Die Kulturstätten Syriens sind noch stärker bedroht, als von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Denn auch in Gebieten, die von Gegnern der Terrormiliz gehalten werden, kommt es zu Zerstörungen.
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Die Plünderung von Kulturgütern in Syrien geht nicht nur auf das Konto der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), vielmehr sind dafür auch die anderen Kriegsparteien verantwortlich. Das ist die zentrale Aussage einer in der Zeitschrift "Near Eastern Archeology" veröffentlichten Studie des US-Archäologen Jesse Casana von der Universität Dartmouth im US-Bundesstaat New Hampshire. Für die Studie wurden Satelliten-Aufnahmen von 1300 archäologischen Stätten in Syrien ausgewertet, was etwa einem Sechstel des Bestandes entspricht.
Die vom IS zu verantwortenden Zerstörungen seien "schrecklich", sagte Casana der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt aber Zerstörungen von einem ebenso großen Ausmaß an einer großen Anzahl von Stätten in Syrien." Die Zerstörungen in den Gebieten, die vom IS kontrolliert werden, seien oftmals gravierender. Es gebe aber ebenso Beweise für Zerstörungen in Gebieten, die von den syrischen Regierungstruppen, von kurdischen oder sonstigen oppositionellen Gruppen kontrolliert würden. Es sei "ein Problem des Krieges", nicht ein spezifisches IS-Problem.
Palmyra - Zerstörung einer antiken Oase
Die antiken Ruinen Palmyras sind Zeugnis einer goldenen Zeit. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" fährt mit ihrer Zerstörung fort. Nach der Sprengung von kostbaren zwei Tempeln, traf es nun noch andere antike Bauwerke.
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Sinnlose Terrorakte
Der Zerstörungswut der IS-Dschihadisten fiel auch ein antiker Triumphbogen zum Opfer, der zwischen 193 und 211 nach Christus erbaut wurde. "Das ist die pure Zerstörung", beurteilt der Chef der Altertumsbehörde, Mamun Abdulkarim, die Sprengung. "Die Racheakte sind nicht mehr ideologisch getrieben, denn jetzt sprengen sie auch Gebäude ohne religiöse Bedeutung."
Bild: Louai Beshara/AFP/Getty Images
Zeugnisse antiker Grabkultur
Auch mehrere diese mehrstöckigen Grabtürme haben die Dschihadisten gesprengt, sagte der Leiter der syrischen Antikenverwaltung, Mamun Abdelkarim. Unter den Türmen, die zwischen 44 und 103 n. Chr. gebaut wurden, ist auch der berühmte vierstöckige Turm von Elhabel. Das Ruinenfeld der antiken Oasenstadt gehört seit 1980 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Bild: Reuters/Sandra Auger
Tempelanlage gesprengt
Die schlimmsten Befürchtungen der Archäologen sind wahr geworden: Der Terroristen des "Islamische Staat" haben eines der bedeutendsten Bauwerke Palmyras gesprengt: den rund 2000 Jahre alten Baalschamin-Tempel, hier vor der Zerstörung. Durch die Explosion wurden der innerste heilige Bereich und die äußeren Säulen zum Einsturz gebracht. Auch die übrigen Anlagen Palmyras sind weiterhin akut bedroht.
Bild: picture-alliance/dpa/Scholz
Ruinen einer Oase
Die Ruinen der Stadt Palmyra, die einst durch Reichtum, Handel und Palmen erblühte, liegen mitten in der syrischen Wüste. Karawanen durchquerten sie jahrhundertelang, auf ihrem Weg zur Seidenstraße. Dann verblasste die goldene Zeit über die Jahrtausende, der Wüstensand verwehte die Stadt. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien ist die UNESCO besorgt um das Weltkulturerbe.
Bild: Fotolia/bbbar
Gottes Tempel
Der Baal-Tempel galt als eines der bedeutendsten historischen Bauwerke der arabischen Welt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. bauten ihn die Palmyrer im römischen Stil und widmeten ihn der babylonischen Gottheit "Baal". Rom soll ihn bezahlt haben, als Dank für den Beitritt der Stadt ins Römische Reich. Der riesige Baal-Tempel war nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der IS hat ihn gesprengt.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/F. Neukirchen
Monument im römischen Stil
Das Tetrapylon liegt an der Straßenkreuzung. Vier mal Vier schlanke Säulen aus Rosengranit, die aus den Steinbrüchen von Assuan stammen, bilden vier überdachte Nischen. Früher befanden sich in ihnen Statuen. Heute sind die Säulen fast alle nachgebildet, nur noch eine ist antik.
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Orientalische Dramen
Palmyra trug in vielem die Züge einer griechisch-römischen Stadt: die Säulenhalle, die Thermen oder das Amphitheater. Auf dessen Bühne, eine Palastfront, spielten sich orientalische Dramen ab. Die in aramäischer Sprache verfassten Stücke sind nicht erhalten. Das Theater wurde auch für Tier- und Gladiatorenkämpfe genutzt.
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Forum der Oberschicht
Hier war einst die steinerne Oberschicht Palmyras versammelt: 200 Statuen standen damals ihr zu Ehren in den Säulenhallen der Agora, dem Marktplatz. An der Südweststrecke der Agora befinden sich die Überreste eines Bauwerks, das vermutlich ein Tagungsort des "Stadtrats" war. Dem gehörten die Vertreter der einflussreichsten Kaufmannsfamilien an, die die Geschicke der Wüstenstadt lenkten.
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Luxuriöse Gräber
Vor den Toren der Stadt liegen verschiedene Gräberfelder. Große Familien bauten hohe Türme mit Grabfächern für mehrere Generationen. Einige der letzten Ruhestätten sind kunstvoll verzierte Sarkophage. Es gibt auch etliche unterirdische Grabanlagen, die mit reicher Bauornamentik oder Fresken verziert sind. Die Gräber sind ein Zeugnis des Alltagslebens und des Reichtums der damaligen Zeit.
Bild: Imago/A. Schmidhuber
Drohende Verwüstung
Im 3. Jahrhundert n.Chr. wurde Palmyra zum Militärstützpunkt. Nach der Herrschaft von Zenobia folgte ein Wechselbad der Mächte. Die goldene Zeit verblasste, der Glanz der Stadt wurde vom Wüstensand begraben. Seit 2011 hat der Bürgerkrieg Spuren in der Ruinenstadt hinterlassen. Jetzt droht die weitreichende Zerstörung der antiken Ruinenstadt.
Bild: picture-alliance/dpa/Scholz
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Der IS hatte die Zerstörung historischer Stätten in Syrien eigens in Szene gesetzt, insbesondere in der Oasenstadt Palmyra. So sprengten die IS-Dschihadisten Anfang Oktober den berühmten, 2000 Jahre alten Triumphbogen von Palmyra und setzte damit die systematische Zerstörung der antiken Stätten der Oasenstadt fort. Der IS hatte zuvor bereits die bedeutenden Tempel Baal und Baal Schamin sowie mehrere Grabtürme in Schutt und Asche gelegt.
Die bisher gut erhaltenen Ruinen Palmyras gehören seit 1980 zum Unesco-Weltkulturerbe. Die zentralsyrische Oasenstadt war mit ihren Bauten aus den ersten Jahrhunderten nach Christus eines der herausragenden Zentren im Altertum. Der IS hatte Anhänger des syrischen Regimes im Mai von dort vertrieben. Die Extremisten enthaupteten auch den ehemaligen Chef-Archäologen von Palmyra, Khaled Asaad.