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Politik

Sturmtief Harvey zieht von Texas nach Louisiana

30. August 2017

Erst Texas, nun zittert auch der US-Bundestaat Louisiana vor dem Tropensturm. Die Einwohner von New Orleans sollen sich für die starken Regenfälle wappnen. Die EU liefert Satellitenbilder der Sturmschäden.

USA | Tropensturm Harvey erreicht Louisiana (Foto: Getty Images/AFP/S. Fink)
Harvey macht sich mit ersten Regenfällen in New Orleans bemerkbarBild: Getty Images/AFP/S. Fink

Nach tagelangen Rekordregenfällen durch Sturmtief „Harvey“ über dem US-Bundesstaat Texas wappnet sich nun auch das benachbarte Louisiana für den Katastrophenfall. Der Tropensturm  traf mit "sintflutartigem Regen" westlich der Stadt Cameron in Louisiana erneut auf Land, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) mitteilte.

Erinnerung an "Katrina"

Von den erneuten heftigen Regenfällen durch "Harvey" seien nun der Südwesten von Louisiana sowie der Südosten von Texas betroffen, erklärte das NHC. Meteorologen kündigten an, dass der Sturm am Mittwochabend (Ortszeit) vermutlich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet herabgestuft werde. Die Sorge wächst besonders in der Stadt New Orleans, die unterhalb des Meeresspiegels liegt. Dort weckt Harvey die Erinnerung an den Hurrikan "Katrina", der dort bis heute nachwirkende Zerstörungen angerichtet hatte. Insgesamt kamen durch "Katrina" 1800 Menschen ums Leben.

In Lousiana stehen die ersten Straßen und Häuser unter WasserBild: Getty Images/C. Graythen

In der texanischen Metropole Houston gingen derweil die Rettungseinsätze für hunderte fest sitzende Sturmopfer weiter. Freiwillige Helfer aus ganz Texas beteiligten sich daran. Mehr als 8000 Einwohner der viertgrößten Stadt der USA wurden bislang in Notunterkünften untergebracht. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurde die Umgebung einer unter Wasser stehenden Chemieanlage aus Sorge vor einem Chemieunfall vorsorglich evakuiert. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. Bis zu 49.000 Häuser und Wohnungen stehen nach Angaben aus der Stadtverwaltung im Wasser. Bei über 1000 Häusern gebe es einen Totalschaden.

Meteorologen zufolge stellte "Harvey" in Texas einen neuen Niederschlagsrekord für die USA auf. Am Salzwasserkanal Cedar Bayou fielen am Dienstag 132 Zentimeter Regen. Die Polizei von Houston bestätigte den Tod eines Beamten, der am Sonntag auf dem Arbeitsweg ertrunken war. Es war das vierte offiziell bestätigte Todesopfer der Sturm- und Flutkatastrophe. US-Medien rechneten mit 30 Todesopfern. 

Ausgangssperre gegen Plünderungen

Houstons Bürgermeister Sylvester Turner verhängte eine nächtliche Ausgangssperre bis sieben Uhr morgens, um Plünderungen in den verlassenen Häusern zu verhindern. Houstons Polizeichef Art Acevedo sagte, es gebe bewaffnete Diebe, die die Katastrophe ausnutzten.

US-Präsident Donald Trump und Ehefrau Melania besuchen ein Krisenzentrum in Corpus ChristiBild: picture-alliance/MPI122/MediaPunch

"Harvey" war vor fünf Tagen als Hurrikan in Texas erstmals auf Land getroffen und dann vom Landesinneren aus zurück aufs Meer gezogen. Über dem Golf von Mexiko nahm der Sturm dann erneut Feuchtigkeit auf und drehte dann Richtung Louisiana. US-Präsident Donald Trump hat für Texas und Louisiana bereits den Katastrophenfall ausgerufen. Am Dienstag besuchte er gemeinsam mit Ehefrau Melania das Überschwemmungsgebiet und lobte die Einsatzkräfte. Das Ausmaß der Katastrophe sei "historisch", sagte er in der von "Harvey" verwüsteten Hafenstadt Corpus Christi. 

Von dem Unwetter sind rund ein Viertel der Raffinerie-Kapazitäten der USA betroffen. In der Golfregion sind fast die Hälfte aller US-Raffinerien angesiedelt. Es geht nach Unternehmensangaben und Reuters-Schätzungen um eine Menge von mindestens 4,2 Millionen Barrel pro Tag, was dem Tagesverbrauch Japans entspricht. Dies hat Sorgen vor Versorgungsengpässen bei Benzin aufkommen lassen. Spekulationen darauf trieben die Benzinpreise hoch. Der US-Future stieg um 6,6 Prozent und notierte so hoch wie zuletzt im Juli 2015. Weil die USA Benzin aus Europa importieren könnten, rechnen Experten mit einem Anstieg des Benzinpreises in Europa.

Unterstützung aus Europa

In Berlin sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den betroffenen Menschen in den USA ihr Mitgefühl aus. Merkel habe die Naturkatastrophe "mit großer Betroffenheit" aufgenommen, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer. Das "wahre Ausmaß" der Katastrophe sei noch nicht absehbar. Merkel bekundete auch den Rettungskräften ihre Solidarität.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte: „Die Vereinigten Staaten können auf die Europäische Union zählen.“ Die EU wisse nur allzu gut, welch zerstörerische Kraft Naturkatastrophen haben können. Das EU-Zentrum für die Koordinierung von Notfallmaßnahmen (ERCC) sei durch die US-Katastrophenschutzbehörde Fema um Unterstützung gebeten worden, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Die EU stelle über ihre Satelliten nun "Karten zur Schadenseinschätzung für mehrere betroffene Gebiete in Texas" bereit. Wie eine Kommissionssprecherin sagte, wurde auf Bitten der US-Behörden seit 2012 bereits vier Mal Unterstützung geleistet. Dies erfolge innerhalb der ständigen Zusammenarbeit mit der Fema. Auch nach dem Hurrikan "Katrina" 2005 habe die EU "substantielle Hilfe mobilisiert".

pab/uh (afp, dpa, rtr)

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