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Neuer "Superman"-Film: Superheld vs. Trump

Elizabeth Grenier
10. Juli 2025

James Gunn nennt seinen neuen "Superman"-Film politisch, weil der Held für die Schwachen weltweit kämpft und seine Migrationsgeschichte thematisiert wird. Rechte Kritiker sehen darin "Wokeness" und rufen zum Boykott auf.

Superman mit Cape
Der Held im Cape: SupermanBild: Warner Bros. Pictures/AP/picture-alliance

Blutverschmiert, verletzt, allein in einer Eiswüste: So zeigt sich der Held in den ersten Szenen des neuen, mit Spannung erwarteten "Superman"-Films mit David Corenswet in der Hauptrolle.

"Wir sehen einen geschundenen Superman. Das ist unser Land", sagte Regisseur James Gunn bei einer Pressekonferenz nach Veröffentlichung des Trailers. Der angeschlagene Held stehe für ein Amerika, das angeschlagen, aber noch immer aufrecht ist und für das Gute kämpft.

Superman galt lange als Inbegriff des US-amerikanischen Superhelden: die Verkörperung von Wahrheit, Gerechtigkeit - und dem amerikanischen Traum. Doch Gunn geht mit seiner Neuinterpretation in eine andere Richtung.

In zahlreichen Blockbustern retten US-amerikanische Helden die Welt - anstelle dieses Ausnahmeanspruchs rückt in diesem Film eine universelle Moral in den Mittelpunkt. Superman ist kein nationaler Retter mehr, sondern ein Beschützer der Schwachen weltweit - selbst wenn ihm das Schwierigkeiten einbringt. "Ja, es geht um Politik", sagte Gunn der britischen Times. "Aber es geht auch um Menschlichkeit."

Dass ausgerechnet dies als Provokation empfunden wird, lässt den Regisseur kalt: "Natürlich gibt es überall Leute da draußen, die das nicht ertragen und sich beleidigt fühlen - nur weil es um Mitgefühl geht. Aber ehrlich gesagt: Sollen sie doch."

Konservative wittern "Wokeness"

Rechte Kommentatoren in den USA sind in heller Aufregung. Der Regisseur habe Superman "woke" gemacht, heißt es auf einschlägigen Kanälen.

Konservative Medien rufen zum Boykott des Films auf. Die Moderatorin Kellyanne Conway sagte in der Talkshow "The Five" auf Fox News: "Wir gehen nicht ins Kino, um belehrt zu werden oder eine Ideologie übergestülpt zu bekommen. Mal sehen, ob der Film überhaupt erfolgreich wird."

Unten rechts: Supermans Alter Ego, der Reporter Clark KentBild: Warner Bros. Pictures/AP/picture-alliance

Dabei ist der Vorwurf, Superhelden seien zu politisch, nicht neu - nur ist er aktueller denn je.

Blockbuster-Superheldenfilme vermeiden es in der Regel zwar, sich offen politisch zu positionieren. Doch unter Fans kursiert eine weitverbreitete Theorie: Die Filmwelten der beiden größten nordamerikanischen Comicverlage - DC und Marvel - seien entlang der ideologischen Bruchlinien unserer Zeit politisch aufgeladen.

Das DC-Universum, zu dem unter anderem Superman und Batman gehören, wird dabei oft als konservativ und autoritär bezeichnet. Die Superhelden erscheinen dort als letzte Instanz der Ordnung - als verlängerter Arm des Gesetzes, der über den Menschen steht.

"Demokratische Mitbestimmung scheint in Batmans Welt überhaupt keine Rolle zu spielen", sagte der US-Filmkritiker A. O. Scott dazu im Podcast "X Man: The Elon Musk Origin Story".

Dem gegenüber steht das Marvel-Universum, mit Figuren wie Iron Man, Captain America, Ant-Man oder den Avengers. Diese werden - im selben Podcast - als "Team der Weltverbesserer" bezeichnet, die Ausdruck einer eher liberalen, Obama-nahen Weltsicht seien.

Superman-Regisseur James Gunn - ein ausgewiesener Trump-Kritiker

James Gunn gehörte als Autor und Regisseur der "Guardians of The Galaxy"-Reihe lange zur Marvel-Welt - und sorgte dort 2017 selbst für Schlagzeilen. In Tweets kritisierte er Donald Trump offen: "Ich habe mich nie politisch geäußert, aber wir stecken in einer nationalen Krise. Der Präsident greift Journalismus und Fakten an - im Stil von Hitler und Putin."

Konservative Plattformen gruben daraufhin alte, geschmacklose Tweets von Gunn aus. Daraufhin bekam der Disney-Konzern, zu dem Marvel gehört, Druck aus den sozialen Netzwerken, er solle sich von Gunn trennen.

Regisseur James GunnBild: Jordan Strauss/Invision/AP/picture-alliance

Gunn wurde zunächst vom dritten "Guardians of the Galaxy"-Film ausgeschlossen, kehrte jedoch nach einer öffentlichen Entschuldigung und Gesprächen mit den Disney-Verantwortlichen wieder zurück. Kurz darauf wechselte er jedoch endgültig die Seiten: 2022 wurde er Co-Vorsitzender der DC Studios. Unter seiner kreativen Leitung wurde das DC-Universum 2024 neu gestartet - mit einer ganzen Reihe von Filmen, darunter auch der neue "Superman".

Superman als Held mit Migrationsgeschichte

Supermans Geschichte stammt von den jüdischstämmigen US-Amerikanern Jerry Siegel und Joe Shuster, beides Söhne osteuropäischer Einwanderer.

Sie erschufen ihren Superhelden in den 1930er-Jahren als Reaktion auf den Aufstieg Hitlers und den wachsenden Antisemitismus in Europa - und machten ihn von Anfang an zu einem Verteidiger der Schwachen.

Erste Superman-Ausgabe von 1938Bild: Emily Clements/AP/picture alliance

Kal-El, wie Superman auf seinem Heimatplaneten Krypton heißt, wird als Baby zur Erde geschickt, bevor seine Welt zerstört wird. Auf der Erde nimmt ihn ein amerikanisches Paar auf und gibt ihn als ihr eigenes Kind aus.

Superman ist also, strenggenommen, ein "undokumentierter Fremder", im US-Amerikanischen "undocumented alien". Ein Begriff, der im politischen Sprachgebrauch abwertend verwendet wird - hier aber als Teil einer Migrationsbiografie sichtbar wird.

Strengere Migrationspolitik in den USA

Diese Lesart wird seit Jahren betont. 2018 veröffentlichte das UN-Flüchtlingshilfswerk ein Buch mit dem Titel "Superman war auch ein Flüchtling". Schon 2017 schützte Superman in einer Comic-Ausgabe eine Gruppe Migranten vor einem bewaffneten weißen Rassisten - kurz nachdem Donald Trump angekündigt hatte, DACA, ein Schutzprogramm für junge Migranten, zu beenden.

Das DACA-Programm ermöglichte Hunderttausenden von Migranten, die als Kinder in die USA gebracht wurden, ein Leben und Arbeiten ohne Angst vor Abschiebung.

Der Begriff "Alien" für "Ausländer" oder "Fremder", den die US-Regierung unter Joe Biden offiziell abgeschafft hatte, wurde Anfang 2025 unter der aktuellen Trump-Regierung wieder eingeführt.

Gleichzeitig verschärft die Regierung ihre Maßnahmen gegen Migration erneut - was die Sorgen um den Zustand der US-Demokratie und ihrer Gesellschaftverschärft.

Adaption aus dem Englischen: Silke Wünsch