Swetlana Alexijewitsch in Deutschland
28. September 2020Die belarussische Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ist auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Berlin ausgereist. Das sagte ein Sprecher des DAAD der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Alexijewitsch werde auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin an einer neuen Publikation arbeiten. Die Schriftstellerin hatte bereits 2011 als Stipendiatin des Künstlerprogramms ein Jahr lang in Berlin gelebt.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, Alexijewitsch werde sich in Berlin auch medizinisch behandeln lassen. In diesem Zusammenhang sei sie von der deutschen Botschaft in Minsk betreut worden. Die 72-Jährige war an Bord einer Maschine der belarussischen Fluggesellschaft Belavia nach Deutschland geflogen und in Berlin-Schönefeld gelandet.
Wachleute sicherten die Privatwohnung
Die gesundheitlich angeschlagene Autorin gehört zu den schärfsten Kritikern von Machthaber Alexander Lukaschenko. Sie forderte immer wieder seinen Rücktritt. Alexijewitsch musste als Präsidiumsmitglied des Koordinierungsrates der Opposition in Belarus befürchten, wie ihre Mitstreiter entweder in Haft zu kommen oder gegen ihren Willen außer Landes gebracht zu werden.
Alexijewitsch war bereits vorgeladen worden
Alexijewitsch hatte viele Angebote aus dem Ausland erhalten, sich in Sicherheit zu bringen. Auch Friedenspreisträger aus aller Welt hatten sich mit der Autorin solidarisiert und ihren Mut gewürdigt. "Sie hat nichts anderes getan als das, wofür sie mit dem Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im Jahre 2013 ausgezeichnet worden ist: die Wahrheit auszusprechen und ihre Stimme all jenen zu leihen, die sich auflehnen gegen Erniedrigung", hieß es in der Erklärung.
Alexijewitsch war wie die meisten anderen Mitglieder des Koordinierungsrates der Zivilgesellschaft unlängst auch zur Vernehmung vorgeladen worden. Sie beklagte zuletzt öffentlich, dass ihr Präsidiumskollege Maxim Snak festgenommen wurde. Zuvor waren die Oppositionelle Maria Kolesnikowa und andere verhaftet worden. Zwei Präsidiumsmitglieder hatten das Land auf Druck der Behörden verlassen.
Macron will Treffen mit Tichanowskaja
Unterdessen bekundete Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Treffen mit der belarussischen Oppositionellen Swetlana Tichanowskaja. Der Präsident werde mit der 38-Jährigen während seiner Reise ins Baltikum zusammentreffen, falls sie darum bitte, sagte der französische Regierungssprecher Gabriel Attal nach einer von Macron geleiteten Kabinettssitzung in Paris.
Macron wird am Abend in der litauischen Hauptstadt Vilnius erwartet. Wann ein Treffen mit Tichanowskaja stattfinden könnte, blieb zunächst offen. Wie der Regierungssprecher weiter erklärte, werde Macron im Baltikum mit seinen Kollegen Gitanas Nauseda (Litauen), Egils Levits (Lettland) und dem lettischen Regierungschef Krisjanis Karins über die Lösung der Krise in Belarus sprechen.
nob/ml (dpa, rtr)