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Studie: Aufforsten gegen den Klimawandel

4. Juli 2019

Die Erderwärmung kann laut Forschern durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch das massenhafte Pflanzen von Bäumen. Bis zu einer Milliarde Hektar Land, etwa die Fläche der USA, könnten dafür genutzt werden.

Brasilien Entwaldete Waldflächen Amazonas-Regenwald
Gerodete Flächen am Rande des Juruena-Nationalparks im Amazonas-Regenwald in BrasilienBild: picture-alliance/dpa/I. Risco-Rodriguez

Emissionen senken, Kohle- und Ölnutzung verringern - das sind wichtige Bausteine im Kampf gegen den Klimawandel. Die effizienteste Maßnahme zur Klimarettung bietet nach einer Studie von Forschern der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich aber die Natur. Laut ihrer im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie könnten bis zu einer Milliarde Hektar Land mit Bäumen bepflanzt werden, ohne dass Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt würden. Das wäre eine Steigerung der derzeitigen weltweiten Waldfläche um etwa ein Drittel.

Begrenzung der Erderwärmung möglich

In ihrer Studie zeigen die Forscher auf, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Bäume zu pflanzen habe das Potenzial, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen aufzunehmen.

Die Studie zeige erstmals, dass das vom Weltklimarat (IPCC) vorgegebene Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erreichbar sei, schreiben die Autoren der Schweizer Hochschule. Laut IPCC müssen dafür bis 2050 nicht nur die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen begrenzt werden, etwa im Energie- und im Transportsektor. Zudem müssten auch bis zu eine Milliarde Hektar Land neu mit Bäumen bepflanzt werden, so der IPCC.

Das "ist zweifellos erreichbar", heißt es in der Studie aus Zürich mit Blick auf die ehrgeizigen Ziele des Weltklimarates. Die Erde ist nach Angaben der Forscher derzeit mit 2,8 Milliarden Hektar Wald bedeckt. Sie halten die Neubepflanzung von 900 zusätzlichen Millionen Hektar für möglich. Das entspräche fast der Fläche der USA oder einer Fläche etwa 25 Mal so groß wie Deutschland.

Projekt für Jahrzehnte

Die Forscher des "Crowther Lab", die an der ETH Zürich nach natürlichen Lösungen für die Folgen des Klimawandels suchen, haben Städte und landwirtschaftliche Flächen bei ihrer Berechnung bewusst ausgespart. Es gehe vor allem um ehemals intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme, schreiben die Wissenschaftler.

Thomas Crowther, Professor für Globale Ökosystemökologie in Zürich und Gründer der Forschergruppe Crowther LabBild: picture-alliance/dpa/Crowther Lab

Besonders viele Flächen für eine Aufforstung habe Russland, gefolgt - mit Abstand - von den USA, Kanada, Australien, Brasilien und China. Die neuen Wälder könnten 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern, wenn sie herangewachsen sind. Das sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der industriellen Revolution durch den Menschen in die Atmosphäre gelangten. "Wir müssten aber schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen", so die Forscher.

Die zur Aufforstung geeignete Fläche werde durch den Klimawandel jedes Jahr kleiner. Viele Wissenschaftler gingen in ihren Berechnungen davon aus, dass die Baumbedeckung durch den Klimawandel steige, heißt es in der Studie. Das stimme zwar für die nördlichen Wälder, etwa in Sibirien. Die Berechnungen seien aber falsch, denn die Baumdichte liege dort durchschnittlich nur bei 30 bis 40 Prozent. Gleichzeitig gingen tropische Wälder mit einer Baumdichte von 90 bis 100 Prozent verloren.

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Die Universität Zürich hat auf ihrer Webseite einen Rechner, der für jeden Ort der Erde berechnet, wie viele Bäume dort wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden.

Lob aus der Fachwelt

"Die Studie setzt neue methodische Standards, weil sie das Potenzial der Aufforstung mit hoher räumlicher Auflösung und mit Hilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz berechnet", sagt Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. "Die flächenreichen Länder Russland, Kanada, USA, Brasilien, Australien und China haben das meiste Potenzial für zusätzliche Bewaldung und können mehr hierin investieren. Gleichzeitig ist es aber noch wichtiger, dass erst einmal die Entwaldung gestoppt wird, speziell in Brasilien und Indonesien." Grundsätzlich betont der Forscher Creutzig: " Die Aufforstung kann trotz allen Potenzials nur eine von vielen Maßnahmen für den Klimaschutz sein. Eine rasche Abkehr vom fossilen Wirtschaftsmodell ist notwendig und kann mit Hilfe eines sektor-übergreifenden CO2-Preises am besten erreicht werden."

qu/kle (dpa, ape, epd)

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