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KonflikteSudan

Sudan weist Mitarbeiter des Welternährungsprogramms aus

29. Oktober 2025

Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Doch mitten in der schwersten Hungerkrise des Sudan muss das Welternährungsprogramm der UN-Vertreter von dort abziehen. Die Regierung verweist sie des Landes.

WFP-Lastwagen transportiert Hilfsgüter nach Darfur
Ein Lastwagen des Welternährungsprogramms transportiert im November 2024 Hilfsgüter in die Region DarfurBild: Abubakar Garelnabei/WFP/Handout/REUTERS

In einem Brief vom Dienstag wurde das Welternährungsprogramm (WFP) aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Landesdirektor Laurent Bukera und Nothilfekoordinatorin Samantha Katraj binnen 72 Stunden den Sudan verlassen. Gründe nannte die Regierung in Khartum nicht. Die UN-Organisation versuche, gegen die Anweisung vorzugehen. Jede Hilfe werde aktuell mehr denn je gebraucht, erklärte das WFP.

Der Landesdirektor für den Sudan des Welternährungsprogramms, Laurent BukeraBild: Ebrahim Hamid/AFP/Getty Images

Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung des nordostafrikanischen Landes Vertreter der Vereinten Nationen zur Ausreise zwingt. Bereits im Juni 2023 war der damalige UN-Sondergesandte für den Sudan, der deutsche Diplomat Volker Perthes, zur Persona non grata erklärt worden. Ihm wurde vorgeworfen, den Konflikt im Land geschürt zu haben.

Mehr als 500 Tage Belagerung in Al-Faschir

Seit April 2023 liefern sich die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und die sudanesische Armee einen erbitterten Machtkampf um Einfluss und Ressourcen - auf Kosten der Zivilbevölkerung. Immer wieder werden humanitäre Hilfe blockiert, Konvois der Hilfsorganisationen angegriffen und deren Mitarbeitende getötet.

Vertriebene aus der sudanesischen Stadt Al-Faschir sammeln sich in einer NotunterkunftBild: Mohammed Jamal/REUTERS

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) meldete am Dienstagabend, dass fünf Freiwillige in der Region Nord-Kordofan von RSF-Kämpfern getötet wurden, nachdem die Miliz die Stadt Bara eingenommen hatte.

Auch aus der Stadt Al-Faschir in der westlichen Region Nord-Darfur häufen sich Berichte über Gräueltaten. Nach UN-Angaben leben dort noch rund 300.000 Menschen.

Am Montag hatte die Armee ihren Rückzug aus der seit mehr als 500 Tagen belagerten Stadt bestätigt. Damit kontrolliert die RSF nun die letzte frühere Armeestellung in Darfur. Während der Belagerung verhinderten die Milizen die Lieferung von Lebensmitteln und Hilfsgütern - mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung.

Berichte über Gräueltaten in Al-Faschir

Seit der Einnahme Al-Faschirs werden laut Berichten von Militär und Menschenrechtsorganisationen Massaker an Zivilisten verübt, offenbar aus ethnischen Motiven. Die Angriffe richten sich gegen nicht-arabische Minderheiten und gelten als Fortsetzung der ethnischen Säuberungen der 2000er-Jahre. 

Damals verübten arabische Milizen, aus denen später die RSF hervorgingen, Massaker an der schwarzen, nicht-arabischen Bevölkerung. Schätzungen zufolge kamen rund 300.000 Menschen ums Leben, sie wurden getötet oder starben an Hunger und Krankheiten.

Zwar erklärte die RSF, sie wolle die Zivilbevölkerung schützen und sichere Korridore für Flüchtende schaffen, doch das UN-Menschenrechtsbüro berichtete von "mehreren alarmierenden Berichten" über Hinrichtungen und andere Gräueltaten. Videos sollen zahlreiche unbewaffnete Männer zeigen, die von RSF-Kämpfern erschossen wurden.

Die Außenbeauftragte der Europäischen UnionKaja Kallas, verurteilte das brutale Vorgehen der RSF scharf. "Dass Zivilisten aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit gezielt angegriffen werden, zeigt die Brutalität der Rapid Support Forces", erklärte sie gemeinsam mit EU-Krisenkommissarin Hadja Lahbib. Beide forderten alle Konfliktparteien auf, Zivilistinnen und Zivilisten zu schützen.

UN: Größte humanitäre Katastrophe der Welt

Millionen Sudanesen wurden bereits aus ihren Heimatgegenden vertrieben. Rund 30 Millionen Menschen benötigen nach UN-Angaben dringend Hilfe, in mehreren Regionen herrscht Hungersnot. Die Vereinten Nationen sprechen von der größten humanitären Katastrophe weltweit.

Bewaffnete RSF-Kämpfer auf den Straßen der Region DarfurBild: Rapid Support Forces (RSF)/AFP

Die Ausweisung der WFP-Leitung verschärfe die Lage zusätzlich, warnte die Organisation. Sie zwinge das Welternährungsprogramm zu ungeplanten Führungswechseln und "gefährdet damit die Operationen, die Millionen von schutzbedürftigen Sudanesen unterstützen, die mit extremem Hunger, Mangelernährung und sogar dem Verhungern konfrontiert sind".

pgr/AR (epd, afp, dpa)

Redaktionsschluss: 17.00 Uhr (MEZ) - dieser Beitrag wird nicht weiter aktualisiert.

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