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Politik

Sudetendeutschen-Tag bald in Tschechien?

19. Mai 2018

Ein Treffen in der alten Heimat, das ist die Idee von Sudetendeutschen-Sprecher Bernd Posselt. Zeigt sich Prag einverstanden, wäre das eine kleine Sensation. Dieses Jahr trifft sich die Volksgruppe erstmal in Augsburg.

Deutschland | 69. Sudetendeutscher Tag | Besucher in Tracht
Besucher in Tracht auf dem 69. Tag der Sudetendeutschen in AugsburgBild: picture-alliance/dpa/K.-J. Hildenbrand

Die Sudetendeutschen können sich vorstellen, ihr traditionelles Pfingsttreffen künftig in Tschechien zu veranstalten. Wenn von dort eine solche Einladung käme, würde diese geprüft und voraussichtlich angenommen werden, sagte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, CSU-Politiker Bernd Posselt, bei der Eröffnung des diesjährigen Sudetendeutschen Tages in Augsburg. Voraussetzung sei, dass eine tschechische Stadt die Landsmannschaft der Sudetendeutschen dazu einlade. Als möglichen Ort nannte er Brünn, die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Der 70. Sudetentag im Jahr 2019 sei aber bereits in Regensburg geplant, so Posselt.

In der Vergangenheit wären Posselts Worte in Tschechien als deutlicher Affront angekommen. In den letzten Jahren aber gab es eine spürbare Annäherung zwischen den Sudetendeutschen und der Regierung in Prag. So nahm 2016 mit Kulturminister Daniel Herman erstmals ein tschechisches Regierungsmitglied am Sudetendeutschen Tag teil.

Europäischer Karlspreis für Wiener Kardinal

Auf ihrem diesjährigen Pfingstreffen in Augsburg verliehen die Sudetendeutschen ihren Europäischen Karlspreis an den Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Mit der Auszeichnung soll Schönborns Eintreten für die europäische Einigung, für Völkerverständigung und die christliche Erneuerung der europäischen Kultur geehrt werden, teilte die Landsmannschaft mit. Schönborn wurde in Böhmen geboren und stammt aus einer deutsch-böhmischen Familie, die selbst vertrieben wurde.

Kardinal Christoph Schönborn erhält den Europäischen Karlspreis, überreicht von Sudetendeutschen-Sprecher Posselt Bild: picture-alliance/dpa/K-J. Hildenbrand

Der "Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft" erinnert an den böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV. (1316-1378). Er wird jährlich beim Pfingsttreffen der aus der ehemaligen Tschechoslowakei vertriebenen Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen für "Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa" verliehen.

Söder auf Sudetentag erwartet

Zu den Preisträgern des jährlich verliehenen Preise zählen mehrere bayerische Ministerpräsidenten und österreichische Bundeskanzler, der ehemalige deutsche Bundespräsident Karl Carstens, der belgische Premier Leo Tindemans, der tschechische Bürgerrechtler und Mitbegründer der Grünen in Deutschland, Milan Horacek, sowie der slowakische Staatspräsident Rudolf Schuster.

An diesem Pfingstsonntag wird Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in Augsburg erwartet. Da der Freistaat Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg die Schirmherrschaft für die Vertriebenengruppe übernommen hat, ist Söder der amtierende Schirmherr der Sudetendeutschen.

Die Beziehungen zwischen Bayern und Tschechien waren lange von den sogenannten Benes-Dekreten belastet. Mit diesen war die Enteignung und Vertreibung der Sudetendeutschen ab 1940 von der tschechoslowakischen Exil-Regierung in London vorangetrieben und 1946 vom Parlament der Tschechoslowakei festgeschrieben worden.

cw/hf (dpa, kna)