Streit in Berlin nach blutigem Luftangriff
4. September 2009Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat sich besorgt über die Sicherheitslage in der afghanischen Provinz Kundus geäußert, einem Einsatzgebiet der Bundeswehr. "Die Taliban schrecken offensichtlich vor nichts zurück, um die Sicherheit zu destabilisieren und Wiederaufbau unmöglich zu machen", sagte Steinmeier der "Ostsee-Zeitung" aus Rostock (Ausgabe vom Samstag, 05.09.2009).
Gleichzeitig versicherte er, dass die Bundeswehr weiter bemüht sei, Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. "Gerade Deutschland hat innerhalb der internationalen Truppen immer wieder gedrängt, alles zu tun, um zivile Opfer zu vermeiden. Das werden wir auch in Zukunft tun", betonte der Außenminister.
Lafontaine: Abzug sofort
Der Chef der Partei Die Linke, Oskar Lafontaine, forderte erneut einen sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Dies sei "ohne Alternative", erklärte Lafontaine in Berlin. Die Inkaufnahme ziviler Opfer habe wieder vor Augen geführt, dass der "Kriegseinsatz" der Bundeswehr und der NATO völkerrechtswidrig sei. Nur Gewaltverzicht, Entwicklungs-Zusammenarbeit und Diplomatie eröffneten einen Ausweg aus der "afghanischen Sackgasse", sagte Lafontaine.
FDP will Erklärung Merkels
FDP-Verteidigungsexpertin Birgit Homburger forderte ein klares Wort von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass es sich beim Afghanistan-Einsatz um gefährliche Kämpfe und nicht um Entwicklungshilfe handele. Homburger warf Verteidigungsminister Franz Josef Jung und Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor, sich wegzuducken.
"Kein Krieg"
Jung lehnte es in einem Interview der in Karlsruhe erscheinenden "Badischen Neuesten Nachrichten" vom Samstag weiter ab, von einem Krieg in Afghanistan zu sprechen: "Das ist die völlig falsche Wortwahl, da Krieg Zerstörung bedeutet." Die Bundeswehr befinde sich in Afghanstan in einem Stabilisierungseinsatz, der mit Krieg nichts zu tun habe.(wl/wa/dpa/rtr)