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"Superman is Dead": Eine Punk-Band für Balis Natur

Maria Bakkalapulo | Niall Macaulay
28. Februar 2017

"Superman is Dead" ist die bekannteste Punk-Band in Indonesien. Ihren Ruhm nutzt die Band, um ein Großprojekt zu stoppen, das eine Gefahr für Balis Natur darstellt.

Die Aktivisten von der Punk-Band "Superman is Dead"
Bild: Niall Macaulay

Ein Fußballfeld in Singaraja, einer Kleinstadt im Norden Balis. Hier erobern knapp 3000 Jugendliche und Studenten das Spielfeld, um kurze Zeit später frenetisch ihre Helden zu feiern, die Punk-Band "Superman is Dead" (SID).

Das Trio auf der Bühne ist schon etliche Jahre im Geschäft. Sie sind Stars in Indonesien, was SID sagt, hat Gewicht und, noch wichtiger, "Superman is Dead" haben eine Mission - den Schutz der Umwelt.

Die Mitglieder der Punk-Band aus Kuta tragen T-Shirts, auf denen ein Bagger abgebildet ist, der sich tief in blutgetränkte Erde gräbt. Auch die Worte "Tolak Reklamasi" sind zu lesen, sie bedeuten "Ablehnung der Rückgewinnung."

Der Schlagzeuger Jerinx, der Gitarrist und Sänger Bobby Kool und der Bassist Eka Rock sind immer unterwegs, immer auf Tour. Und wie es sich für eine anständige Punk-Band gehört, kämpfen sie gegen das System. Seit inzwischen fünf Jahren bedeutet das, die Speerspitze des "Bali Forum Against Reclamation" (ForBALI) zu sein, einer Bewegung, die sich für den Erhalt von Balis Benoa Bay einsetzt. Dieses verwundbare Ökosystem nahe der Stadt Denpasar ist Heimat für eine große Anzahl Wasserbewohner und vor allem auch für Mangroven.

Das Gebiet soll 'erschlossen' werden. Dagegen wehrt sich die Band.

"Polizei und Regierung wollen uns sagen, dass wir dieses und jenes nicht mehr auf der Bühne sagen sollen", sagt Jerinx. "Wir haben deshalb jede Menge Feinde - die Investoren, die Regierung, die Militärs, die Polizei - sie werden nicht einfach so aufgeben."

 

Das Bali-Forum "Against Reclamation" (ForBALI) ist eine Bewegung, die sich für den Erhalt von Balis Benoa Bay einsetzt, ein verwundbares ÖkosystemBild: ForBali
Gegner der Landgewinnung befürchten Bodenerosion und Überschwemmungen, Befürworter hoffen auf Arbeitsplätze und AufschwungBild: Niall Macaulay

Entwicklung bedeutet Zerstörung

In den vergangenen Jahren hat der Süden Balis einen nie dagewesenen Tourismus-Boom erlebt. Damit einher ging allerdings auch eine massive Zunahme des Verkehrs, die Infrastruktur der Region wird auf eine harte Probe gestellt und, so sagt es die Band, die Schönheit der Natur hier wird zerstört.

"Wir leben in Süd-Bali, einer wunderschönen Gegend, die durch den Tourismus zerstört wird", sagt SID-Schlagzeuger Jerinx. "Wir sind aufgewachsen mit der Natur und der Spiritualität dieses Ortes. Heute ist das nicht mehr so, alles ist Kunststoff und Industrie, irgendwie falsch."

Die Regierung will die Besucherzahlen auf der Insel trotzdem massiv steigern. Von 4,5 Millionen im Jahr heute auf 30 Millionen im Jahr 2029. Die Insel soll auf eine Stufe mit Singapur gestellt werden, wo jährlich bis zu 37 Millionen Besucher ankommen. Und der Schlüssel für das Regierungskonzept ist ein milliardenschweres Projekt in Benoa Bay. Drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) sollen hier investiert werden, angeschoben von den Großentwicklern "PT Tirta Wahana Bali International" (TWBI).

TWBI will 700 Hektar Land aus dem Meer gewinnen, das entspricht etwa 75 Prozent der Größe der Bucht. Ein Netzwerk aus zwölf künstlichen Inseln soll so entstehen, mit Luxushäusern, Urlaubsresorts, Einkaufszentren und eventuell auch einer Rennstrecke.

Entwicklung vs. Umwelt

Die Gegner sagen, dass mit dem Vorstoß heilige hinduistische Orte zerstören würden, darunter Tempel, Bäche und die sogenannten 'muntig' - kleine Landstücke, die bei Ebbe auftauchen und auf denen Balinesen Opfergaben platzieren.

Sie befürchten auch, dass es zu Erosion des Strandes kommen könnte, zu Überschwemmungen und dass Lebensräume in Gefahr sind. Bis 2014 war das Gebiet sogar offiziell ein Schutzgebiet. Allerdings entzog der ehemalige indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono diesen Status wieder, um Platz für Entwicklung zu machen.

Und es gibt Stimmen, die sich für eine Entwicklung der Bucht aussprechen. I Made Mangku, ein Küstenforscher, glaubt nicht an eine Umweltkatastrophe. "Die Entwicklung wird ökologisch korrekt verlaufen", sagt er. "Mit verantwortungsbewusster Wasser- und Abfallwirtschaft und dem Einsatz grüner Energien."

Wieder andere erwarten in dem Projekt neue Impulse für Balis Umwelt und Wirtschaft. Dewaing Sri Putu Gunawati, eine Aktivistin, die das Konzept unterstützt, hofft auf etwa 250.000 neue Arbeitsplätze, weil Menschen für den Bau der Anlagen gebraucht werden. Bali hat mit 1,89 Prozent ohnehin die niedrigste Arbeitslosenrate in ganz Indonesien.

"Wir werden aufpassen und dafür sorgen, dass Mangroven angepflanzt werden und auch die lokale Kultur bewahrt wird. Dieses Projekt gehört nicht Einzelnen, es gehört allen Balinesen", sagt sie.

Dagegen spricht sich Made Wijaya aus. Sie vertritt die Benoa-Community.  "Die Gemeinschaft, und das schließt auch deren Führer mit ein, sprechen sich gegen den Ansatz von TWBI aus. Die Größe des zu kultivierenden Gebiets ist nicht kompatibel mit der Größe der Benoa Bay, es wird eine Menge Probleme verursachen", befürchtet sie.

Tatsächlich haben die Einheimischen allen Grund dazu, den großen Versprechungen nicht zu glauben. Sie haben ein missglücktes, anderes Landgewinn-Projekt aus dem Jahr 1994 direkt vor der Haustür. Auch hier, an der Serangan Insel, wurden Jobs versprochen. Aber das Projekt wurde auf halben Wegen wieder abgeblasen, weil es beträchtliche Schäden an Stränden und Riffen verursacht hatte.

Wandel im Kopf

Die Bevölkerung Indonesiens ist jung. Viele der 250 Millionen Menschen hier sind sehr aktive Nutzer von sozialen Netzwerken. Und genau auf diese Menschen setzen ForBALI und SID. Die Band selbst hat knapp sechs Millionen Fans bei Facebook.

Weil ihr Einfluss so gewaltig ist, hätten die Behörden von ihnen gefordert, das Projekt nicht zu thematisieren, sagt die Band. Die Polizei habe bereits auch ForBALI-Mitglieder festgenommen und befragt. "ForBALI hat mit SID-Fans und einigen Aktivisten angefangen", sagt der SID-Biograf Rudolf Dethu. "Es geht um uns und die Kids. Und SID-Fans gehen auch mal auf die Barrikaden. Das wissen die Behörden und werden es tunlichst vermeiden, etwa Konzerte abzusagen. Wenn SID ihre Fans bitten, aktiv zu werden, dann werden sie das tun."

Trotz der Proteste will TWBI an den Plänen festhalten, weil es keine rechtliche Grundlage dagegen gibt. Und selbst wenn SID-Fans die Punk-Attitüde leben sollten und sich gegen die Regierung auflehnen, die meisten Balinesen würde doch eher still und unkritisch bleiben, sagt Jerinx.

"Wenn wir etwas sehen, das nicht richtig ist, dann behalten wir das in der Regel für uns", so der Musiker. "Wir reden höchstens im privaten Umfeld darüber. Das halten wir für in Ordnung." Aber das will er ändern. Die Leute sollen aufstehen und etwas ändern.

"Wenn wir in einer kleinen Gruppe anfangen, können wir trotzdem die Landgewinnung stoppen?", fragt Jerinx. "Ja, natürlich. Das ist eigentlich sehr einfach."

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