Anime-Gigant Ghibli eröffnet ersten Themenpark
2. November 2022Gleich am nördlichen Eingangstor thront auf einer Säule die Figur "Catbus" aus dem Film "Mein Nachbar Totoro" von 1988. Das Markenzeichen dieser Katze: Ihr Körper sieht aus wie ein Bus. Die Figur ist nur eine von zahllosen Charakteren, die Besucherinnen und Besucher des neuen Themenparks des Ghibli-Studios für Animationsfilme im wahrsten Sinne des Wortes hautnah erleben können.
Themenpark im Wald
Der Freizeitpark im japanischen Nagakute liegt rund 300 Kilometer südwestlich von Tokio und ist mit seinen 7 Hektar Fläche eingebettet in den "Moricoro Park", ein 200 Hektar großes öffentliches Areal mit bewaldeten Hügeln. Auf dem Gelände hatte 2005 die Weltausstellung stattgefunden.
Einige der Gebäude und Infrastrukturen, die teilweise seitdem ungenutzt brachlagen, haben die Mitarbeitenden des Ghibli-Park-Projekts integriert und umfunktioniert. Die fünf Themenbereiche spielen auf bekannte Filme des Anime-Studios an und tragen Titel wie "Berg der Jugend", "Ghiblis großes Lagerhaus", "Dondoko Wald", "Mononokes Dorf" und "Tal der Hexen". Die ersten drei Themenkomplexe sind bereits für das Publikum geöffnet, die letzten beiden sollen im nächsten Jahr hinzukommen.
Nachhaltiges Vergnügen
Natur und Ökologie spielen eine große Rolle in den Filmen von Studio Ghibli. Das zeigt sich auch in Design und Gestaltung des Themenparks, der sich von anderen großen Filmparks wie etwa der Universal Studios oder Disneys Themenpark in Tokio unterscheidet.
Für die Gestaltung des Ghibli Park sollte der Baumbestand und die natürliche Umgebung erhalten bleiben. Anders als in anderen Vergnügungsparks gibt es keine Fahrgeschäfte. Das Gelände soll eine "Mischung aus Park und Museum sein", sagte Goro Miyazaki, der Sohn des japanischen Anime-Schöpfers Hayao Miyazaki und Mitbegründer von Studio Ghibli gegenüber der Presse. "Der Park zielt darauf ab, Ghiblis Werke für zukünftige Generationen zu bewahren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten." Die Umgestaltung des Parkareals kostete umgerechnet rund 240 Millionen Euro.
Das Studio Ghibli wurde 1985 gegründet und hat sich auf qualitativ hochwertige Animationsfilme, die sogenannten japanischen "Anime"-Filme im Kinoformat spezialisiert.
Wo Zeichentrickfiguren real werden
Lebensgroße Rekonstruktionen der bedeutendsten Szenen aus der Welt von Hayao Miyazaki und anderen Filmemachern von Studio Ghibli lassen die Besucherinnen und Besucher förmlich in das Leben der Figuren eintauchen. Es geht den Gestalterinnen und Gestaltern darum, ein Gefühl für den Realismus in Ghiblis erfolgreichsten Werken zu vermitteln. Dazu gehören Filme wie "Mein Nachbar Totoro" (1988), "Prinzessin Mononoke" (1997) und der Oscar prämierte Streifen "Chihiros Reise ins Zauberland" (2001).
"Ghiblis großes Lagerhaus", das Hauptgebäude im Zentrum des Parks, zeigt ein imaginäres Wohnviertel. Die Architektur ist angelehnt an Hayao Miyazakis Filme und enthält sowohl Raumelemente der japanischen Kultur als auch Architektur, die den Filmemacher auf seinen Auslandsreisen inspiriert haben.
Bei den lebensgroßen Repliken geht es um Schlüsselszenen aus 13 Ghibli-Klassikern. Die Besucherinnen und Besucher können sich wie Chihiro, die Hauptprotagonistin aus "Chihiros Reise ins Zauberland", direkt neben den einsamen Geist ohne Gesicht setzten oder sich durch den Garten aus "Arrietty - Die wundersame Welt der Borger" (2010) bewegen.
Eintauchen in andere Welten
Zum Markenzeichen der Studio-Ghibli-Filme gehört die Liebe zum Detail. So verstecken sich im Park Figuren, die in verschiedenen Filmen auftauchen. An den Wänden und an Baumästen hängen beispielsweise die Rußmännchen, die in den Filmen "Mein Nachbar Toronto" oder "Chihiros Reise ins Zauberland" vorkommen oder die Baumgeister aus "Prinzessin Mononoke".
In der Themenwelt "Dondokos Wald" (aus dem Film "Mein Nachbar Totoro") wurde das gesamte Haus von Satsuki und Mei, den beiden Hauptfiguren des Films, penibel bis ins kleinste Detail nachgebaut.
Der Themenbereich "Hügel der Jugend" ist den Filmen "Das Königreich der Katzen" und "Stimme des Herzens" gewidmet. Die Seele dieser rekonstruierten Filmwelt ist ein nachgebautes Antiquitätengeschäft mit echten Antiquitäten.
Wer mit dem Ghibli-Universum noch nicht besonders vertraut ist, kann sein Wissen im parkeigenen Kino erweitern, das Kurzfilme zeigt.
Der Ghibli-Park kann nur über eine Online-Reservierung besucht werden. Maximal 5000 Besucherinnen und Besucher werden pro Tag hineingelassen. Bis Ende 2022 sind alle Tickets bereits ausverkauft. Interessierte aus dem Ausland können sich erst ab 2023 online anmelden.
Adaption aus dem Englischen: Gaby Reucher