihrer Politik ein riskantes Spiel getrieben, da sie vieles auf eine Karte setzte. Mit Blick auf die verhaltenen Verlautbarungen aus Kairo scheint es aber nun, als habe sie alles richtig gemacht. Katar ist um einen engen und, wie es scheint, verlässlichen Verbündeten reicher.

Das Emirat seinerseits hat erklärt, es wolle kein "zweites Bahrain" werden - eine Anspielung auf den innen- und außenpolitischen Kurs des kleinen Königreichs, das aus der Sicht Katars Saudi-Arabien allzu sehr ergeben ist. Diesen Anspruch an sich selbst hat Katar nun ein weiteres Mal wahrgemacht.

Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika