Früher als andere Städte und Regionen setzte Jena eine Maskenpflicht gegen das Coronavirus durch. Wissenschaftler verglichen nun die Infektionszahlen dort mit denen von Kommunen, die erst später dergestalt reagierten.
Anzeige
Eine Studie hat die Schutzwirkung von Masken gegen das Coronavirus bestätigt. Die allgemeine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, zum Beispiel beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, trage offenbar deutlich zur Eindämmung der Corona-Pandemie bei, teilte die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz mit. Wissenschaftler von vier Universitäten - neben Mainz auch Darmstadt, Kassel und Sønderborg in Dänemark - verglichen dafür die Entwicklung der Infektionszahlen im thüringischen Jena mit denen vergleichbarer Städte, wo die Maskenpflicht erst später eingeführt wurde.
Maskenpflicht in Jena schon ab 6. April
Jena hatte als erste Großstadt bereits am 6. April das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zur Pflicht gemacht und damit wesentlich früher als alle anderen Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands. Daraufhin stieg die Zahl der registrierten Infektionen in Jena nur noch schwach.
Nach den Berechnungen der Forscher "tut sich eine signifikante Kluft zwischen den Fallzahlen in Jena und der Vergleichsgruppe ohne Maskenpflicht auf". 20 Tage nach der Einführung der Maskenpflicht in Jena sei die Gesamtzahl der dort registrierten COVID-19-Fälle lediglich um 16 gestiegen, im Vergleichsmodell hingegen um mehr als 60.
Auch Vergleichzahlen aus Kreis Heinsberg
In einem zweiten Schritt verglichen die Forscher die Entwicklung der Fallzahlen in den Städten und Kreisen, welche die Maskenpflicht zum 22. April eingeführt hatten, mit den Fallzahlen der Kommunen, die die Maskenpflicht erst zum 27. April oder später einführten. Darunter waren Darmstadt, Magdeburg, Rostock wie auch der zu Beginn der Pandemie besonders stark betroffene Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Auch hier zeigen sich signifikante Unterschiede.
Nicht ohne meinen Mundschutz
Zunächst galten sie als ineffektiv und verstörend. Doch mittlerweile setzen immer mehr Länder auf Schutzmasken, um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 einzudämmen. Über den Siegeszug eines Accessoire, der in Asien begann.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi
Handschuhe, Handy, Mundschutz
Nach dem konsequenten Einsatz in Asien hat das Robert Koch-Institut (RKI) Anfang April 2020 auch in Deutschland das Tragen von Schutzmasken empfohlen. Als erste Stadt in Deutschland hat Jena die Maßnahme eingeführt. Dort ist seit dem 6. April in Supermärkten und im öffentlichen Nahverkehr ein Mundschutz Pflicht. Auch Schals und Tücher sind als Schutz anerkannt.
Bild: Imago Images/Sven Simon/F. Hoermann
Geschenk für die Feuerwehr
Angesichts des Maskenmangels greifen immer mehr Menschen und Institutionen zur Selbsthilfe. Auf Youtube und unter dem Hashtag "maskeauf" bei Twitter zeigen viele, wie einfach sich Mundschutze herstellen lassen. Eine von ihnen ist Gewandmeisterschneiderin Cerstin Bochow vom Staatstheater Cottbus. Die Masken aus ihrer Kostümschneiderei sind für die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Bitte recht freundlich!
Künstlerin Mansha Friedrich häkelt gegen Corona. Ihre selbstgemachten Masken sind mit lächelnden Gesichtern, Tieren oder Sonnenmotiven geschmückt. Die Stoff-Inlays sind austauschbar. Die Künstlerin aus Hannover will sich die gute Laune nicht vermiesen lassen.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Ton in Ton
Tschechien und die Slowakei waren schon früher dran: Dort wurde bereits Mitte März eine Maskenpflicht eingeführt. Wer Supermärkte oder öffentliche Plätze betritt, muss einen Mundschutz tragen. Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová und Premierminister Igor Matovic gehen mit gutem Beispiel voran. Österreich hatte zwischenzeitlich nachgezogen und einen Mundschutz für den Einkauf verordnet.
Bild: Reuters/M. Svitok
Frühlingserwachen in China
In China sind Schutzmasken schon lange Pflicht. Dieses Paar in der Stadt Shenyang will trotz Corona und rigider Kontrollen nicht auf Romantik verzichten. Sie tanzen hingebungsvoll in der Frühlingssonne und vergessen sicher alles andere um sich herum.
Bild: AFP
Israel lässt keine Ausnahmen gelten
Auch in Israel gelten rigide Einschränkungen. Ministerpräsident Netanjahu verhängte eine Ausgangssperre, die von Polizei und Militär kontrolliert wird. Auch orthodoxe Juden müssen sich daran halten. In dem Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim weist ein maskierter Polizist einen ultra-orthodoxen Landsmann an, nach Hause zu gehen.
Bild: picture-lliance/dpa/I. Yefimovich
Kunst im Gazastreifen
Im dicht besiedelten Gazastreifen versuchen Künstler, die Bevölkerung zu motivieren. Im Stadtteil Shujaiya verzieren sie Schutzmasken mit beliebten Motiven. Die Regierung im Gazastreifen hat den Bewohnern Ausgangsbeschränkungen und Veranstaltungsverbote auferlegt. Auch der alljährliche "Marsch der Rückkehr" mit Massenprotesten an der Grenze zu Israel wurde dieses Jahr abgesagt.
Bild: Imago Images/ZUMA Wire/A. Hasaballah
Kolumbianische Kraftprotze
In Kolumbien dominieren drastische und auffällige Motive. Das Gebiss auf der Maske der beiden Polizisten scheint dem "Monster Hulk" nachempfunden worden zu sein. Der Kraftprotz Hulk ist die Titelfigur aus dem 1962 veröffentlichten Comic von Stan Lee und Jack Kirby. Die Geschichte des "unglaublichen Mannes Hulk" wurde in mehreren Kinofilmen und TV-Serien adaptiert.
Bild: AFP/L. Robayo
Macron verwaltet den Mangel
Der französische Präsident Emmanuel Macron besucht eine Fabrik für Schutzkleidung und Masken in Saint-Barthelemy-d'Anjou. In Frankreich haben Hunderte Mediziner die Regierung verklagt, weil sie nicht für ausreichend Schutzkleidung während der Epidemie gesorgt habe. Viele Mediziner arbeiten trotzdem.
Bild: Getty Images/AFP/L. Venance
9 Bilder1 | 9
"Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einführung der Maskenpflicht in den jeweiligen Kreisen zu einer Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19 beigetragen hat", so Klaus Wälde von der Universität Mainz. Dieses Ergebnis stimmt mit der Einschätzung von Epidemiologen und Virologen überein, wonach ein Mund-Nasen-Schutz den Luftstrom beim Sprechen hemmt und dadurch die Übertragung infektiöser Partikel eingedämmt wird. Die Wissenschaftler-Gruppe will nun weiter der Frage nachgehen, welche der vielen Anti-Corona-Maßnahmen den größten Effekt bei der Eindämmung der Infektionszahlen hatten, so Wälde weiter.