Es ist eine große Ehre, als Filmstudent einen Oscar zu bekommen. Johannes Preuss ist für "Galamsey" nach Ghana gereist und hat dort das illegale Geschäft mit dem Gold gefilmt.
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Auf der Suche nach dem schnellen Gold
In Ghana schürfen rund eine Million Menschen in illegalen Minen nach Gold - unter ihnen auch Kinder. Dabei gefährdet der Abbau nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die Umwelt des Landes.
Bild: Getty Images/AFP/C. Aldehuela
"Goldküste" in Armut
Die Bewohner Ghanas verdienen im Schnitt nur 100 Euro im Monat. Dabei ist das Land im Westen Afrikas reich an Rohstoffen: Nach Südafrika ist es zweitgrößter Goldproduzent.
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Das afrikanische Eldorado
Auch Ghana leidet unter dem Fluch seiner natürlichen Ressourcen. Der steigende Weltmarktpreis hat einen regelrechten Goldrausch ausgelöst - die Regierung kämpft allerorts gegen illegalen Goldabbau, aus dem mittlerweile rund 40 Prozent des ghanaischen Goldes gewonnen werden.Über eine Million Menschen suchen illegal nach Gold.
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Mühsame Handarbeit
In den provisorischen Lagern suchen Arbeiter mit einfachsten Methoden nach dem wertvollen Metall. Billigste und deswegen übliche Methode: Die Goldwaschung, bei der mit Wasser Erdreich abgetragen wird, das anschließend auf der Suche nach Goldkörnchen gesiebt wird. In der hier abgebildeten Mine in Kibi bauen Arbeiter gerade ein Holzplateau, von dem aus sie den Schlamm aus dem Flussbett holen.
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Im Volksmund "Galamsey"
Zwischen fünf und fünfzig Arbeiter schürfen täglich bis zu 14 Stunden nach Gold - sie verdienen im schlimmsten Fall nur rund 80 Euro im Monat. Meistens wohnen sie in Baracken direkt neben der Mine. Die Ghanaer nennen den illegalen Abbau "Galamsey" was sich von "Gather them and sell", also "Sammele und verkaufe es" ableitet.
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Gold zweiter Klasse
Bei dem großflächigen Tagebau, der oft am Rande legaler Abbaugebiete betrieben wird, fördern die Goldwäscher nur kleine Körner oder Klumpen, sogenanntes "sekundäres Gold". Das "primäre Gold" wird unter Tage in großen, legalen Minen abgebaut.
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Auf der Suche nach dem Goldsand
Um die kleinen Goldflocken zu finden, muss der lehmige Schlamm gründlich geklärt werden. Dazu nutzen die Arbeiter meistens einfache Waschpfannen. In der hier abgebildeten Mine in Kibi verfügt man über eine Waschrinne, mit der größere Mengen vom sogenannten "Sandmoney" ausgesiebt werden können: mit Gold versetzter Sand.
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Auf Kosten der Gesundheit...
Dem gewaschenen Goldsand wird in den meisten Fällen zusätzlich Quecksilber hinzugefügt: Dieses verbindet sich mit dem Gold und die entstandene Legierung sinkt ab. Beim anschließenden Erhitzen verbrennt das Quecksilber - übrig bleibt Rohgold. Eine hochgiftige, aber schnelle und billige Variante.
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...und der Natur
Das verwendete Quecksilber ist nicht nur extrem gesundheitsschädlich für die Arbeiter, sondern gelangt auch in den Wasserkreislauf - was immense Schäden für die Umwelt nach sich zieht. Eine verkümmerte Pflanzenwelt und Fischsterben ist die Folge. Auch die Waldflächen Ghanas leiden unter dem großflächigen Tagebau.
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Dem Gold weicht der Kakao
Die vielen "Galamseys" bedrohen auch die für Ghana so wichtige Kakaoproduktion - Ghana ist der weltweit zweitgrößte Lieferant. Nicht nur wird immer öfter Agrarland an Betreiber illegaler Abbaustätten verkauft: Die Verschmutzung von Wasser und Luft führt auch dazu, dass Kakaopflanzen verkümmern. Unter den Bauern regt sich zunehmend Widerstand gegen den Raubbau.
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Goldrausch lockt Ausländer
Bereits in den frühen 2000ern witterten auch ausländische Goldgräber ihre Chance auf das große Geld. Mittlerweile arbeiten rund 50.000 von ihnen in den ghanaischen Minen oder betreiben selbst welche - die meisten kommen aus China. 2013 ging die Regierung hart gegen sie vor, indem sie Dutzende chinesische Minen niederbrennen ließ.
Bild: picture-alliance/dpa/ChinaFotoPress
Illegale Kinderarbeit
Unter den Goldwäschern sind tausende Kinder - so wie der elfjährige Emmanuel in dieser Goldmine in der Region Brong-Ahafo. Die illegalen Minen geben ihm und den anderen Kindern Gelegenheit, für ihre Familie dazuzuverdienen. Kinderarbeit ist auch in Ghana illegal, doch die kleinen Minen im Hinterland bieten zahlreiche Schlupflöcher.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Palitza
Unter schwersten Bedingungen
Felix ist gerade einmal 20 Jahre alt. Er kam aus Niger - wie so viele, die mit ihm Gold schürfen, auf der Suche nach schnellem Reichtum. Denn trotz der Gesundheitsrisiken durch das Quecksilber und die schwere körperliche Belastung; trotz der Unfallgefahr, die regelmäßig Arbeitern das Leben kostet: Der Goldrausch der "Galamseys" verspricht ein besseres Leben.
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DW: Herr Preuss, was verbirgt sich hinter dem Titel Ihres Films "Galamsey"?
Das ist ghanaisches Pidgin und da stecken die Wörter „gather" and „sell" drin, also sammeln und verkaufen. So nennt man in Ghana das illegale Goldgraben. Es ist ein Überbegriff für das Smallscale Mining.
Wie sind Sie als deutscher Filmstudent auf das Thema aufmerksam geworden?
Ich bin 2010 mit dem Deutschen Entwicklungsdienst nach Ghana gekommen und habe in einem Bürgerradio gearbeitet. Da war ich in einem Zentrum des Galamsay, weil die Stadt sich an einem der großen Flüsse in Ghana befindet. Ich habe den Boom miterlebt, und als Journalist war es für mich ein interessantes Thema. Es hat so viele Facetten: die katastrophalen Folgen für die Natur, wie es die Menschen verändert hat. Und als ich die Möglichkeit hatte, an der Filmakademie meinen ersten eigenen Film zu drehen, war es eine gute Möglichkeit, dieses Thema in den Fokus zu nehmen.
"Wenn wir nicht aufpassen, dann wird Ghana zu Hölle", sagt einer der Interviewpartner in Ihrer Dokumentation. Wie sieht diese "Hölle" aus?
Die Hölle sieht aus wie eine gigantische Kraterlandschaft. Das Problem ist, dass die Unternehmen, solange sie profitabel sind, immer weiter Löcher in den Boden buddeln, weil sie in den Flüssen nicht graben können. Sie schütten die Löcher mit Wasser auf. Das machen sie so lange, bis sie keinen Profit mehr bekommen. Es gibt keinen, der die Krater zuschüttet. Deshalb ist das ganze Land aufgewühlt wie eine Mondlandschaft.
Gold ist – neben Kakao - das wichtigste Exportgut in Ghana. Wer profitiert von den illegalen Geschäften?
Das große Geschäft machen multinationale Unternehmen, und die haben den "Major Share", den größten Anteil, in dem Goldgeschäft. Es ist bezeichnend, dass es dort keine Raffinerie gibt. Das Gold wird in der Schweiz raffiniert. Die Profite werden in den westlichen Ländern eingefahren. In Ghana bleibt kaum etwas. Die kleinen Unternehmen laufen so lange, wie sie den Sprit für die Bagger bezahlen können. Und dann gibt es noch die illegalen Goldgräber. Am Anfang waren es Chinesen, die haben die Technik nach Ghana gebracht. Sie wurden 2013 aus Ghana rausgeschmissen, aber viele sind trotzdem geblieben. Jetzt gibt es im Goldgeschäft einen bunten Haufen von armen Arbeitern aus verschiedenen Ländern.
Wie verhält sich die Regierung zu Galamsey?
Das ist momentan ein riesiges Thema. Die haben den illegalen Goldschürfern den Krieg erklärt. Es gab einen Skandal, als ein Familienmitglied der Regierung ermordet wurde, das gegen die Goldgräber vorging und in einen Hinterhalt gelockt wurde, bei dem es regelrecht gelyncht wurde. Jetzt geht die Regierung mit harter Hand gegen die illegalen Goldminen vor.
Kann man denn die Umweltzerstörung noch rückgängig machen?
Das Quecksilber bekommt man nicht mehr aus den Flüssen. Quecksilber geht eine Bindung ein mit Gold. Wenn die Schürfer den ganzen Tag Sand den Flussgrund über ein Sieb spülen, haben sie am Ende einen riesigen Sandhaufen. Um das Gold darin zu finden, arbeiten sie mit Quecksilber, das aus dem Sand das Gold gewissermaßen raussaugt. Am Ende haben sie eine Quecksilberflüssigkeit, in der die Goldpartikel sind. Sie können das Quecksilber wegbrennen und dann bleibt das Gold übrig. Die Quecksilberflüssigkeit wird in den Flüssen entsorgt. Es gibt eine Statistik, dass ein Drittel des gesamten Quecksilbers im Ökosystem von diesen Kleinschürfern stammt.
War es schwierig für Sie als ausländischer Filmemacher, Zugang zu den Minenarbeitern zu finden?
Eigentlich wollte ich auch über die großen Goldminen, die die Hauptschuldigen sind, in meinem Film sprechen, aber an die kommt man nicht ran. Sobald die erfahren haben, dass ich eine Kamera dabei hatte, bin ich nirgendwo mehr rein gekommen. So blieb mir nur das illegale Geschäft mit dem Goldschürfen. Der Vorteil war, dass ich gute Kontakte in der Region hatte. Auch Leute, mit denen ich im Radio zusammengearbeitet habe, sind ins Goldgeschäft eingestiegen, und die konnten mir Tipps geben, wo ich mich sicher bewegen konnte und wo nicht.
Können Sie den Film in Ghana zeigen?
Ich arbeite gerade daran, eine Premiere in Ghana zu organisieren. Man sollte ihn dort zeigen. Auf jeden Fall!