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Susan Sontag distanziert sich von Martin Walsers Holocaust-Äußerungen

11. Oktober 2003

Die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Susan Sontag, hat sich von Äußerungen ihres Vorgängers Martin Walser über den Holocaust distanziert. Wenn Walser offensichtlich glaube, Deutschland müsse einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit ziehen, sei sie "komplett anderer Meinung", sagte die amerikanische Autorin am Samstag (11.10.2003) vor Journalisten auf der Frankfurter Buchmesse. Die streitbare Intellektuelle aus New York wird an diesem Sonntag den Friedenspreis entgegennehmen.

Walser hatte 1998 bei der Verleihung der Auszeichnung in einer umstrittenen Dankesrede die ständige Thematisierung der Judenvernichtung als "Moralkeule" bezeichnet und vor einer Instrumentalisierung von Auschwitz gewarnt. Damit sorgte der Schriftsteller über Deutschland hinaus für Diskussionen.

Deutschland habe beim Umgang mit seiner Vergangenheit "einzigartige Anstrengungen" unternommen. Dies werde gerade von "weltlichen Juden" sehr geschätzt, sagte die 70-Jährige, die selbst Jüdin ist. Das dürfe jedoch nicht bedeuten, dass der Holocaust künftig kein Thema mehr sei. "Was Deutschland so großartig macht, ist eben, dass es kein normales Land", sagte Sontag.