Stuttgart: Kubus mit Herz
13. November 2003Stuttgart hat zwar eifrige Leser, aber viel zu wenig Regalmeter: Die Zentralbibliothek der baden-württembergischen Landeshauptstadt ist die flächenmäßig kleinste aller europäischen Bibliotheken in vergleichbaren Städten. Das soll nicht so bleiben. Dafür sorgt die "Bibliothek 21": ein kristalliner Würfel mit einer Kantenlänge von 45 Metern und 16.000 Quadratmetern Stellfläche, acht Lernateliers, drei Kunsträumen und einem Kindermedienzentrum – für 45 Millionen Euro. "Stuttgart ist für mich eine Stadt des kreativen Geistes", schwärmt Architekt Eun Young Yi. Noch regiert aber der städtische Kleingeist: Der Neubau steckt in der "vertieften Projektanalyse" fest. Vor 2008 tut sich nichts. Wenn die Bibliothek denn dann fertig ist, wird sie "ein innovatives Haus des selbstgesteuerten Lernens", sagt Ingrid Bussmann, die jetzige Chefin. "Aber sie bleibt ein Hort des Buches."
Die Open End Area der neuen Bibliothek – sprich: Zeitschriften- und Bücherregale, Rechercheplätze, Café und elektronische Ausleihe – wird an sieben Tagen der Woche fast rund um die Uhr geöffnet sein. Von dort gelangt man ins "Herz" der Bibliothek. "Das 'Herz' ist ein introvertierter Ort der Ruhe, gleichzeitig ein Ort der Connection, mit Anschluss an den Cyberspace", so Eun Young Yi. Ein Ring aus Lesesalon, Musikbibliothek, Kunstraum und Graphothek umschließt es. Das "Herz" ist ein kontemplativer Raum – lediglich ein Oberlichtauge spendet Tageslicht. Senkrecht über dem "Herz" sitzt das "Forum", ein trichterförmiger Lesesaal. Hier stehen Tische, Stühle und Regale wie in einer traditionellen Bibliothek des 19. Jahrhunderts.