Sie sind in (fast) aller Munde und bei Social Media schon lange viral: Dubai-Schokolade mit Pistaziencreme-Füllung und Matcha-Tee als gesunder Wachmacher. Doch der große Hype hat Schattenseiten.
Süß, begehrt und teuer: 100 Gramm original Dubai-Schokolade kosten durchschnittlich sieben EuroBild: Wolfgang Maria Weber/IMAGO
Anzeige
Außen milde Vollmilchschokolade, innen weiche Pistaziencreme mit knusprigen zuckersüßen Kadayif-Fäden, zu Deutsch Engelshaar - Dubai-Schokolade gilt als Inbegriff des süßen Luxus. Als Erfinderin gilt Sarah Hamouda, Chefin der Dubaier Manufaktur "Fix Dessert Chocolatier".
Mit Hilfe von Influencerinnen und Influencern wurde Hamoudas Kreation in den Sozialen Medien als neuer, exklusiver Food-Trend vermarktet und begann ihren süßen Siegeszug um die Welt.
Durchschnittlich sieben Euro pro 100 Gramm kostet der Pistazien-Schokoladenluxus. Auch deshalb sind inzwischen Rezepte zum Selbermachen ein Renner im Netz.
Doch der Trend hat noch einen anderen Preis: Seit der Hype um Dubai-Schokolade Ende 2023 an Fahrt aufnahm, ist auch der globale Appetit auf Pistazien gestiegen. 2024 wurden in die Europäische Union deutlich mehr Pistazien (in der Schale) importiert als im Vorjahr: ein Plus von mehr als einem Drittel. Der Marktwert aller in die EU importierten Pistazien lag erstmals bei über einer Milliarde Euro.
Pistazienanbau benötigt viel Wasser
Und das hat Folgen für die Anbauländer. Weil Pistazienbäume in heißem, trockenem Klima gut zurechtkommen, ersetzen sie in einigen Regionen immer öfter andere Kulturpflanzen, etwa Olivenbäume. In Spanien, Europas größtem Produzenten, wurde die Anbaufläche für Pistazien seit 2017 verfünffacht.
Zwar sei die Pistazie "mit Blick auf den Klimawandel eine interessante Frucht" und könnte für Produzenten und Produzentinnen "eine gute Klimaanpassung" sein, sagt Stig Tanzmann, Referent für Landwirtschaft von Brot für die Welt, der Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirchen in Deutschland.
Doch die Realität sieht meist anders aus: Die Pistazien werden zusätzlich bewässert. "Man hat eine klimaangepasste Pflanze, die man dann aber bewässert, um die hohen Erträge zu gewährleisten, die man in einem hochpreisigen Markt braucht."
Pistazien im Plantagenanbau: Pistazien vertragen viel Hitze, brauchen aber auch viel Wasser und Kälte im WinterBild: ARIF ARSLAN/DHA
So sind zur Produktion von einem Kilogramm Pistazien mehr als 10.000 Liter Wasser nötig - und das stammt zum größten Teil aus zusätzlicher Bewässerung. Und das kann in trockenen Regionen zu massiven Wasserproblemen führen. Zum Vergleich: Für ein Kilo Erdnüsse sind es durchschnittlich nur knapp 2800 Liter. Zudem stammen hier fast 90 Prozent des benötigten Wassers aus Regenwasser.
Außerdem würden Pistazien, wie viele andere Agrarprodukte, "die dann auf dem Weltmarkt auf einmal nachgefragt werden, hauptsächlich in Monokulturen gepflanzt". Das hat viele negativen Folgen, wie den starken Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden, so Tanzmann.
Pestizide: Fakten und Trends
Ackergifte werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Das hat Folgen: Pestizide sind in Gewässern, Böden, der Luft und Lebensmittel. Die Gesundheit leidet, viele werden krank, tausende sterben. Gibt es einen Ausweg?
Bild: Raminder Pal Singh/epa/picture alliance
Landarbeiter werden vergiftet
Jährlich kommt es weltweit zu rund 385 Millionen Pestizidvergiftungen. Vor allem Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika sind betroffen. Dort werden viele besonders gefährliche Pestizide gespritzt. Zudem tragen viele keine Schutzkleidung und werden über die Gefahren nicht aufgeklärt.
Bild: Florian Kopp/imageBROKER/picture alliance
Mehr chronisch Kranke
In Chichigalpa (Nicaragua) leiden viele Landarbeiter, die Pestizide auf einer Zuckerrohplantage gespritzt haben, unter chronischen Nierenerkrankungen. Nun müssen sie gepflegt werden. Pestizide lassen sich mittlerweile in zahlreichen Gewässern und Lebensmitteln nachweisen. Studien sehen einen Zusammenhang zu zahlreichen Erkrankungen bis hin zu Krebs.
Bild: Alvaro Fuente/NurPhoto/picture alliance
Artenvielfalt bedroht
Pestizide werden eingesetzt, um ungewollte Pflanzen und Insekten abzutöten. Das Gift trifft aber nicht nur Schädlinge. Auch nützliche Insekten wie Bienen sind betroffen. Dies wirkt sich auf die gesamte Nahrungskette aus. Die Weltgemeinschaft will den Artenschwund stoppen. Möglich wird dies nur mit deutlich weniger Pestiziden und einem Anbau ohne Monokultur.
Veränderte Darmflora
Forscher haben festgestellt, dass Fledermäuse, die sich vom Nektar von konventionellen Bananenplantagen ernähren, weniger vielfältige Darmmikroben aufweisen. Fledermäuse, die ihr Nektar im Wald suchen, haben dagegen eine vielfältige Darmflora. Für Tier und Mensch ist die Darmflora wichtig für die Gesundheit. Pestizide wirken zum Teil antibiotisch und können diese verändern.
Exportstopp von besonders gefährlichen Pestiziden?
Indische Landarbeiter sind vor hochgiftigen Pestiziden weniger geschützt als Menschen in Europa. In der EU sind einige hochgiftige Pestizide verboten aber Hersteller wie Bayer und BASF produzieren sie weiter für den Export. Freiwillig wollen sie auf dieses Geschäft nicht verzichten. Umweltaktivisten fordern daher ein Exportverbot.
Bild: C. Kaiser/blickwinkel/picture alliance
Pflanzenschutz ohne Chemie
In der biologischen Landwirtschaft ist das Spritzen von synthetischen Pestiziden verboten. Die Landwirte arbeiten mit Fruchtfolgen. Monokulturen gibt es nicht, Insekten und Vögel können weiter leben. Für die Schädlingsbekämpfung gibt es natürliche Mittel. Hier in Nepal spritzen die Frauen eine Mischung aus Kräutern und Kuhurin.
Bild: DW/Wolf Gebhardt
Werben für Agrarwende
Hier protestieren junge Aktivisten in Berlin vor dem Bundeskanzleramt für eine andere Landwirtschaft. Die Gesundheit soll geschützt und die Natur respektiert werden, fordern sie. Der Druck die Landwirtschaft zu verändern wächst weltweit und so gibt es auch zunehmend regionale Verbote für den Einsatz von Pestiziden.
Bild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance
7 Bilder1 | 7
Auch wenn die Pistazie gut mit Hitze zurechtkommt, setzt ihr der Klimawandel dennoch zu: durch die immer wärmeren Winter. Um zu blühen, brauchen Pistazien über einen gewissen Zeitraum kalte Temperaturen - und ohne Blüten keine Früchte.
Matcha: Hohe Nachfrage lässt die Preise explodieren
Auch bei anderen Ernährungs-Hypes wachsen die negativen Auswirkungen. Matcha-Tee zum Beispiel wird inzwischen immer teurer und knapper, seit die Nachfrage weltweit explodierte. Dabei war das grüne, bittere Pulver schon immer exklusiv.
Auch wenn grüner Tee ursprünglich aus China kommt, wird der qualitativ beste Matcha-Tee heute in Japan angebaut. Dort werden die Teepflanzen vor der Ernte extra beschattet, geerntet wird meist mit handgeführten Maschinen. Die gepflückten Teeblätter werden bedampft und belüftet, Stängel und Blattrippen entfernt und schließlich wird nur das sogenannte Blattfleisch vermahlen.
In Japan wird das hochwertige Grüntee-Pulver hauptsächlich für die traditionellen Teezeremonie verwendet. Doch weil er viele Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe enthält, wurde Matcha in den letzten Jahren zum weltweit begehrten "Superfood". Mittlerweile findet man Matcha-Produkte weltweit, in Cafés, Supermärkten und Drogerien: vom fertigen Matcha-Latte-Getränk bis zum Matcha-Schokoriegel.
Laut dem Deutschen Tee & Kräutertee Verband wurden zwischen Januar und August 2024 mehr als 240 Tonnen Matcha allein nach Deutschland geliefert. Das war ein Plus von 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Und der Hype hält weiter an, weil gesunde Ernährung im Trend liegt, sagt der Verband. Laut internationalen Marktanalyse-Unternehmen soll sich der globale Markt für Matcha in den kommenden fünf bis sieben Jahren sogar fast verdoppeln.
Grünes Gold: Warum Matcha plötzlich Mangelware ist
Ob als Latte, Schokolade oder Eis - der japanische Grüntee erlebt seit Jahren einen Boom. Das grüne Pulver wird immer knapper, weltweit kommt es zu Lieferengpässen. In Los Angeles ist es teilweise bereits ausverkauft.
Bild: Justin Sullivan/Getty Images
Das Trendgetränk: Iced Matcha Latte
Leuchtend grün und geschmacklich für einige ungewöhnlich, liegt das Teepulver voll im Trend. Besonders angetrieben von Influencern hat die weltweite Nachfrage so stark zugenommen, dass die Bauern in Japan mit der Produktion nicht mehr hinterher kommen. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis für das "grüne Gold" fast verdreifacht, und vielerorts sind Matcha-Getränke inzwischen ausverkauft.
Bild: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images
Die richtige Zubereitung
Die richtige Zubereitung ist entscheidend: Matcha sollte stets gesiebt werden, da sich sonst Klümpchen bilden, die den Geschmack und die Konsistenz beeinträchtigen. Nur feines, luftiges Pulver lässt sich mit dem speziellen Bambusbesen zu einem cremigen Schaum aufschlagen.
Bild: Justin Sullivan/Getty Images
Japanisches Teeunternehmen am Limit
Tausende Kilometer entfernt in Sayama, nordwestlich von Tokio, ist Masahiro Okutomi von der Nachfrage überwältigt. In der 15. Generation führt er das Teeunternehmen seiner Familie. "Ich musste auf unsere Website schreiben, dass wir keine Matcha-Bestellungen mehr annehmen", sagt er.
Bild: Philip Fong/AFP/Getty Images
Die aufwendige Kunst der Herstellung
Die Produktion des "grünen Goldes" ist ein komplexer Prozess: Mehrere Wochen vor der Ernte werden die Teesträucher beschattet, um Geschmack und Nährstoffe zu verstärken. Danach werden die Blätter von Hand sorgfältig gepflückt, getrocknet und zu feinem Pulver gemahlen. "Es braucht jahrelange Übung, um Matcha richtig herzustellen", sagt Okutomi.
Bild: Charly Triballeau/AFP/Getty Images
Matcha dominiert Japans Grüntee-Exporte
"Ich bin froh, dass die Welt Interesse an unserem Matcha hat, aber kurzfristig ist das fast eine Bedrohung - wir können einfach nicht mithalten", sagt der erfahrene Teebauer und zeigt die frisch getrockneten Teeblätter. 2024 machte Matcha laut Landwirtschaftsministerium über die Hälfte der 8.798 Tonnen Grüntee aus, die Japan exportierte - doppelt so viel wie vor zehn Jahren.
Bild: Philip Fong/AFP/Getty Images
Nachfrage steigt, Nachschub fehlt
"Von unseren 25 Matcha-Sorten sind 21 ausverkauft", sagt beispielsweise Zach Mangan in Los Angeles. Erst in diesem Jahr eröffnete der 40-Jährige das Teehaus "Kettl" auf dem berühmten Hollywood Boulevard in der US-Metropole. Doch bereits jetzt muss er einige Angebote von der Karte streichen: Es mangelt schlicht am Matcha-Pulver.
Bild: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images
Beliebter Spot am Hollywood Boulevard
In Scharen strömen die Kunden in die im japanischen Stil eingerichtete Teebar mit Bambusregalen und handgetöpferten Kannen. Matcha gibt es hier mit aufgeschäumter Milch oder ganz traditionell nur mit heißem Wasser in einer Keramikschale angerührt. Ein teurer Genuss: Eine Schale Tee kostet umgerechnet fast neun Euro.
Bild: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images
Wie lange hält der Matcha-Trend?
Der Matcha-Boom ist bisher ungebrochen: Das wertvolle, immer teurer werdende grüne Pulver überzeugt nicht nur mit seinem gesunden Image, sondern auch durch seine Vielseitigkeit - ob als Getränk oder in feinen Süßspeisen. Nur wenn sich Angebot und Nachfrage langfristig ausbalancieren, kann Matcha seinen nachhaltigen Erfolg feiern.
Bild: Charly Triballeau/AFP/Getty Images
8 Bilder1 | 8
Die steigende Nachfrage führt schon jetzt zu Engpässen. So schreibt etwa Marukyu Koyamaen, einer der großen japanischen Tee-Exporteure, auf seiner Homepage, aufgrund der gestiegenen Nachfrage sei die Verfügbarkeit aller Matcha-Produkte eingeschränkt. Und auch bei der Konkurrenz, etwa Ippodo Tea, ist fast aller Matcha-Tee ausverkauft.
Auf dem japanischen Tee-Markt sei der Einkaufspreis für Matcha fast dreimal so hoch wie im letzten Jahr, die Einzelhandelspreise hätten sich verdoppelt, berichtet Yuji Yamakita, selbstständiger Teehändler in Kyoto. "Die hohen Preise wirken sich insbesondere auf Menschen aus, die Teezeremonien durchführen, und auf Süßwarenhersteller. Ich höre, dass einige Menschen aufgehört haben, Matcha zu trinken, oder eben nicht mehr so viel trinken wie früher."
Das bekommen vor allem Tee-Händler negativ zu spüren, die den heimischen japanischen Markt bedienen. Tee-Bauern, denen es an Ausrüstung und finanziellen Mittel fehle, könnten die steigende Nachfrage nicht bedienen und so aus dem Geschäft gedrängt werden, fürchtet Yamakita.
Anzeige
Die Schattenseite des "Superfoods" Quinoa
Ein weiteres Beispiel für die negativen Folgen eines globalen Heißhungers auf ein bestimmtes Produkt ist Quinoa. Das Pseudogetreide stammt aus den Anden in Südamerika. 2013 rief die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) das Internationale Quinoa-Jahr aus. Es sollte die Bedeutung von Quinoa für die Ernährungssicherheit deutlich machen. Doch schnell wurde Quinoa als "Superfood" vermarktet - die Nachfrage stieg rasant.
In den beiden Haupterzeugerländern, Peru und Bolivien stiegen die Preise so stark, dass sich die lokale Bevölkerung Quinoa kaum noch leisten konnte, berichtet Tanzmann. Dabei ist es dort ein Grundnahrungsmittel.
Quinoa: in Industrienationen als "Superfood" angepriesen, in den Anden-Staaten Südamerikas ein wichtiges GrundnahrungsmittelBild: Jochen Tack/IMAGO
Auch die Umwelt litt. Traditionell liegen die Anbauflächen in den Anden bis zu sieben Jahre brach, damit sich die Bodenfruchtbarkeit erholen kann, erklärt die Entwicklungsorganisation Welthungerhilfe. Wegen der hohen Nachfrage hätten viele Bäuerinnen und Bauern die Anbauperiode auf nur ein Jahr reduziert. Oft seien dann chemische Düngemittel, Pestizide und schwere Maschinen eingesetzt worden, die den Boden verdichten.
Außerdem habe man Flächen für den Anbau erschlossen, die gar nicht geeignet waren, berichtet Marcus Wolter, Fachmann für Landwirtschaft und Ernährung bei der katholischen Entwicklungsorganisation Misereor. Etwa in einer wüstenähnlichen, strauchbewachsenen Region im Hochland von Bolivien, in der zuvor Lamas gehalten wurden. "Dort ist es viel zu trocken für den großflächigen Anbau von Ackerkulturen wie Quinoa. Das ging ein paar Jahre gut, weil es genau zu Beginn des Booms genug Regen gab – aber seit einigen Jahren bleibt dieser Regen aus."
Auch das Umpflügen des Bodens für den Ackerbau hatte negative Auswirkungen. "In diesem Klima, bei dem starken Wind sollte gar nicht gepflügt werden. Denn der wenige fruchtbare Boden wird dann schnell weggeblasen." Und damit sei es auch schwieriger, nach dem Quinoa-Anbau wieder Tierhaltung zu betreiben, so Wolter, "weil auch die Weiden dann weniger fruchtbar sind".
Mit traditionellem Quinoa-Anbau konnte die hohe Nachfrage nicht mehr bedient werden Bild: Aizar Raldes/AFP/Getty Images
Was bleibt, wenn der Food-Hype wieder vorbei ist?
Seien es Pistazien, Matcha, Quinoa oder der nächste Food-Hype: Produzentinnen und Produzenten sollten sich wirtschaftlich nicht nur von einem Agrarrohstoff abhängig machen, raten die Fachorganisationen des fairen Handels. Und das hieße, nicht nur für den Weltmarkt, sondern auch für die lokalen Märkte anzubauen, sagt Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland. So könne man auch dann noch Geld verdienen, wenn ein Food-Hype vorbei sei, die Preise für den Rohstoff wieder sinken - und damit die Einnahmen.
"Die Idee ist, weg von Monokulturen zu kommen, ganz konkret gucken, dass man zwei Reihen Kaffee und eine Reihe Bohnen anbaut. Das macht den Boden gesund und ermöglicht den Bauern, eigene Nahrung zu erzeugen. Und dann kann man dazu etwa noch Mango für den internationalen Markt anbauen."
Aber nicht nur Bäuerinnen und Bauern, vor allem diejenigen, die einen Trend lostreten und fördern, müssten nachhaltiger denken und handeln, fordert Stig Tanzmann. "Wenn man etwas so pusht, dann hat man eigentlich auch eine Verantwortung für so einen Trend und sollte den von Anfang bis zu Ende denken - und nicht nur darauf schauen, dass man möglichst viel verkaufen kann."
Und vielleicht sollten wir Verbraucherinnen und Verbraucher skeptischer sein, wenn wieder ein neuer Trend ausgerufen wird. Mir persönlich fällt das zumindest bei der Dubai-Schokolade leicht - sie ist mir einfach viel, viel, viel zu süß.
12 deutsche "Superfoods" für ein gesundes Jahr
Das Etikett "Superfood" hat Quinoa- und Chia-Samen genauso wie Acai- und Goji-Beeren zu großer Beliebtheit verholfen. Dabei gibt es auch heimische Obst-, Gemüse- und Körnersorten, die eine vergleichbare Wirkung haben.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann
Grünkohl
Grünkohl, der von Oktober bis Februar geerntet wird, ist ein Winter-Klassiker. Traditionell wird er mit Wurst gekocht, vor allem in Norddeutschland. Aber auch ohne die Wursteinlage ist der Kohl wegen seines hohen Eisen- und Proteingehalts als das "Fleisch" unter den Gemüsen bekannt. Grünkohl enthält auch Antioxidantien wie die Vitamine C, E und K sowie Folsäure, Kalium, Calcium und Magnesium.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann
Rote Bete
"Rote Bete" oder "Rote Rübe" ist ein weiterer deutscher Winter-Klassiker. Sie wird im Herbst geerntet und kann monatelang aufbewahrt werden. In den kalten und dunklen Monaten liefert sie Farbe und Vitamine. Traditionell heißt es, Rote Bete mache die Schwachen stark, die Scheuen mutig und die Traurigen glücklich. Manche Studien behaupten sogar, dass sie die Lust auf Sex befördert. Superfood, hm?
Bild: picture-alliance/Arco Images/Larssen G.
Brennnessel
Sie sticht, breitet sich rasant aus und wird in den meisten Gärten als Unkraut bekämpft. Doch als die Brennnessel erstmals untersucht wurde, wies sie so hohe Werte an Nährstoffen auf, dass die Wissenschaftler die Ergebnisse kaum glauben konnten. Sie enthält zwei bis viermal so viel Eisen wie Spinat, mehr Calcium als Milch und tonnenweise Vitamin A, C und E. Blanchiert sticht sie auch nicht mehr.
Bild: wilderwegesrand.de
Kirschen
Kirschen, ob nun süß oder sauer, gehören zu den wichtigsten deutschen Früchten. Sie können helfen, Muskelschädigungen und Herzkreislauferkrankungen zu verhindern, sie stärken das Immunsystem und verbessern die Gehirnfunktion. In Studien hat man auch herausgefunden, dass sie Melatonin enthalten, ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Zyklus reguliert, weshalb sie gut gegen Schlaflosigkeit sind.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow
Heidelbeeren
Heidelbeeren gehören zu den Früchten mit den höchsten Werten an Antioxidantien und diverser anderer Nährstoffe, die sie auf der Superfood-Liste ganz weit oben platzieren. Eine deutsche Stadt feiert die Heidel- oder Blaubeere ganz besonders: Eggesin in Mecklenburg-Vorpommern, das sich "Blaubeerstadt" nennt, alljährlich ein "Blaubeerfest" veranstaltet und eine "Blaubeerkönigin" wählt.
Bild: Colourbox
Sanddorn
Sanddornbeeren enthalten viel mehr Vitamin C als Orangen oder Zitronen. Für Veganer ist die Beere wegen ihres hohen Vitamin B12-Gehalts interessant, wie man ihn sonst nur in tierischen Produkten findet. Sanddorn gilt in Deutschland als typische Spezialität der Ostseeregion. Doch die Sträucher wurden dort erst in den 1960er Jahren angesiedelt, um die Gesundheit der DDR-Bevölkerung zu fördern.
Bild: Colourbox
Schwarze Johannisbeeren
Als eines der tollen Superfoods werden immer chinesische Goji-Beeren angepriesen, aber die in Europa und Asien heimische Schwarze Johannisbeere enthält genauso viele Vitamine und andere für die Gesundheit förderliche Dinge. Dabei hat sie im Vergleich zur Goji-Beere nur ein Siebtel der Kalorien - natürlich nur, sofern man sie nicht in Form von Marmelade oder zuckergesättigtem Likör genießt.
Bild: Colourbox
Äpfel
Dass Äpfel gesund sind, weiß jeder in Deutschland, wo sie das wichtigste Obst sind: Durchschnittlich isst jeder Deutsche 17 Kilo jährlich. Äpfel dienen als kalorienarmer Snack zwischendurch, mit Antioxidatien, die dem Gehirn, dem Herzen, der Haut und den Knochen gut tun. Äpfel senken auch das Risiko für Diabetes Typ 2. Dank der Kühlung bekommt man sie inzwischen das ganze Jahr über.
Bild: pictue-alliance/dpa/P. Pleul
Kürbiskerne
Kürbisse wurden ursprünglich in Nord- und Südamerika angepflanzt, aber inzwischen sind sie in der ganzen Welt verbreitet und gedeihen auch in Deutschland gut. Kürbiskerne sind ein hervorragender Lieferant von Proteinen, essentiellen Omega 3 Fettsäuren und Ballaststoffen, aber sie enthalten auch eine hohe Konzentration an Mineralien wie Magnesium und Zink.
Bild: Colourbox
Leinsamen
Leinsamen sind reich an Nährstoffen, enthalten viele Proteine, Ballaststoffe, Vitamin B und Mineralien. Ein traditionelles deutsches Essen ist Kartoffeln mit Quark und Leinöl - der Beweis, dass man hierzulande auch vegetarische Gerichte kennt. Aber auch im Brot oder Müsli schmecken Leinsamen gut.
Bild: picture-alliance/ZB/P. Pleul
Rosenkohl
Rosenkohl mögen viele Menschen nicht, wegen seiner Bitterstoffe - zugegeben, ein ziemlich spezieller Geschmack. Vielleicht isst man ihn lieber, wenn man weiß, was für eine Nährstoffbombe er ist: 100 Gramm Rosenkohl decken mehr als den täglichen Bedarf an Vitamin C und K. Das Gemüse ist eine hervorragende Eisenquelle, liefert Folsäure und Calcium - und er soll sogar hormonausgleichend wirken.
Bild: Colourbox
Hagebutten
Im Herbst und im Winter findet man in Deutschland wilde Rosensträucher mit Hagebutten, die jede Menge Vitamin C und Carotinoide enthalten. Hagebuttentee oder -marmelade sind in Deutschland sehr populär, auch Hagebuttenpulver lässt sich finden. Die im Handel verkauften Produkte sind meist aus importieren Früchten hergestellt. Mittlerweile gibt es aber Bio-Höfe, die selbst Hagebutten anpflanzen.