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Kunst

Fotoausstellung: Der Brite in Zeiten des Brexit

6. März 2019

Wie geht es der britischen Seele, wenn der Brexit kommt? Der Fotograf Martin Parr hat Porträts seiner Landsleute geknipst, jetzt zu sehen in der Londoner National Portrait Gallery: "Only Human" ("Alles menschlich").

National Portrait Gallery, London | Ausstellung Only Human: Martin Parr | Bad Fallingbostel army base
Bild: Martin Parr/Magnum Photos/Rocket Gallery

Euphorische Nachtschwärmer, frierende Badende im winterlichen See oder ausgelassen feiernde Migranten - der 66-jährige Parr fotografiert die Briten gerne unverstellt, ja, beinahe schonungslos.

Wohl deshalb hat er zu Hause nicht nur Freunde: In Frankreich und Deutschland, verriet er einmal der Wochenzeitung "Die Zeit", sei er wesentlich bekannter und erfolgreicher. Der Grund: "In beiden Ländern herrscht eine gewisse Schadenfreude darüber, wie England auf meinen Bildern zu sehen ist."

Martin ParrBild: picture-alliance/dpa/J. Lübke

Diese begleiten jetzt auch den Brexit: Magnum-Fotograf Martin Parr hat flüchtige Momentaufnahmen auf die Platte gebannt. Hier windet sich die Warteschlange vor einem Eiswagen mitten auf dem kahlen Strand, da tanzen junge Homosexuelle fast hüllenlos in einem Männerclub.

Oder ein Glatzkopf taucht die Nase genussvoll in die Blüte einer Heckenrose. Es sind zwar ironische, aber immer auch liebevolle Blicke auf die Gewohnheiten und Skurrilitäten seiner Landsleute.

Dokumentar britischer Alltagskultur

Viele fühlen sich durch seine subtilen Arbeiten provoziert, der Künstler macht selbst vor krassen Klischees seiner Landsleute nicht halt. Mehr noch: Parr fängt auch das Hässliche ein, das für gewöhnlich retuschiert wird.

Deshalb heben sich seine Arbeiten auch von gewöhnlicher Fotokunst ab. Auswüchse des Massentourismus, das Älterwerden und augenzwinkernde Porträts von "einfachen" Leute, tauchen in seinen Arbeiten genauso auf. Gesellschaftskritische Porträts snobistischer Vertreter des Adels und der britischen "Upper Class" sind seine Spezialität. Parr gilt als profiliertester Dokumentar der britischen Alltagskultur.

Martin Parr auf Motivsuche im Fußballstadion Bild: picture-alliance/empics/S. Galloway

Martin Parr, geboren 1952, studierte in den frühen 1970er Jahren Fotografie in Manchester und gehörte zu einer Riege britischer Dokumentarfotografen, die das Genre revolutionierten, während in Deutschland die Düsseldorfer Schule um das Fotografenehepaar Bernd und Hilla Becher von sich reden und die Fotografie kunstmarktfähig machte.

Das Haus der Kunst in München widmete Parr 2008 eine große Einzelschau. Seit vielen Jahren arbeitet der Engländer für die berühmte Fotoagentur Magnum. Die Ausstellung "Only Human" in der Londoner National Portrait Gallery läuft bis 27. Mai 2019.

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