Sturm der Empörung
Hao Gui8. April 2013Sturm der Empörung
Es brodelt im Chinesischen Meer. Territoriale Streitigkeiten bringen Menschen auf die Straße. Ihre Forderung: Die Inseln gehören uns!
Mit aller Gewalt
Die japanische Küstenwache schießt mit Wasserwerfern auf ein unbewaffnetes Schiff aus Taiwan. Der Grund: das Fischerboot soll versucht haben, sich illegal der Senkaku-Insel (auf Chinesisch Diaoyu) im Ostchinesischen Meer anzunähern. China, Taiwan und Japan beanspruchen die Souveränität über die unbewohnte Inselgruppe.
Mini-Inseln lösen lautes Schreien aus
Die Nationalisten in Japan nehmen den Streit zum Anlass und fordern einen harten Kurs gegenüber dem Erzrivalen China. Die Rechtspopulisten wollen auf den unbewohnten Inseln Lagerhäuser bauen, um Japans Ansprüche zu zementieren. Das wahre Motiv: In den Gewässern werden reiche Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Konfrontationskurs
2012 demonstrieren japanische Sicherheitskräfte auf der größten Insel Uotsuri ihre Souveränität gegenüber China - unmittelbar vor dem 40. Jahrestag der Normalisierung diplomatischer Beziehungen. Darauf hin lässt Peking alle Feierlichkeiten platzen und schickt Patrouillenboote zu den Diaoyu-Inseln. Japan will bis 2015 eine 600-Mann starke Truppe mit zwölf Schnellbooten extra für Senkaku gründen.
Anti-japanische Proteste in China
Japans Haltung löst in China eine Kette von Demonstrationen aus. Die vom Nationalismus geprägten jungen Chinesen gehen auf die Straße, verbrennen japanische Flaggen und fordern Krieg gegen Japan. Aufgrund mangelnder Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg ist die öffentliche Wahrnehmung Japans in China sehr negativ.
Die wütende Jugend in China…
…versucht im Spätsommer 2012, die von der Polizei streng beschützte japanische Botschaft in Peking zu stürmen. Die Regierungen in Tokio und Peking lassen keine Kompromissbereitschaft erkennen und schließen Waffengewalt nicht aus.
Unmut über Japan macht sich in Ostasien breit
Auch die Regierung der Republik China in Taiwan erhebt Anspruch auf die umstrittene Inselgruppe. Die Proteste vor der Japan-Vertretung in Taipeh eskalieren, als Aktivisten von der japanischen Küstenwache daran gehindert werden, die Senkaku/Diaoyu-Insel zu betreten. Auf Transparenten wird Japan dazu aufgefordert, sich für den Zweiten Weltkrieg zu entschuldigen und die Opfer zu entschädigen.
Auch Hongkong wird wütend…
…nachdem zwölf Aktivisten und zwei Journalisten beim Versuch, die Inseln zu betreten, von japanischen Sicherheitskräften verhaftet wurden. Vor dem japanischen Konsulat wird ihre sofortige Freilassung gefordert. Dieser Zwischenfall löste eine Reihe von diplomatischen Eskalationen aus. Nach langen Verhandlungen kommen die Menschen frei.
Hotspot: Südchinesisches Meer
China, Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Brunei und Vietnam streiten dort um mehrere Inselgruppen. Auch hier geht es um Gas, Öl und Fischgründe.
Demonstrationen gegen China
Mit Zunahme chinesischer Aktivitäten in der Nähe der umstrittenen Inseln steigt auch der Wutpegel der Vietnamesen. Aufgebrachte Fischer gehen im Dezember 2012 auf die Straße und protestieren dagegen, dass die chinesische Marine vietnamesische Fischer festhält. Zuvor sollen chinesische Fischer nach Angaben des Energiekonzerns PetroVietnam ein vietnamesisches Erkundungsschiff beschädigt haben.
Zeichen der chinesischen Dominanz
Schon im Mai 2012 errichtet der chinesische staatliche Energieriese CNOOC eine Bohrinsel im Südchinesischen Meer, 320 Kilometer von Hongkong entfernt. Der CNOOC-Vorstandsvorsitzende Wang Yilin bezeichnet die Bohrinsel als "mobiles Territorium" Chinas und "strategische Waffe, um die Entwicklung der Ölförderung im Meer voranzutreiben."
Starke Signale aus Manila
Die Vergrößerung der Einflusssphäre chinesischer Militärpräsenz betrachten auch die Philippinen mit großer Skepsis. Die Regierung in Manila sieht vor allem ihre Fischereirechte bedroht. So zeigt der Vizeadmiral der philippinischen Marine Fotos, auf denen chinesische Patrouillenboote zu sehen sind. Die Philippinen wollen mit China verhandeln, werden aber auch "für ihr Territorium kämpfen!"
Keine Lösung in Sicht
Die Philippinen ärgern sich über die chinesische Expansion vor der Haustür, obwohl sie sich bewusst sind, dass der Widerstand gegen die regionale Großmacht China hoffnungslos ist. Als politischer Hilferuf hat Manila bereits ein UN-Schiedsgericht eingeschaltet. Doch mit einem tragfähigen Konzept wird nicht gerechnet.