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Politik

Studie senkt Hoffnung auf Corona-Impfstoff

12. Juli 2020

Neue Bluttests der ersten Corona-Patienten in Deutschland zeigen bei Untersuchungen ein Absinken der Anzahl von Antikörpern im Blut. Das könnte bedeuten, dass schon nach kurzer Zeit eine Neuansteckung möglich ist.

Symbolbild Corona-Virus Impfstoff
Bild: picture-alliance/dpa/Geisler-Fotopress

Wissenschaftler führen weltweit im Zusammenhang mit dem Coronavirus sogenannte Antikörperstudien durch. Das Ziel: Die Ergebnisse sollen Aufschluss über Krankheitsverlauf und Immunität geben - und die Entwicklung eines Impfstoffs voranbringen.

Neue Blutuntersuchungen von genesenen Corona-Patienten dämpfen jetzt allerdings die Hoffnung auf eine lang anhaltende Immunität und damit auch auf eine lange Wirksamkeit einer möglichen Impfung. Der Grund: Bluttests der ersten COVID-19-Patienten in Deutschland, die Ende Januar in der München Klinik Schwabing behandelt wurden, zeigten ein deutliches Absinken der Anzahl von sogenannten neutralisierenden Antikörpern im Blut, berichtete Clemens Wendtner, Chefarzt der dortigen Klinik für Infektiologie.

Chinesische Wissenschaftler machen ähnliche Beobachtungen

"Bei vier der neun Patienten sehen wir sinkende neutralisierende Antikörper in einem sehr speziellen Test, der nur in einem Hochsicherheitslabor erfolgen kann", sagte Wendtner. "Inwieweit dies Auswirkungen für die Langzeitimmunität und die Impfstrategien hat, ist derzeit noch spekulativ, muss aber im weiteren Verlauf kritisch beobachtet werden." Es deute aber darauf hin, dass nach durchgemachter Krankheit eine Neuansteckung möglich sei. Dies müsse weiter beobachtet werden, sagte Wendtner.

Weniger Symptome = weniger Antikörper

Wendtners Erkenntnisse reihen sich ein in Erfahrungen anderer Wissenschaftler und Studienergebnisse. Chinesische Forscher berichteten im Fachblatt "Nature Medicine", dass die Antikörper nach zwei Monaten vor allem bei Patienten mit symptomfreiem Verlauf stark zurückgingen, aber auch bei tatsächlich erkrankten Patienten fielen die Werte deutlich. Patienten mit wenig Symptomen hatten zudem weniger Antikörper und somit eine schwächere Immunantwort entwickelt.

Viele Freiwillige für Corona-Studie

In der Tübinger Universitätsklinik haben sich rund 4000 Freiwillige als Probanden für eine Corona-Impfstudie gemeldet. Die Studie hatte Mitte Juni begonnen und soll den Impfstoff des Tübinger Biopharma-Unternehmens Curevac auf seine Verträglichkeit testen. Seitdem haben rund 50 Menschen das Mittel erhalten.

Die vielen Freiwilligen kommen nicht alle zum Zug. Insgesamt sollen 168 Probanden geimpft werden - neben Tübingen auch in Testzentren im belgischen Gent, in Hannover und München. Bei der klinischen Studie handelt es sich um eine sogenannte Phase-1-Studie. Verläuft sie erfolgreich, folgen Untersuchungen mit deutlich mehr Probanden.

Tübinger Impfstoff-Studie (Archivild aus dem Institut für Tropenmedizin an der Uniklinik Tübingen)Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

Curevac arbeitet an sogenannten mRNA-Impfstoffen. mRNA ist eine Art Botenmolekül, in dem die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen steckt. Für ihren Impfstoff haben die Curevac-Forscher mRNA mit der Bauanleitung für ein Protein des Coronavirus Sars-CoV-2 versehen. Die menschlichen Zellen bilden nach der Impfung dieses Protein, was der Körper als fremd erkennt. Er bildet Antikörper und andere Abwehrzellen dagegen.

Curevac hatte nach der Mainzer Firma Biontech als zweites deutsches Unternehmen die Genehmigung für eine klinische Studie zu einem möglichen Corona-Impfstoff erhalten.

hf/qu (dpa, afp)

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