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KriminalitätDeutschland

Studie zeigt Ausmaß von Missbrauch im Bistum Trier

24. Juli 2024

Während der Amtszeit des Trierer Bischofs Hermann Josef Spital konnten Priester Kinder und Jugendliche sexuell missbrauchen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Die Universität Trier spricht von 199 Missbrauchsopfern.

Die Rückseite der Hohen Domkirche zu Trier
Das Bistum Trier steht wegen Fällen von sexuellem Missbrauch in der KritikBild: Harald Tittel/dpa/picture alliance

Zwischen 1981 und 2001 haben katholische Priester und Kirchenmitarbeiter mindestens 199 Menschen, von denen bis auf fünf Personen alle minderjährig waren, im Bistum Trier sexuell missbraucht. Der Großteil - fast 80 Prozent der Betroffenen - seien männlich, rund 20 Prozent seien weiblich gewesen. Neben sexuellem Missbrauch habe es auch zwei Fälle körperlicher Gewalt gegeben.

Das Ausmaß des Missbrauchs während der Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital ist nun durch eine neue Studie der Universität Trier erstmals bekannt geworden. Diese zählt insgesamt 49 Beschuldigte und mutmaßliche Täter.

Drei Fälle von Suizid

Die Wissenschaftler vermuten, dass die tatsächlichen Zahlen der Täter und Opfer höher sind. Bei den Recherchen stießen die Studienautoren auch auf drei Personen, die sich in zeitlicher Nähe zur erlittenen sexualisierten Gewalt das Leben nahmen. Diese Fälle zeigten, "welche tiefgreifenden seelischen Nöte und psychischen Schädigungen durch den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen entstehen konnten", so die Studienautoren. 

Hermann Josef Spital führte das Bistum Trier von 1981 bis 2001, er starb 2007 (Archivfoto von August 2000) Bild: Harald Tittel/picture-alliance

Kritik formuliert die Studie an der Bistumsleitung: "Während für die Aufklärung intern Sorge getragen wurde, so wurde die moralische Pflicht zu Anzeige und Information staatlicher Stellen vollständig vernachlässigt." Zwar sei über eine unabhängige Kommission zur Prüfung der Vorwürfe gesprochen, diese aber nie eingerichtet worden.

Priester mussten keine Konsequenzen befürchten

Die Studienautoren kritisieren die Lösungen, die Bischof Spital für sexuellen Missbrauch vorsah, als "völlig unangemessen angesichts des hohen Rückfallrisikos gerade von Intensivtätern".

Nach Angaben der Forscher sei kein einziges kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet worden. Zudem habe es in dem Untersuchungszeitraum von 20 Jahren nur drei Verurteilungen gegeben. Die Täter erhielten jeweils zwei Jahre auf Bewährung für zwischen 25 und 41 Taten. Kinder und Jugendliche seien den bereits bekannten Tätern zudem wiederholt ausgesetzt worden, berichten die Studienautoren.

Behörden brachten Fälle nicht zur Anzeige

Kritisiert werden auch staatliche Behörden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die juristische Ahndung sei in Trier und Saarbrücken von Milde geprägt gewesen. Bei Ministerien und Schulbehörden habe die Kenntnis über sexuelle Übergriffe keineswegs immer zur Anzeige bei der Polizei geführt. "Vielmehr überwog die Hoffnung auf einen geräuschlosen Ablauf und ein Versanden der Angelegenheit ohne Einschaltung der Strafverfolgungsbehörden", führen die Autoren aus.

Abschlussbericht zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen im Fall DillingerBild: Harald Tittel/dpa/picture alliance

Erst im Mai rückte ein Bericht zum Fall Edmund Dillinger - ein Priester, der zwischen 1961 und 2018 insgesamt 19 Personen sexuell missbraucht hatte - das Bistum Trier in ein schlechtes Licht. Das Bistum habe damals weggeschaut, so die Ermittler. 

Grundlage der Studie waren mehr als 1000 kirchliche Personalakten sowie 20 Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen. Die Studie ist Teil des Projekts: "Sexueller Missbrauch von Minderjährigen sowie hilfs- und schutzbedürftigen erwachsenen Personen durch Kleriker/Laien im Zeitraum von 1946 bis 2021 im Verantwortungsbereich der Diözese Trier: eine historische Untersuchung". Für den gesamten Untersuchungszeitraum zählen die Forscher bislang 234 Beschuldigte.

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pdo/sti (kna)

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