Studie: USAID-Kürzungen könnten zu massenhaftem Tod führen
1. Juli 2025
14 Millionen zusätzliche Todesfälle - das könnte nach einer aktuellen Studie in den kommenden fünf Jahren die Folge aus dem Kahlschlag der US-Entwicklungshilfe sein. Unter ihnen könnten knapp fünf Millionen Kinder - jünger als fünf Jahre alt - sein, wie aus einer im Fachmagazin "The Lancet" erschienenen Untersuchung mehrerer Wissenschaftler etwa aus Barcelona und dem brasilianischen Salvador da Bahia hervorgeht. Sie riefen eindringlich dazu auf, die von der US-Regierung veranlassten Kürzungen bei der Entwicklungshilfe rückgängig zu machen.
Daten aus mehr als 130 Ländern
In der Studie untersuchten die Forscher mit Daten aus mehr als 130 Ländern und Regionen die Sterblichkeit im Zeitraum 2001 bis 2021 und erstellten schließlich eine Prognose für die Jahre 2025 bis 2030.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass USAID in der Vergangenheit erheblich zur Reduzierung von Sterbefällen beigetragen hat: Durch USAID-finanzierte Programme seien bis 2021 knapp 92 Millionen Todesfälle insgesamt, darunter mehr als 30 Millionen bei Kindern unter fünf Jahren, verhindert worden, heißt es.
Mithilfe von Modellen untersuchten sie ebenfalls, wie sich die Kürzungen von 83 Prozent, die die US-Regierung angekündigt hatte, auswirken würden. Sie könnten demnach zu den genannten mehr als 14 Millionen vermeidbaren Toten bis 2030 führen. Zum Vergleich: Während des Ersten Weltkriegs starben Schätzungen zufolge mehr als neun Millionen Soldaten.
Autoren: "eine schwindelerregende Zahl vermeidbarer Todesfälle"
Für viele Länder mit geringem und mittlerem Einkommen wären die Auswirkungen sogar von ähnlichem Ausmaß wie eine globale Pandemie oder ein großer bewaffneter Konflikt, wie es heißt. Der Studie zufolge spielte die USAID-Finanzierung eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der globalen Gesundheit, insbesondere in afrikanischen Nationen.
Die US-Hilfen waren besonders wirksam in der Verhinderung von vermeidbaren Todesfällen durch Krankheiten. So war beispielsweise das Risiko, an der Immunschwächekrankheit Aids zu sterben, in Ländern, die viel Hilfe bekommen, 65 Prozent geringer als in Ländern mit wenig oder keiner Hilfe.
Bislang waren die USA international der größte Geldgeber in der Entwicklungshilfe. Doch die Regierung von Präsident Donald Trump hat seit ihrem Amtsantritt im Januar die Mittel für USAID und deren weltweite Hilfsprogramme massiv gekürzt. US-Außenminister Marco Rubio erklärte im März, die Regierung habe nach einer sechswöchigen Überprüfung mehr als 80 Prozent aller Programme bei USAID gestrichen. Die verbleibenden etwa 1000 Programme würden nun "effektiver" unter dem US-Außenministerium und in Absprache mit dem Kongress verwaltet.
Andere Staaten ziehen nach
Nachdem die USA ihre Mittel drastisch reduziert haben, kürzten auch andere reiche Länder wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland Entwicklungsgelder zusammen. Diese Kürzungen könnten "zu noch mehr zusätzlichen Todesfällen in den kommenden Jahren" führen, sagte Co-Autorin Caterina Monti. Jetzt sei die Zeit, die Hilfen zu erhöhen und nicht sie zu reduzieren, betonte Co-Autor Davide Rasella.
Die Studie erscheint, während sich im spanischen Sevilla diese Woche dutzende Spitzenpolitiker zur UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung treffen, in der Hoffnung, den schwächelnden Hilfssektor zu stärken. Die USA haben keine Delegation nach Sevilla geschickt.
fab/se (dpa, rtr, afp)