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Studiogast: Heiner Thorborg, Personalberater

03:25

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Kiron Kreuter8. März 2011

DW-TV: So erfolgreich sind allerdings nicht viele Frauen. Und warum – das will ich jetzt mit Heiner Thorborg besprechen. Er ist Personalberater und Headhunter, hat sein eigenes Unternehmen.
Wenn Sie nun ein neues Unternehmen gründen würden, Herr Thorborg, wen würden Sie da einstellen als Chef – Mann oder Frau?

Heiner Thorborg: Wenn ich ein neues Unternehmen gründe, wo ich nicht der Chef bin, dann würde ich wahrscheinlich eine Frau einstellen.

DW-TV: Und warum?

Heiner Thorborg: Weil ich mit Frauen hervorragend zusammen arbeiten kann in jeglicher Form – als Assistentin, als Kollegin. Es macht einfach Spaß und deswegen, da es ja mein eigenes Unternehmen wäre, wäre meine Entscheidung klar.

DW-TV: Das ist Ihre Meinung. Was sagen denn Ihre Kunden, wenn sie also einen Auftrag vergeben, jemanden zu suchen für eine Stelle? Wie groß ist die Rolle, die dann das Geschlecht spielt?

Heiner Thorborg: Sehr unterschiedlich. Es gibt heutzutage Unternehmen, die ganz klar sagen: „Wir wollen den Frauenanteil erhöhen, also bitte lieber Personalberater, wir möchten Frauen sehen." Sie haben andererseits aber Industrien – Maschinenbau, Stahlindustrie, etc., wo der Klient weiß, dass es in diesen Industrien schlechthin einfach keine Frauen gibt und dann fragt er auch nicht.

Ich bin häufig derjenige, der sagt: „Ich würde Ihnen eine Frau vorstellen" und dann ist immer die Antwort „Ja, sehr gerne". Dann ärgern sie sich ein bisschen, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen sind, aber die Türen sind heutzutage wirklich überall geöffnet.

DW-TV: Viel diskutiert wird in Deutschland derzeit über die Frauenquote, weil es immer noch viel zu wenig Frauen in Führungspositionen gibt. Sie sind gegen eine solche gesetzliche Regelung. Warum?

Heiner Thorborg: Das Schlimme an Gesetzen ist, dass wenn sie einmal da sind, gehen sie nicht wieder weg. Es gibt Stimmen, die sagen, lass uns doch eine Frauenquote für zwei-drei-vier-fünf Jahre einführen, bis sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau angeglichen hat oder normaler geworden ist. Aber die Quote fällt dann nicht weg, die ist dann da.
Und ich finde, Quote in einer freien Marktwirtschaft hat immer etwas Schlechtes, hat immer ein Geschmäckle. Und wenn ich mir vorstelle, sich als Quotenmann irgendwo eine Position bekäme, würde mir persönlich das nicht gefallen. Aber bei den Frauen sind die Meinungen sehr unterschiedlich: Es gibt genügend Frauen, die sagen: „Ich bin keine Quotenfrau, ich will keine Quotenfrau sein, ich will durch eigene Leistung dahin" und das kann ich nur unterstützen.

DW-TV: Dennoch steht es nicht außer Frage, dass irgendetwas getan werden muss. Wenn wir mal alleine auf die DAX-Unetrnehmen schauen, da gibt es insgesamt jetzt fünf Frauen. Daimler hat gerade eine Frau in den Vorstand berufen. Das ist sehr, sehr wenig. Wie ist das denn zu erreichen, dass man tatsächlich zu höheren Prozentzahlen kommt?

Heiner Thorborg: Also, Sie brauchen natürlich Druck. Sie brauchen öffentlichen Druck und er ist da. Sie haben auf jeder Hauptversammlung den Druck, die Vorstände können das schon nicht mehr hören, weil ständig gefragt wird: „Wann kommt Ihr endlich mit Frauen?". Die Medien machen Druck, die Politik macht Druck, die Politik droht und diese Drohung ist sehr ernsthaft. Also, die Quote ist nicht so weit weg und um ihr zu entgehen, glaube ich, sind die Unternehmen jetzt gut unterwegs. Sie holen sich von draußen sichtbar mehr Frauen und bauen interne Systeme um die Frauen, die ohnehin einsteigen, um sie dann auch bis nach oben zu bringen.

DW-TV: Wie sehen diese Systeme aus, weil es ja Lippenbekenntnisse schon lange gab?

Heiner Thorborg: Es fängt mit dem Chef an. Der Chef muss sich hinstellen und sagen:
„Das Thema ist Chefsache, ich lasse das Thema auch nicht wieder los, liebe Kollegen, habt Ihr mich gehört? Jedes Jahr werden wir die Leistung auf diesem Sektor kontrollieren und ich werde das auch in die Jahresgespräche einbauen.
Denn wenn man merkt, dass es um sein eigenes Geld geht, dann geht es sofort und wunderbar.

DW-TV: Also, Druck machen. Herr Thorborg, vielen Dank!

(Interview: Sandra Berndt)