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Politik

Millionen syrische Kinder im Psycho-Stress

6. März 2017

Immer mehr Kinder im Bürgerkriegsland Syrien entwickeln psychische Störungen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht "Unsichtbare Wunden" von Save the Children. Die Organisation forderte eine sofortige Waffenruhe.

Syrien Kinder Symbolbild
Aus Furcht vor Luftangriffen fliehen diese Kinder in der syrischen Stadt DoumaBild: Getty Images/AFP/A. Doumany

Viele syrische Kinder leiden ständig unter Angst – das haben 89 Prozent der Erwachsenen erklärt, die an der Studie teilnahmen. Immer mehr Kinder zeigen demnach Stresssymptome wie Bettnässen, Albträume oder Sprachstörungen, heißt es. 84 Prozent der befragten Erwachsenen und fast alle Kinder erklärten, dass das kontinuierliche Bombardement die Hauptursache für psychischen Stress sei. Jugendliche verletzten sich häufig selbst oder griffen zu Alkohol oder Drogen, um sogenannten toxischen Stress abzubauen. Er gilt als die gefährlichste Form einer Stressreaktion und entsteht, wenn dauerhaft viele Stresshormone ausgeschüttet werden. Dies könne nicht nur die Entwicklung ihres Gehirns und anderer Organe stören, sondern berge auch ein Risiko für Herzerkrankungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch und psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen - bis ins Erwachsenenalter hinein.

Für die Studie "Unsichtbare Wunden. Was sechs Jahre Krieg in der Psyche der syrischen Kinder anrichten" befragten Save the Children und Partnerorgansationen von Dezember 2016 bis Februar 2017 mehr als 450 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Syrien. Es handelt sich nach Angaben der Kinderrechtsorganisation um die bisher umfassendste Studie zur psychischen Gesundheit der Kinder in Syrien.

Kein Gefühl der Sicherheit

Die Hälfte der Kinder erzählte bei der Befragung, dass sie sich in der Schule selten oder nie sicher fühlen. 40 Prozent sagten, dass sie sich beim Spielen nicht einmal direkt vor dem Haus sicher fühlen. Knapp die Hälfte der Erwachsenen beobachtete zudem Sprachstörungen bei Kindern.

Weil viele Ärzte aus Syrien geflohen sind und humanitäre Helfer oftmals nicht in die am schwersten betroffenen Gebiete gelangen, erhalten viele Kinder nicht die notwendige psychologische Betreuung. "Kinder in Syrien haben Schreckliches erlebt und mussten zum Teil mit ansehen, wie ihre Eltern getötet wurden, bekommen aber nicht die nötige Hilfe, um ihre Traumata zu verarbeiten", erklärte Marcia Brophy, Spezialistin für psychische Gesundheit von Save the Children im Nahen Osten.

Brüchige Waffenruhe

"Es darf so nicht weitergehen", erklärte daher die Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, Susanna Krüger. Trotz der vereinbarten Waffenruhe werde in Syrien weiter gekämpft. "Das muss sofort gestoppt werden, und humanitäre Hilfe, auch psychologische und psychosoziale Unterstützung, muss endlich alle betroffenen Kinder erreichen." Denn mit einem Ende der Gewalt und mit angemessener Unterstützung könnten sich die Kinder von ihren traumatischen Erlebnissen erholen.

Am 15. März jährt sich der Beginn des Syrien-Konflikts zum sechsten Mal. Begonnen hatte er mit friedlichen Protesten gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Seither wurden nach UN-Angaben mehr als 310.000 Menschen getötet und Millionen weitere in die Flucht getrieben.

Generation Trauma

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Kleinkinder kennen keinen Frieden

Mindestens drei Millionen syrische Kinder, die unter sechs Jahre alt sind, haben nichts anders als Krieg kennen gelernt. Zwei von drei Kindern haben Schätzungen zufolge Freunde oder Familienangehörige im Krieg verloren. Neben ihrer persönlichen steht laut Save the Children auch die Zukunft des Landes auf dem Spiel. Fast ein Drittel der Kinder im Schulalter geht laut dem UN-Büro für humanitäre Hilfe (OCHA) nicht mehr zur Schule. 4.000 Schulen seien seit Kriegsbeginn angegriffen worden; heute könne jede dritte Schule nicht mehr genutzt werden.

In der Folge nimmt Kinderarbeit zu, Jungen werden schon im frühen Alter von bewaffneten Gruppen rekrutiert, Mädchen immer jünger verheiratet. "In zehn Jahren werden wir erkennen, dass eine ganze Generation zerstört wurde", sagt Jugendbetreuer Mohammad. "Aber wir brauchen eine Generation, die Syrien wieder aufbauen kann."

kle/djo (afp, epd, dpa, kna)     

 

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