Cristiano Ronaldo will Manchester United wohl unbedingt verlassen. Doch die Interessenten für den 37-Jährigen stehen nicht gerade Schlange. Sein Alter und die enorm hohen Personalkosten schrecken viele Klubs ab.
Ronaldo will nach gut einem Jahr schon wieder weg aus ManchesterBild: Salvio Calabrese/Sportphoto24/picture alliance
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Ganze 86 Minuten lang saß Cristiano Ronaldo im Spiel gegen den FC Liverpool auf der Ersatzbank, ehe er von Manchester-United-Coach Erik ten Hag eingewechselt wurde. Impulse konnte der 37-Jährige seinem Team zwar nicht mehr geben, doch die Schlagzeilen in Englands Sportmedien beherrschte der Portugiese nach dem 2:1-Prestigeerfolg gegen den Erzrivalen dennoch – aufgrund einer Szene vor dem Spiel.
Ronaldo hatte während des Aufwärmens die TV-Experten und Ex-United-Spieler Gary Neville und Roy Keane herzlich begrüßt. Jedoch nicht den dabei stehenden Jamie Carragher. Auch den Handschlag verweigerte Ronaldo mit dem ehemaligen Liverpooler. Die große Rivalität zwischen den beiden Klubs dürfte allerdings nicht der Grund dafür gewesen sein. Vielmehr waren es wohl Carraghers Aussagen über den Portugiesen: "Kein anderer Verein in Europa will ihn derzeit – damit mag ich falsch liegen. Es sieht nicht danach aus, als könnte United ihn loswerden", hatte der 44.Jährige im Podcast "The Overlap" gesagt.
Auch, so Carragher, denke er nicht, dass United-Trainer Erik ten Hag "ihn noch will". Der Trainer würde so etwas wohl nie öffentlich sagen. Ten Hag erklärte seinen Verzicht auf Ronaldo gegen die "Reds" mit taktischen Gründen: "Du musst gegen sie pressen. Das muss man im Block machen", sagte der Niederländer, der den englischen Rekordmeister zu Saisonbeginn übernommen hatte. Und offenbar traute ten Hag seinem Superstar diesen läuferischen Aufwand nicht mehr zu.
Bayern, PSG und BVB winken ab
Neben den sportlichen Gründen des Trainers könnten auch wirtschaftliche Faktoren dafür sprechen, Ronaldo zu verkaufen. Selbst für einen finanziell bestens aufgestellten Premier-League-Klub dürfte eine Gehaltseinsparung in dieser Höhe eine Überlegung wert sein. Immerhin stattliche rund 29 Millionen soll der Klub dem Portugiesen jährlich überweisen.
2009 wechselt Ronaldo für 94 Mio. Euro von Manchester United zu Real MadridBild: Denis Doyle/Getty Images
Ronaldo, der noch bis 2023 in Manchester unter Vertrag steht, scheint die "Red Devils" dennoch unbedingt verlassen zu wollen, um nochmal Champions League spielen zu können. Die Voraussetzungen für einen Wechsel scheinen also gegeben - zustande gekommen ist bislang nichts.
Woran das liegt? Ronaldo würde - sollte sein Vertrag in Manchester nicht aufgelöst werden - eine wohl nicht unbeträchtliche Ablösesumme kosten. In Kombination mit seinem enormen Gehalt dürfte das sogar bei Top-Klubs wie dem FC Bayern den finanziellen Rahmen sprengen. Beim deutschen Rekordmeister hat man daher von einer Verpflichtung - wie auch schon Paris St. Germain - Abstand genommen.
Und auch zu Borussia Dortmund, denen Ronaldo-Berater Jorge Mendes seinen Klienten ebenfalls angeboten haben soll, kann und wird es keinen Ronaldo-Transfer geben. Der Portugiese habe verschiedenen Medienberichten zufolge zum BVB wechseln wollen, weil der Klub die "letzte Option" sei, in dieser Saison Champions League zu spielen. So wurde der Superstar zitiert. Doch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl erteilte den Gerüchten eine Absage. "Cristiano Ronaldo wird nicht zu Borussia Dortmund wechseln. Das ist so", sagte der ehemalige BVB-Profi jüngst mehrfach.
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Ronaldo nach Frankreich?
Die Zeit wird knapp für Mendes, seinen Klienten bei einem Champions-League-Teilnehmer unterzubringen. Am 1. September schließt das Transferfenster. Doch eine Option eröffnet sich offenbar noch. Olympique Marseille hat laut dem Ex-Olympique-Profis Jean-Charles De Bono eine Untersuchung in Auftrag gegeben. "Es wird eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, was Ronaldo dem Verein finanziell bringen könnte", sagte er in der Sendung "Football Club de Marseille". Vor der Verpflichtung von Lionel Messi durch Paris St. Germain im Sommer 2021 sei eine solche Studie laut De Bono ebenfalls erstellt worden. So könne bei Olympique besser ermittelt werden, "welche Wirkung Ronaldo auf Sponsoren auf der ganzen Welt hat, um sie nach Marseille zu bringen".
Ein Transfer im Fußball - insbesondere in dieser Größenordnung - ist mittlerweile zu einem großen Teil eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Marseille bietet die sportliche Perspektive, Ronaldo die Aussicht auf signifikante Erhöhung der Klub-Einnahmen. Vielleicht stimmt bei den Franzosen am Ende das Chancen-Nutzen-Risiko in Sachen Cristiano Ronaldo? Und Jamie Carragher würde Lügen gestraft.
Die Top-Torjäger der Champions League
Nachdem mit Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Karim Benzema drei der Top-Torjäger der Champions League Europa verlassen haben, sind mit Thomas Müller und Robert Lewandowski zwei Stürmer der ewigen Top-Ten noch aktiv.
Bild: Ulrich Hufnagel/IMAGO
Zlatan Ibrahimovic - 48 Tore
Der schwedische Stürmer ist ein Wandervogel. Da überrascht es kaum, dass Zlatan Ibrahimovic seine insgesamt 48 Treffer in der Champions League für sechs verschiedene Vereine erzielt: Ajax Amsterdam (6), Juventus Turin (3), Inter Mailand (6), FC Barcelona (4), AC Mailand (9) und Paris St. Germain (20). Gewinnen kann er die Champions League aber nie.
Bild: Reuters
Andriy Shevchenko - 48 Tore
Der Ukrainer trifft - wie Ibrahimovic - in der Champions League 48-mal. Im Unterschied zum Schweden darf Shevchenko den "Henkelpott" aber einmal als Sieger in die Höhe stemmen: 2003 mit der AC Mailand. 29 Champions-League-Tore erzielt der Stürmer für Milan, 15 für Dynamo Kiew und vier für den FC Chelsea.
Bild: Sergey Dolzhenko/epa/dpa/picture-alliance
Alfredo di Stefano - 49 Tore
Elf Jahre lang spielt der argentinische Stürmer für Real Madrid. Die Champions League heißt damals noch Europapokal der Landesmeister. Fünfmal in Serie, von 1956 bis 1960, triumphieren die "Königlichen" in der Königsklasse - nicht zuletzt dank der 49 Tore Alfredo di Stefanos. Der Argentinier, der 2014 verstirbt, gehört damals zu den besten Spielern der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa
Thierry Henry - 50 Tore
Ein halbes Hundert Treffer in der Champions League steuert der Stürmer aus Frankreich in seiner langen Karriere bei: für die AS Monaco (7), den FC Arsenal (35) und den FC Barcelona (8). Einmal - mit Barça - gewinnt der Weltmeister von 1998 auch die Trophäe. Am Stadion des FC Arsenal steht eine Bronzestatue Henrys. Der Franzose ist Rekordtorschütze der "Gunners".
Bild: augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Thomas Müller - 54 Tore*
Die Champions League und Thomas Müller, das scheint zu passen. Gleich bei seinem Debüt in der Königsklasse, beim 7:1 des FC Bayern gegen Sporting Lissabon im März 2009, erzielt der damals 19-Jährige den ersten seiner bislang 53 Champions-League-Treffer. Zweimal - 2013 und 2020 - gewinnt er mit den Münchenern die begehrte Trophäe. (*Stand 6. März 2024)
Bild: Andreas Gebert/REUTERS
Ruud van Nistelrooy - 56 Tore
Für drei Vereine trifft der niederländische Mittelstürmer Rutgerus Johannes Martinus van Nistelrooij, wie er eigentlich korrekt heißt, in der Champions League: erst für die PSV Eindhoven (8 Tore), dann für Manchester United (35) und schließlich auch für Real Madrid (13). Zu einem Champions-League-Titel reicht es für van Nistelrooy nicht, in drei Saisons wird er aber Torschützenkönig.
Bild: Martin Rickett/empics/picture alliance
Raúl Gonzalez Blanco - 71 Tore
Raúl ist bei Real Madrid eine Legende. Der langjährige Kapitän bestreitet für die "Königlichen" so viele Spiele wie kaum ein anderer Fußballer: allein 550 Partien in der spanischen Liga und 132 in der Champions League. Dreimal gewinnt er mit Real den Titel. Fünf seiner 71 Champions-League-Tore erzielt Raúl bei seinem zweijährigen Gastspiel für den FC Schalke 04.
Bild: Daniel Ochoa de Olza/AP/picture alliance
Karim Benzema - 90 Tore
Mit 18 Jahren gelingt dem Franzosen sein erstes Champions-League-Tor für Olympique Lyon. Von 2009 bis 2023 triumphiert Benzema mit den "Königlichen" aus Madrid fünfmal in der Königsklasse. Benzema spielt nach einem Fingerbruch im Januar 2019 stets mit Handbandage - ob aus Aberglaube oder medizinischer Notwendigkeit, bleibt Spekulation. 2023 verlässt er Europa in Richtung Saudi-Arabien.
Bild: Pierre-Philippe Marcou/AFP
Robert Lewandowski - 93 Tore*
Der Ex-Bayern-Torjäger ist Champions-League-Sieger (2020) und zweimaliger Weltfußballer (2020+2021). 2020 wird somit für ihn zu einem überragenden Jahr, zudem wird er auch noch Torschützenkönig der Champions League. In seiner Karriere trifft er für Borussia Dortmund, den FC Bayern und den FC Barcelona in der "Königsklasse". (*Stand 6. März 2024)
Bild: MATTHEW CHILDS/POOL/AFP
Lionel Messi - 129 Tore
Wenn der FC Barcelona sich zwischen 2004 und 2021 auf etwas verlassen kann, dann auf den Torinstinkt Lionel Messis. 120-mal trifft der Argentinier für die Katalanen in der Königsklasse, danach geht er zwei Saisons lang für PSG auf Torejagd. Sechsmal wird der achtfache Weltfußballer bester Torjäger der Champions League. Viermal holt er mit Barça den Henkelpott. Seit 2023 spielt er in den USA.
Bild: Sebastian Frej/imago images
Cristiano Ronaldo - 140 Tore
Sogar fünfmal gewinnt der Superstar aus Portugal die Champions League. Egal für wen er aufläuft, ob für Manchester United, Real Madrid oder Juventus Turin, Cristiano Ronaldo trifft zuverlässig. Souverän führt der fünfmalige Weltfußballer, der seine Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lässt, die "ewige" Torjägerliste in Europas Königsklasse an.