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Streit um Gedenken zum Konzentrationslager Buchenwald

4. April 2025

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Buchenwald befreit. Bei der Gedenkfeier sollte der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm sprechen. Die Absage seiner Rede sorgt für Unmut.

Eingang der KZ-Gedenkstätte Buchenwald
Der Eingang der KZ-Gedenkstätte BuchenwaldBild: Christoph Strack/DW

Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, hat der israelischen Regierung eine Einflussnahme auf das Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora auf dem Rücken der Opfer vorgeworfen. "Einem Enkel einer Holocaust-Überlebenden das Wort zu versagen, das ist wirklich das Schlimmste, was ich in 25 Jahren Gedenkstättenarbeit erlebt habe", sagte Wagner am Donnerstagabend in einem Interview des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB).

Kurz vor dem Jahrestag der Befreiung am 11. April war die geplante Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm abgesagt worden. Er hätte am Sonntag auf der zentralen Gedenkveranstaltung in Weimar sprechen sollen. Die Einladung wurde zurückgezogen aufgrund eines sich anbahnenden Konflikts mit der israelischen Regierung. Boehm gilt als Kritiker der israelischen Regierung.

Scharfe Worte aus Botschaft

Die israelische Botschaft in Berlin hatte auf X geschrieben, es sei empörend und eine "eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer", Boehm einzuladen. In dem Posting unterstellte die Botschaft Boehm unter anderem, den Holocaust zu relativieren.

Boehm wurde 2024 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für sein Buch "Radikaler Universalismus" ausgezeichnet. In seiner Dankesrede forderte er im Namen der deutsch-israelischen Freundschaft auch harte Kritik aus Deutschland zum Nahost-Konflikt. Ihm zufolge gibt es Fehler auf allen Seiten.

Unermessliches Leid

Fast 280.000 Menschen waren im KZ Buchenwald bei Weimar und seinen 139 Außenlagern zwischen 1937 und 1945 inhaftiert, darunter zeitweise auch der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer oder der spätere Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz. Die SS zwang die Gefangenen zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Über 56.000 Menschen starben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage wurden über 8000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.

Unmenschliche Unterbringung der Gefangenen im KZ BuchenwaldBild: Public domain

Anfang April 1945 befanden sich im KZ Buchenwald noch an die 48.000 Menschen. Als die US-Armee bis nach Gotha vorgerückt war, begann die SS am 7. April mit der Evakuierung des Lagers. Es gelang ihr, trotz aller Verzögerungstaktiken der Häftlinge, etwa 28.000 Gefangene auf Todesmärsche zu schicken. Etwa jeder Dritte starb unterwegs oder wurde von der SS, dem Volkssturm oder Jugendlichen der HJ erschossen.

Das Konzentrationslager Buchenwald wurde 1958 zur Nationalen Mahn- und Gedenkstätte erklärt.

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12:34

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fab/sti (dpa, epd, buchenwald.de)