Sturm-Tote in Europa
30. Januar 2022Mit Windgeschwindigkeiten von fast 140 Kilometer pro Stunde ist Sturmtief "Malik" über Großbritannien hinweggezogen. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben. Ein neunjähriger Junge starb im mittelenglischen Dorf Winnothdale, als ein Baum auf ihn stürzte. Ein Mann, der mit dem Kind unterwegs war, erlitt schwere Verletzungen. In der ostschottischen Küstenstadt Aberdeen wurde eine 60-jährige Frau ebenfalls von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie die Polizei mitteilte.
Landesweit waren wegen unterbrochener Leitungen vorübergehend mehr als 130.000 Wohnungen und Geschäfte ohne Strom. Im Norden der britischen Inseln ist inzwischen schon ein neuer Sturm im Anmarsch, den die Behörden "Corrie" tauften.
Auch aus Polen werden schwere Schäden gemeldet. Ein 27-jähriger Autofahrer starb, als sein Wagen von einem Baum getroffen wurde. Bei dem Unfall in der nördlichen Woiwodschaft Pommern wurde ein weiterer Mensch verletzt. Die Feuerwehr wurde im ganzen Land zu Tausenden Einsätzen gerufen. Nach Behördenangaben waren rund 680.000 Haushalte in Polen zeitweise ohne Strom, weil Leitungen beim Sturm beschädigt worden waren.
In Tschechien erschwerte der Sturm die Löscharbeiten beim Brand einer Lagerhalle in Mlada Boleslav, knapp 50 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Prag. Mehr als hundert Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen. Auch in Tschechien fiel für mehr als 30.000 Haushalte der Strom aus. Vielerorts mussten umgestürzte Bäume weggeräumt werden.
In Dänemark waren wegen "Malik" 10.000 Rettungskräfte in Alarmbereitschaft. Auf der Insel Seeland, auf der auch die Hauptstadt Kopenhagen liegt, ist nach Behörden-Angaben fast der gesamte regionale Zugverkehr vorsorglich eingestellt worden. Die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Schweden verbindet, wurde geschlossen.
Sturmschäden werden aus Schweden und Norwegen gemeldet. Im norwegischen Dorf Vaksdal bei Bergen sackte fast ein gesamter Fußballplatz ab.
Brandenburg: Fußgänger wird von Wahlplakat tödlich verletzt
Auch in Deutschland, wo dasselbe Sturmtief auf den Namen "Nadia" getauft wurde, wurden Schäden sowie ein Todesopfer gemeldet: In Beelitz im ostdeutschen Bundesland Brandenburg löste sich ein Wahlplakat aus seiner Verankerung und verletzte einen Mann am Kopf schwer. Der örtlichen Polizei zufolge konnten herbeigerufene Rettungskräfte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Das großflächige Wahlplakat war anlässlich der für kommenden Sonntag angesetzten Landtagswahl aufgestellt worden. In Bremen wurde ein Fußgänger von einem umstürzenden Baum getroffen und schwer verletzt.
Meteorologen verzeichneten den Höhepunkt des Sturms in Deutschland zwischen 01.00 und 03.00 Uhr morgens. Auf der Hallig Hooge in Nordfriesland wurde mit 127 km/h die höchste Windgeschwindigkeit gemessen. An weiteren Messpunkten erreichte "Nadia" Spitzengeschwindigkeiten von 119 Kilometern pro Stunde, darunter List auf Sylt, Kap Arkona auf Rügen und Glücksburg bei Flensburg.
Fischmarkt in Hamburg unter Wasser
Eine schwere Sturmflut setzte in der Nacht zum Sonntag den Fischmarkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli unter Wasser. In sozialen Diensten wie Twitter kursieren zahlreiche Fotos vom überfluteten Gelände.
Gegen 01.00 Uhr nachts hatte das Wasser in Hamburg laut Feuerwehr seinen Höchststand erreicht: 5,20 Meter über normalem Hochwasser. Die Autobahn A 255 war kurzfristig gesperrt worden, weil ein Schiff sich unter der Freihafen-Elbbrücke verkeilt hatte. Die Bergung der havarierten Schute dauerte sechs Stunden.
Wegen der Sturmschäden in Norddeutschland gab es dort auch massive Probleme im Bahnverkehr. Wie ein Sprecher mitteilte, waren insbesondere die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin betroffen. Auch im Regionalverkehr mussten sich die Bürger auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
se/wa/ehl (dpa, afp, rtr, RBB)