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Streit um PKK in Aserbaidschan

24. Januar 2003

- Chefredakteur der Zeitung "Yeni Musavat" wirft Minister für Staatssicherheit vor, die Existenz der Organisation im Lande zu leugnen

Baku, 23.1.2003, SERKALO, russ.

Gestern (22.1.) haben die Chefredakteure der Zeitungen "Hurriyet" und "Yeni Musavat", Ajdyn Gulijw und Rauf Arifoglu, im Zusammenhang mit der Erklärung des aserbaidschanischen Ministers für nationale Sicherheit, Namik Abbasow, wonach es im Lande keine Strukturen der Terror-Organisation PKK gebe, eine gemeinsame Pressekonferenz gegeben.

Es sei daran erinnert, dass Namik Abbasow die Existenz von Gruppierungen der PKK in Aserbaidschan verneint hatte. Er betonte, dieses Thema werde von der "Demokratischen Partei" und der Partei "Musavat" und den ihnen nahestehenden Medien aufgebauscht, womit das Staatsoberhaupt im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen diskreditiert werden solle. Zudem schade dies den aserbaidschanisch-türkischen Beziehungen und beleidige die kurdische Bevölkerung Aserbaidschans.

Bei der Eröffnung der Pressekonferenz sagte Ajdyn Gulijw, die Erklärung des Ministers für Staatssicherheit sei ein weiterer Beweis dafür, dass die Existenz der PKK in Aserbaidschan ein aktuelles Thema sei. Ihm zufolge geben Vertreter der Staatsmacht verschiedener Ebenen direkt oder indirekt die Existenz von PKK-Zellen im Lande zu. Vor kurzem, betonte er, habe Namik Abbasow, der heute behaupte, in Aserbaidschan gebe es überhaupt keine PKK, noch bekannt gegeben, dass 33 Aktivisten dieser Terror-Organisation aus dem Lande ausgewiesen worden seien. Ajdyn Gulijw sagte weiter, wegen der Untätigkeit der Staatsmacht würden nun die Medien mit der PKK konfrontiert, die tiefe Wurzeln in Aserbaidschan geschlagen habe. Die Organisation verstärke täglich den Druck auf die Zeitungen, die das Thema PKK behandelten. PKK-Mitglieder in Aserbaidschan hätten Journalisten gedroht, sie physisch zu beseitigen. Darüber hinaus würden Zeitungen vor Gericht verklagt. Außerdem werde versucht, kurdische Einwohner des Landes gegen Autoren von Artikeln sowie gegen Zeitungen und oppositionelle Parteien aufzubringen. Ajdyn Gulijw unterstrich, ein solches Vorgehen hätte keine Aussichten auf Erfolg. "Wir haben niemals alle Kurden mit der PKK gleichgesetzt und wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass diese Organisation ihre Aktivitäten in Aserbaidschan nicht ausweitet", unterstrich er.

Der Chefredakteur der Zeitung "Yeni Musavat", Rauf Arifoglu, der aus Protest gegen die Unterdrückung der von ihm geleiteten Zeitung in einen Hungerstreik getreten ist, machte einige Angaben zum Netz der PKK in den GUS-Staaten, darunter auch im Kaukasus und in Aserbaidschan. Er nannte Orte, wo sich Lager dieser Organisation befinden, aber auch die Namen der Führer jener Strukturen. Rauf Arifoglu sagte, die PKK werde in Aserbaidschan von hochrangigen Staatsvertretern gedeckt. Ihm zufolge heißt der für Aserbaidschan zuständige Vertreter der PKK Izzat Özdemir. In der Hauptstadt werde die PKK von Atilla Akdogan vertreten, der einen hohen Posten in der "Asersun-Holding" inne habe, sagte der Redakteur der Zeitung "Yeni Musavat". Rauf Arifoglu erklärte ferner, Zellen der PKK würden praktisch an allen Hochschulen des Landes bestehen, deren Tätigkeit vom türkischen Staatsbürger Ramasan Gül koordiniert werde. Nach Ansicht des Chefredakteurs der "Yeni Musavat" ist die Tätigkeit der PKK bislang noch unter Kontrolle der Behörden. Aber schon morgen, unterstrich er, könnte sie außer Kontrolle geraten. In einem solchen Fall müsste sich das Land auf große Erschütterungen gefasst machen. Deswegen forderte Rauf Arifoglu Behörden, Geschäftsleute und die türkischen Medien auf, mitzuhelfen, die PKK in Aserbaidschan auszumerzen. (MO)