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Biosprit im Tank

26. Februar 2011

An Deutschlands Tankstellen wird Super-Benzin mit einem Ethanolanteil von bis zu zehn Prozent - das sogenannte E10 - eingeführt. Doch rund zehn Prozent der zugelassenen Fahrzeuge vertragen den neuen Kraftstoff nicht.

Eine Zapfpistole für Bio-Ethanol (Foto: AP)
E10 wirbelt Benzinpreise durcheinanderBild: picture alliance/dpa

Es herrscht Verwirrung an deutschen Tankstellen. Verträgt das Auto das neue Superbenzin E10, oder nicht? Zwar ist Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen als Beimischung in Benzin und Diesel in Deutschland nichts Neues. Seit Jahren werden dem Super-Benzin bis zu fünf Prozent Bioethanol beigemischt, Dieselkraftstoff enthält sogar sieben Prozent Biodiesel. Doch neuerdings mischen die Mineralölkonzerne dem Super-Benzin zehn Prozent Bioethanol bei. Begründet wird das mit einer EU-Verordnung. Thomas Hagbeck, Sprecher des Bundesumweltministeriums, findet das gut. Denn das sei gut für den Klimaschutz und die Energieversorgung.

Strenge Auflagen für die Herstellung

Aus Zuckerrüben wird SpritBild: AP

Biokraftstoffe müssen in Deutschland aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein und mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase emittieren als fossile Kraftstoffe. Gemessen wird der Ausstoß von Treibhausgasen ab dem Anbau der Pflanze. Es fließen also auch Düngung, Treibstoffverbrauch der Landwirte sowie die gesamten Emissionen innerhalb der Transportkette und der Verarbeitung in die Berechnungen mit ein, wie Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie erklärt: "Sie dürfen zum Beispiel für den Anbau ihrer Biomasse – also bei Ethanol sind das Zuckerrüben, Getreide wie Weizen und Roggen und ein wenig Mais – den Bodenbewuchs nicht ändern. Das musste vorher Ackerland gewesen sein." Nicht zulässig sei es beispielsweise, eine Wiese oder Weide für den Anbau zu nutzen oder gar den Wald abzuholzen.

Dieser Klimaschutz kommt die deutschen Autofahrer allerdings teuer zu stehen. E10 hat einen geringeren Energiegehalt. Also werden sie mehr Sprit tanken müssen als vorher. Zudem sollen rund zehn Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos den Kraftstoff nicht vertragen, bei ihnen kann es zu Motorschäden kommen. Welche Autos genau betroffen sind, darüber herrscht vor allem an den Tankstellen oft Rätselraten. Nur beim Kfz-Hersteller oder auf speziellen Listen im Internet finden sich Informationen.

Harsche Kritik ist vorprogrammiert

Klaus Reindl vom Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) findet es unmöglich, dass die Mineralölindustrie es versäumt hat, die Autofahrer früh genug über die Verträglichkeit von E10 aufzuklären. "Wenn ich ein neues Produkt aus welchen Gründen auch immer in den Markt einführe, dann bin ich auch dafür verantwortlich, dass ich meine Kunden ordentlich informiere."

Auch Elmar Baumann hätte sich die Markteinführung von E10 wesentlich unspektakulärer gewünscht. Schon allein, weil E10 nur den Anfang einer Entwicklung markiert, bei der es darum geht, immer mehr Erneuerbare Energien in den Mobilitätssektor zu bringen. Das, so sagt Baumann, werde noch enorme Anpassungen erfordern: "Was jetzt passiert, ist ein Klacks im Vergleich zu dem, was wir in Zukunft zu leisten haben."

Autofahren wird teurer

Gewinner: die MineralölindustrieBild: picture-alliance / dpa

Derzeit müssen laut Gesetz 6,25 Prozent des in Deutschland verkaufen Kraftstoffes Biokraftstoffe sein. Um die Quote zu erfüllen, müssen die Mineralölkonzerne dem Autofahrer das E10 unbedingt schmackhaft machen und das funktioniert am besten über den Preis. Zwar hat die Mineralölindustrie zugesagt, auch weiterhin Kraftstoff mit einem Ethanolanteil von nur fünf Prozent anzubieten. Dafür hat sie sich allerdings den deutlich teureren Super-Plus-Kraftstoff mit erhöhter Oktanzahl ausgesucht. Das verspricht zusätzliche Gewinne. Doch es greifen nicht nur Autofahrer, deren Kraftfahrzeuge E10 nicht vertragen, zum Super-Plus, sondern auch Kunden, die E10 aus anderen Gründen ablehnen.

Klimaschutz oder Konkurrenz zwischen Tank und Teller? Die Frage wird die Diskussion um Biokraftstoffe wohl noch lange begleiten. Elmar Baumann vom Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie fordert, die gesamte weltweite landwirtschaftliche Produktion müsse sich unbedingt Regelungen zur Nachhaltigkeit unterziehen. Sonst würden bestehende und damit zertifizierte Ackerbauflächen in Zukunft für Biokraftstoffe genutzt und der Raubbau an der Natur gehe für die Lebensmittelproduktion weiter.

Autorin: Sabine Kinkartz

Redaktion: Monika Lohmüller

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