Für West- und Mitteleuropa haben zwei stürmische Tage begonnen. Der Orkan "Ciara" - in Deutschland "Sabine" genannt - hat zu ersten Ausfällen und Verzögerungen im Bahn-, Flug- und Fährverkehr geführt.
Anzeige
Wegen des Sturms wurden an zahlreichen europäischen Flughäfen etliche Starts und Landungen abgesagt, so am Flughafen Amsterdam-Schiphol, dem Flughafen Brüssel oder dem Londoner Airport Heathrow. Die britische Fluggesellschaft British Airways bot Reisenden an, ihre Flüge umzubuchen. Auch die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa strich mehrere Verbindungen. Ihre Tochter Eurowings sagte fast alle Flüge für die Dauer des Sturmtiefs "Sabine" ab. Lediglich von München und Stuttgart aus gebe es noch vereinzelt Flüge, so Eurowings.
Britische Eisenbahngesellschaften sowie die Deutsche Bahn riet Fahrgästen, Zugreisen wenn möglich zu verschieben. Gewisse Regionen in Nord- und Westdeutschland werden aus Vorsicht nicht mehr von Fernverkehrszügen angefahren. Bei Nordseefähren, zum Beispiel zwischen Calais und Dover, kam es zu Verspätungen und Ausfällen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab wegen "Sabine" für weite Teile des Landes die zweithöchste Unwetterwarnstufe aus. In Deutschland wird der Sturm den Vorhersagen zufolge in der Nacht zu Montag am stärksten. Ausläufer sollen hier noch am Dienstag spürbar sein.
Viele Veranstaltungen abgesagt
Wegen des Orkans fallen in den betroffenen Ländern mehrere Veranstaltungen aus. In London findet ein Zehn-Kilometer-Lauf mit erwarteten 25.000 Teilnehmern nicht statt, zahlreiche Parks wurden geschlossen. In den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und auch Deutschland werden Fußballspiele verschoben. Auch der Skisprung-Weltcup in Willingen wurde abgesagt. Queen Elizabeth II. verzichtete auf ihren Kirchgang im ostenglischen Sandringham, wie eine Sprecherin des Buckingham-Palasts der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es gehe in erster Linie um die Sicherheit der Schaulustigen - diese sammeln sich stets vor der Kirche, um die britische Monarchin zu sehen.
"Sabine" stürmt über Deutschland
Stillstand bei der Bahn, an vielen Flughäfen und auf Straßen: Sturmtief "Sabine" hat Deutschland mit voller Wucht erreicht. Zum Start in die neue Woche wurde der Weg zur Arbeit für viele Pendler mühsam.
Bild: Reuters/F. Bimmer
Aufgepeitschte Nordsee
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verzeichnete bereits am frühen Sonntagabend im Westen und Nordwesten orkanartige Böen von bis zu 115 km/h, über Nacht dürfte "Sabine" noch kräftiger werden. An der Nordseeküste - hier ein Bild aus Dagebüll - gilt ab Montagnachmittag Sturmflutgefahr.
Bild: Reuters/F. Bimmer
Autos unter Ästen
Für die meisten Regionen in Deutschland rief der DWD die zweithöchste Unwetter-Warnstufe aus, für manche Gegenden in Baden-Württemberg und Bayern sogar die höchste. Vielerorts stürzten Bäume um und begruben Autos unter sich - wie hier in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt Düsseldorf.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Young
Baum auf Villa
Im Treppenviertel im noblen Hamburger Stadtteil Blankenese stürzte am Sonntagabend ein Baum in ein Haus. Das Dach und zwei Wände hielten dem Druck nicht stand. Nur durch Glück sei niemand verletzt worden, berichtete ein Feuerwehr-Sprecher aus der norddeutschen Großstadt.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Walzberg
Gipfel der Geschwindigkeit
Extrem gefährlich ist die Wetterlage auf dem Brocken, dem höchsten Berg im deutschen Mittelgebirge Harz. Die örtliche Nationalparkverwaltung warnte Spaziergänger davor, die Wälder und den 1141 Meter hohen Gipfel zu betreten. Diese Besucher hielten sich augenscheinlich nicht daran.
Bild: picture-alliance/dpa/B. März
Gestrandet am Bahnhof
Die Deutsche Bahn stellte ihren Fernverkehr bis mindestens 10 Uhr am Montagvormittag (MEZ) ein. Zahlreiche Reisende - wie hier am Stuttgarter Hauptbahnhof - kamen nicht weiter. In größeren Bahnhöfen wurden sogenannte Übernachtungszüge bereitgestellt. Auch der Regionalverkehr ist vielerorts betroffen.
Bild: Imago/A. Hettrich
Entschleunigung am Airport
Etliche deutsche Flughäfen strichen Starts und Landungen. Auch am Montag ist mit Annullierungen zu rechnen. Eurowings (EW) unterbrach am Sonntag wegen der Extremwetterlage seinen gesamten Flugbetrieb an den Airports Hamburg, Berlin, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Stuttgart.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Young
Blockade durch Birke
Auf den Straßen kam es ebenfalls zu erheblichen Behinderungen. Vielerorts haben Feuerwehrleute alle Hände voll zu tun, um Hindernisse zu beseitigen. Im hessischen Groß-Felda etwa entwurzelte "Sabine" eine zehn Meter hohe Birke, die die Zufahrt zur Bundesstraße 49 Richtung Rheinland-Pfalz blockierte.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Weitzel
Kein rheinisches Derby!
Vielen Fußballfans im Rheinland verdarb "Sabine" den Sonntag: Das für den Nachmittag angesetzte Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln wurde abgesagt. Die sichere Abreise der Zuschauer hätte nicht gewährleistet werden können, hieß es zur Begründung.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch
Steinschlag am Dom
Sightseeing in der Kölner Innenstadt? Besser nicht. Jedenfalls dem Wahrzeichen der Stadt, dem Dom, sollte man in keinem Fall zu nahe kommen. Schließlich könnten sich Steine aus der Kathedrale lösen und aus großer Höhe auf die Domplatte fallen. Lebensgefahr!
Bild: Imago/C. Hardt
Freier Montag
Zu Wochenbeginn fällt an vielen deutschen Schulen der Unterricht aus, etwa in etlichen Städten Nordrhein-Westfalens sowie in Teilen von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Bremen. In Baden-Württemberg können Eltern ihre Kinder vom Unterricht befreien lassen, falls es Gefahren auf dem Schulweg gibt.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger
10 Bilder1 | 10
Die britische Wetterbehörde erwartet Schäden an Gebäuden und Stromausfälle sowie Überschwemmungen. In Irland warnten die Behörden vor Überschwemmungen in Küstennähe. In der westlichen Stadt Galway wurde eine Veranstaltung zur europäischen Kulturhauptstadt 2020 bereits am Samstagabend abgesagt. Auch in Frankreich warnte der Wetterdienst vor Überschwemmungen und Sturmschäden. Die Behörden rieten davon ab, in Wälder zu gehen und Autos unter Bäumen zu parken.
"Sabine" ist nach DWD-Definition ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie "Kyrill" (2007) oder "Lothar" (1999) werde dieser Sturm allerdings nicht.