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Stromerzeuger im Meer

Miriam Beiseler12. Mai 2004

Erneuerbare Energien sind gut für die Umwelt, aber spalten die Nation: Nach dem Willen der Bundesregierung sollen bis 2020 rund 20.000 Megawatt aus Offshore-Windparks kommen. Gegner sehen Gefahren für die Tierwelt.

Energieproduktion vor der Küste DänemarksBild: AP

Aus Windkraft wird Strom: Deutschlands Windkrafttechnologie steht im internationalen Vergleich an erster Stelle. In keinem anderen Land existieren ähnlich viele "Windmühlen". Bis Ende 2003 wurden, vorwiegend in Norddeutschland, 15.000 Windräder aufgestellt. Deutschlands Windstromleistung ist so groß wie die von Dänemark, Spanien und den USA zusammen. Bis 2010 soll diese noch verdoppelt werden. Außerdem schafft die Windkraft Arbeitsplätze: Im Januar 2004 waren 45.000 Beschäftigte in der Branche tätig.

Deutsche "Offshore Parks"

Noch existieren keine "Offshore Windparks" in Deutschland. "Offshore Windparks" sind vor der Küste liegende, gigantische Windräder. Gegenüber Windrädern an Land bringen Windparks auf See rund 40 Prozent mehr Energieausbeute, da der Wind dort stärker und stetiger bläst. Gerade bei Sturm pumpen die Räder gigantische Strommengen ins Netz. 12 bis 80 Windräder hat so ein "Park".

Dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) liegen derzeit 30 Anträge für deutsche "Offshore Windparks" vor. Im Jahr 2001 genehmigte das BSH erstmals die Errichtung eines "Offshore Windparks": Der Park wird in einer ersten Pilotphase 45 Kilometer nordwestlich von Borkum stehen, zwei weitere sind dort geplant. Ein vierter Park soll westlich von Sylt entstehen. Für einen Baubeginn sind neben der Genehmigung des BSH weitere Gesetze und Auflagen zu prüfen - unter anderem das Bundesberggesetz, Fragen der Sicherheit des Schiffverkehrs und die Interessen der deutschen Marine, der Fischerei und die der Betreiber von Unterwasserkabeln.

Was ist zu beachten?

Soll der Windpark im Bereich des Küstenmeeres bis zwölf Seemeilen vor der Küste gebaut werden, dann ist das jeweilige Bundesland für Genehmigung und Errichtung zuständig. Hinter der Zwölf-Seemeilen-Zone (rund 23 Kilometer) beginnt die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik Deutschland. Jedem Land, das an ein Meer grenzt, ist eine solche AWZ zugewiesen. Über dieses marine Staatsgebiet bestimmt nur das zuständige Land. Genehmigungen für Windparks, die von der Küste aus bis zu 200 Seemeilen entfernt liegen, muss also die Bundesrepublik Deutschland erteilen. Bei Errichtungen außerhalb der AWZ sind internationale Genehmigungen nötig. "250 Millionen Euro kostet eine durchschnittliche Anlage mit 80 Rädern", sagt Greenpeace-Sprecher Sven Teske. "Investoren finanzieren die Anlagen vor und erhalten das Geld aus dem Stromverkauf zurück. Subventionen gibt es für die Windanlagen im Meer nicht."

International sind die "Windparks im Meer" vor allem in Nordeuropa verbreitet und auch getestet: Durch die Erfahrungen der Windparks "Horns Rev" und "Middelgrunden" in Dänemark stehen Pilotprojekte zur Verfügung, die wichtige Daten über die Auswirkungen der Windräder auf die Natur und zur Wirtschaftlichkeit der Anlagen liefern. Greenpeace-Sprecher Teske erklärt, dass die dänischen "Offshore Windparks" zur Reduzierung der Strompreise beigetragen haben. "Die Windparks rentieren sich. Langfristig ist man unabhängig von den Brennstoffweltpreisen", so Teske.

Grüne Stimmen

Durch den Eingriff in die Meereswelt befürchten Gegner der "Offshore Parks" eine Störung der Tier- und Pflanzenwelt. "Das Thema Windmühlen ist heute wie früher ein Gesprächsthema", sagt Teske. Der Windenergie-Experte von Greenpeace erzählt weiter: "Die Gefahren für die Vögel auf dem Land gelten auch für die See. Untersuchungen zeigen aber, dass Vögel die Windparks weiträumig umfliegen oder unter den Rotorblättern herfliegen. Das Vogelschlagrisiko hat sich als falsch heraus gestellt."

Greenpeace befürwortet "Offshore Parks" - aber mit einer Ausnahme: "Wir unterstützen keine Errichtung in Nationalparks." Weiterhin fordert die Umweltschutzorganisation eine lückenlose Dokumentation während aller Phasen des Baus und der Betreibung. Die Ergebnisse sollten der Öffentlichkeit zeitnah zugänglich gemacht werden.

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