Studie: Deutsche arbeiten wenig im internationalen Vergleich
18. Mai 2025
In der Debatte über Arbeit in Deutschland zeigen neue Daten, dass Menschen hierzulande im internationalen Vergleich weniger Stunden arbeiten als Beschäftigte in den meisten anderen Wirtschaftsnationen. Danach kam Deutschland 2023 auf rund 1036 geleistete Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter (15-64 Jahre), wie die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf eine Berechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) berichtet.
Neuseeland liegt bei Arbeitsstunden vorne
Nur in Frankreich (rund 1027 Stunden) und Belgien (1021) seien unter den OECD-Ländern weniger Arbeitsstunden geleistet worden. Am meisten wurde in Neuseeland gearbeitet (rund 1402 Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter), gefolgt von Tschechien (1326) und Israel (1312).
Die Deutschen arbeiteten 2023 allerdings mehr als vor zehn Jahren: 2013 waren es rund 1013 Stunden je Einwohner im Erwerbsalter. "Im Vergleich zu den 1970er Jahren arbeiten wir weniger, aber seit der Wiedervereinigung arbeiten wir tendenziell immer etwas mehr", sagte Studien-Autor Holger Schäfer der Zeitung. Das Arbeitskräftepotenzial hierzulande werde unterdurchschnittlich ausgenutzt.
Den Mangel erleben wir täglich, beklagt der IW-Chef
IW-Präsident Michael Hüther sagte: "Wir alle erleben den Fachkräftemangel schon jetzt tagtäglich: Restaurants haben häufiger geschlossen als früher, Pflegekräfte sind überarbeitet, weil sie zu wenige Kolleginnen und Kollegen haben. Ähnlich sieht es in Kitas und kleinen Handwerksbetrieben aus." Bis Ende des Jahrzehnts fehlten rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte kürzlich eine Debatte über Arbeitszeit angestoßen. Von den Menschen verlangt er eine "gewaltige Kraftanstrengung" und wieder mehr Arbeit. Bestandteil der Gesamtdebatte sind auch umstrittene Forderungen aus der Wirtschaft, einen Feiertag zu streichen.
Arbeitsministerin Bas will Frauen aus der Teilzeitfalle holen
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sagte der "Bild am Sonntag": "Jede zusätzliche Arbeitskraft und jede zusätzliche Arbeitsstunde bringt uns voran." Bas nahm vor allem Frauen in den Blick: "Es gibt in Deutschland Frauen, die unfreiwillig in der Teilzeitfalle sitzen. Sie wollen mehr arbeiten, können es aber nicht."
Eine Folge sei auch drohende Altersarmut. Daher werde im Koalitionsvertrag auf den Ausbau von Kinderbetreuung gesetzt. Und: "Prämien für den Wechsel in Vollzeit vom Arbeitgeber fördern wir steuerlich." Gefragt seien aber auch die Arbeitgeber. Bas zufolge arbeiten 11 Prozent der Männer in Teilzeit, bei den Frauen seien es 49 Prozent.
haz/pgr (kna, afp)