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Studiogast: Prof. Danijel Schorlemmer, Erdbebenforscher, GFZ Potsdam >>

02:39

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Kiron Kreuter20. März 2011

"Momentan ist die Erdbebenvorhersage im Sinne, dass wir eine Warnung Stunden vorher geben, komplett unmöglich."

DW-TV: Da im hochtechnisierten Japan die Erde regelmäßig und stark bebt, gibt es dort das bestmögliche Erdbebenwarnsystem. Und doch bleiben den Menschen, wenn die Warnung kommt, nur 5 Sekunden Zeit, um unter den Tisch zu kriechen. Herr Schorlemmer, tausende Messstationen weltweit, Jahrzehnte lange Forschung, beste weltweite Vernetzung, gute Technik und trotzdem können Sie so ein Erdbeben wie das in Japan nicht vorhersehen.

Danijel Schorlemmer: Nein, leider können wir Erdbeben immer noch nicht vorhersagen. Wir haben zwar viele Messstationen, die sind aber alle an der Erdoberfläche. Was wir eigentlich wissen müssten ist, wie ist der Zustand an den Verwerfungen, da wo die Erdbeben tatsächlich passieren.

Und warum wissen Sie das nicht?


Weil wir dort keine Messstationen bauen können. Eine Bohrung in diese Tiefe würde unendlich viel Geld kosten und eigentlich würde uns nicht eine reichen. Wir müssten ganz viele haben. Ein anderer Weg, den wir schon seit den 70ern eingeschlagen haben, war zu gucken, ob es Signale gibt, die ein Erdbeben ankündigen können - Seien es Vorbeben oder auch das Tierverhalten. Aber nie konnte bestätigt werden, dass eines dieser Signale in der Lage ist, tatsächlich Erdbeben vernünftig und sicher vorherzusagen.

Das heißt, es gab jetzt auch für das Beben am 11. März keine Ankündigungen?

Im Nachhinein können wir sagen, das „Magnitude 7“- Beben war eine Art Vorbeben zu diesem Beben. Aber, da Vorbeben nicht als solche erkannt werden können, ohne dass das Hauptbeben danach kommt, sind eigentlich auch Vorhersagen kaum möglich.

Glauben Sie denn, dass man irgendwann mal Beben vorhersagen wird, dass es irgendwann eine Technik geben wird, dass vielleicht die richtige Erfindung noch fehlt?

Ich hoffe, dass es einmal dazu kommen wird, aber momentan ist die Erdbebenvorhersage im Sinne, dass wir den Menschen eine Warnung Stunden vorher geben können, komplett unmöglich. Da müssen wir uns auf andere Dinge konzentrieren wie die Frühwarnung. Wenn das Beben losgeht, können wir die Leute, die weiter entfernt vom Epizentrum wohnen, warnen. Oder wir konzentrieren uns auf die seismische Gefahrdungsanalyse. Wir können sagen, was eigentlich passieren wird, womit ist zu rechen, so dass Gebäude besser gebaut werden können.

Im Gegensatz zu Erdbeben gibt es ja für Tsunamis ganz gute Warnsysteme. Warum ist das so und bei Erdbeben nicht?

Die Tsunamiwarnung wird ja auch erst ausgesprochen nachdem ein Erdbeben statt gefunden hat. Wenn man einen bestimmten Typ von Erdbeben hat wie das in Japan letzte Woche, dann weiß man, es kann zu einem Tsunami kommen. Man hat die entsprechenden Messgeräte auf der See, die einem dann sagen können, dass tatsächlich eine Welle am anrollen ist.

Das heißt also, ein Tsunami kann auch nicht wirklich vorhergesagt werden, sondern es kann nur gewarnt werden nach einem Beben…

Genau, man kann nur eine Warnung aussprechen.

(Interview: Daniela Levy)