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Streit um Rolle der Ukrainischen Aufständischen Armee im Zweiten Weltkrieg

15. Juli 2002

– Partei "Russischer Block" gegen Feiern aus Anlass des 60. Jahrestags der Armee – Regierung will Geschichte neu bewerten

Kiew, 15.7.2002, UNIAN, ukrain.

Der "Russische Block" hat den Präsidenten der Ukraine Leonid Kutschma und alle ukrainischen Parlamentarier aufgefordert, die Feiern aus Anlass des 60. Jahrestages der UPA (Ukrainische Aufständische Armee – MD) abzulehnen.

Einer der Agentur UNIAN übermittelten Erklärung des "Russischen Blocks" an den Präsidenten und die Volksvertreter zufolge hatte der Rat des Gebiets Lwiw am 11. Juli den Beschluss "Über die Feierlichkeiten aus Anlass des 60. Jahrestages der Ukrainischen Aufständischen Armee" verabschiedet. Die Volksvertreter des Gebiets Lwiw fordern unter anderem, die UPA als eine Kampfpartei im Zweiten Weltkrieg anzuerkennen, den Mitgliedern der OUN-UPA (Organisation Ukrainischer Nationalisten – Ukrainische Aufständische Armee – MD) den Kriegsveteranen-Status zu verleihen sowie die OUN-Führer Konowalez, Schuchewytsch und Bandera post mortem mit dem Titel "Held der Ukraine" zu ehren.

Der "Russische Block" bewertet jenen Beschluss als "direkte Provokation der ultra-nationalistischen und extremistischen Kräfte", der sehr ernste Folgen für den ukrainischen Staat haben könnte. In der Erklärung wird betont, die sogenannte Ukrainische Aufständische Armee habe während des Kriegs und in den Nachkriegesjahren schreckliche Verbrechen gegen die friedliche Bevölkerung begangen, was mit Archivmaterial und Aussagen von Augenzeugen bewiesen sei. Die Ideologie der OUN sei offen faschistisch gewesen, was die Führer der OUN selbst auch nicht bestritten hätten, so die Erklärung. (...) Der "Russische Block" fordert die ukrainischen Parlamentarier auf, dem "Druck und der Erpressung der aggressiven galizischen Minderheit" nicht nachzugeben und "an die Verantwortung vor den Wählern zu denken, deren überwiegende Mehrheit keine Rehabilitierung des blutigen Banderatums wünscht". Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma wird vom "Russischen Block" aufgefordert, die Beschädigung des Andenkens der wahren Helden des Großen Vaterländischen Kriegs – die Kämpfer der sowjetischen Armee – zu verhindern, zu denen auch Leonid Kutschmas Vater gehörte habe. Man könne Soldaten des Vaterlandes mit Verrätern nicht gleichstellen, so die Erklärung.

Wie UNIAN bereits berichtete, ist von der Regierung der Gesetzentwurf "Über die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit für die Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfer des ukrainischen Staates" erarbeitet worden. Der Gesetzentwurf sieht vor, den von der OUN ideologisch unterstützen Kampf der UPA als einen Kampf für die Freiheit und Unabhängigkeit des ukrainischen Staates zu bewerten und die Zeit zwischen September 1939 bis Mitte der 50er Jahre als Zeit des Widerstandes, den die OUN und die UPA mit dem Ziel, einen vereinten ukrainischen Staat zu schaffen, geleistet hatten, anzuerkennen. Als Grundlage für den Gesetzentwurf diente eine historische Studie des Instituts für Geschichte der Ukraine, das in der Erforschung der OUN-UPA führend ist. (MO)