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Film

Israel: Streit um Natalie Portman

23. April 2018

Lange war sie der Stolz Israels. Jetzt sieht sich die Schauspielerin Natalie Portman in ihrem Geburtsland heftigster Kritik ausgesetzt - weil sie zur Verleihung eines symbolträchtigen Preises nicht anreisen möchte.

Natalie Portman israelisch-US-amerikanische Schauspielerin
Bild: Imago/Future Image/K. Nara

Der Genesis-Preis ist nicht irgendein Preis. Die Auszeichnung wird auch "jüdischer Nobelpreis" genannt und ehrt Personen, die sich für jüdische Menschen und Werte engagieren. Zur Preisträgerin 2018 kürte die Genesis-Stiftung die Oscar-Preisträgerin Natalie Portman. Als die Entscheidung im November bekanntgegeben wurde, erklärte Portman zunächst, dass sie stolz auf ihre israelischen Wurzeln sei und mit dem Geld Frauen-Vereinigungen unterstützen wolle. Inmitten der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Gründung Israels ließ sie dann aber mitteilen, sie werde aus "politischen Gründen" nicht zur geplanten Verleihung im Juni kommen.

Heftige Kritik ranghoher Politiker

Wegen ihm will Natalie Portman nicht zur Preisverleihung nach Israel reisen: Regierungschef Benjamin NetanjahuBild: picture-alliance/AP/A. Sultan

In ihrem Geburtsland schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Kulturministerin Miri Regev mutmaßte, Portman sei "in die Hände jener gefallen, die den Boykott Israels unterstützen". Andere empörten sich, die Künstlerin sei antiisraelischer Propaganda aufgesessen, "orchestriert von der Hamas-Terrorgruppe". Die Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf der 36-Jährigen "Scheinheiligkeit" vor. Einer ihrer Abgeordneten, Oren Hazan, forderte, Portman die israelische Staatsbürgerschaft abzuerkennen und sie "mundtot" zu machen.

Israelische Medien spekulierten, was die Schauspielerin zu ihrer Absage bewogen haben könnte. Bezog sie sich auf jüngste Auseinandersetzungen entlang des Gazastreifens, bei denen zahlreiche Palästinenser durch israelische Scharfschützen getötet wurden? Oder kritisierte sie die geplante Abschiebung von rund 38.000 Flüchtlingen nach Afrika?

Kein Teil einer Boykottbewegung

Portman, Tochter eines israelischen Arztes und einer jüdisch-amerikanischen Mutter, lebt seit ihrer Kindheit in den USA. Den Anfeindungen gegen sie hielt sie entgegen, ihre Entscheidung sei "falsch interpretiert" worden. Auf Instagram erklärte sie: "Ich habe mich entschieden, nicht teilzunehmen, weil ich nicht den Eindruck erwecken will, Benjamin Netanjahu zu unterstützen, der eine Rede bei der Zeremonie hält." Sie sei nicht Teil der Boykottbewegung und unterstütze diese nicht. Wie viele andere Israelis und Juden könne auch sie kritisch gegenüber der Führung in Israel sein, ohne das ganze Land boykottieren zu wollen.

Portman in "Black Swan", für den sie ihren ersten Oscar erhielt Bild: picture-alliance/dpa/Fox

"Haaretz" sieht Schuld bei Netanjahu

Der sogenannte "jüdische Nobelpreis" ist gewöhnlich mit einer Million US-Dollar dotiert, in diesem Jahr wurde er um eine weitere Million aufgestockt. Die Preisträgerin kann entscheiden, welche Organisationen oder Personen mit dem Geld unterstützt werden sollen. Im vergangenen Jahr erhielt der britische Bildhauer Anish Kapoor die Auszeichnung.

Die Genesis-Stiftung gab inzwischen bekannt, Portman erhalte das Preisgeld trotz ihrer Absage. Die führende israelische Tageszeitung "Haaretz" kommentierte: "It wasn't the American-Israeli actress who ruined the Genesis Prize celebrations. It was Netanyahu and his government" ("Nicht die amerikanisch-israelische Schauspielerin hat die Genesis-Preisverleihung ruiniert, sondern Netanjahu und seine Regierung.")

Sd/bb (dpa, AFPE, Reuters, Haaretz.com, Instagram)

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