Das Finale der Damen beim Rasen-Klassiker ist eine historisch einseitige Sache. Iga Swiatek triumphiert und gönnt ihrer Gegnerin Amanda Anisimova keinen Spielgewinn. Das gab es in Wimbledon bisher erst einmal.
Verdiente Siegerin im Damenfinale von Wimbledon 2025: Iga Swiatek Bild: Andrew Couldridge/REUTERS
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Die Polin Iga Swiatek hat ihren ersten Wimbledon-Titel gewonnen und dabei ihrer überforderten Gegnerin die Höchststrafe im Tennis verpasst. In einem komplett einseitigen Finale über nur 57 Minuten bezwang die 24-Jährige die US-Amerikanerin Amanda Anisimova mit 6:0, 6:0. Mit diesem Ergebnis ist in der langen Wimbledon-Geschichte erst ein Damen-Endspiel zu Ende gegangen: 1911 gewann die Britin Dorethea Chambers gegen ihre Landsfrau Dora Boothby ebenfalls mit 6:0, 6:0.
Wimbledon - bestes Tennis, feiner Stil
Das Rasenturnier von Wimbledon ist das wichtigste und bedeutendste Tennisturnier der Welt. Es hat eine bewegte Geschichte, große Namen stehen in den Siegerlisten - und ganz besonders wichtig ist die Etikette.
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Der "heilige Rasen" an der Church Road
Wimbledon ist das älteste und bedeutendste Tennisturnier der Welt. 1877 findet die Premiere statt. Der Grund: Der All England Lawn Tennis and Croquet Club will mit dem Turnier Geld einnehmen, um eine 10 Pfund teure neue Rasenwalze anschaffen zu können. 1922 zieht man an die Church Road um, wo das Turnier auch heute noch seine Heimat hat. Gespielt wird auf drei Haupt- und 15 Nebenplätzen.
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Königliche Loge
Beim Umzug ins neue Stadion im Jahr 1922 denkt man auch an die englischen Royals. Für die Königsfamilie wird auf der Tribüne des Centre Courts eine eigene Loge, die sogenannte "Royal box", eingerichtet. Englands König Georg V. ist 1907 der erste royale Gast bei den Wimbledon Championships. In den vergangenen Jahren sind Herzogin Catherine und Prinz William regelmäßig beim Turnier dabei.
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Siegerehrung durch die Prinzessin
Catherine, die Prinzessin von Wales, übernimmt seit 2022 auch die Siegerehrungen. 52 Jahre lang erfüllte Edward, Herzog von Kent, diese ehrenvolle Aufgabe. Dabei wurde er bis 2001 stets von seiner Frau begleitet, der Herzogin. Der Herzog ist ein Cousin der verstorbenen Queen Elisabeth II. 2021 dankt er als Klubpräsident in Wimbledon ab. Nun ist die jüngere Generation an der Reihe.
Wer in Wimbledon auf den Platz möchte, dessen Kleidung hat zu 90 Prozent weiß zu sein. Das ist seit den Anfängen des Turniers so und gilt in den 90er Jahren auch für "Paradiesvogel" André Agassi, der damals normalerweise in Neonfarben auf dem Platz steht. Für Wimbledon macht er eine Ausnahme - nur auf die Radlerhose unter den Tennis-Shorts will er dann doch nicht verzichten.
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Harte Schule
Bevor die Balljungen und -mädchen in Reih und Glied auf die Courts von Wimbledon marschieren dürfen, haben sie ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen. Fünf Monate lang dauert der Drill der 14- bis 18-Jährigen, denen beigebracht wird, Bälle perfekt zu rollen und Handtücher richtig zu reichen. Von 1000 Bewerbern schaffen es jedes Jahr nur 250 auf den heiligen Rasen.
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Handarbeit
Wer spielt wann und in welcher Runde auf welchem Platz gegen wen? Bei einem Turnier wie in Wimbledon, wo neben der Einzel- auch noch die Doppel- und Mixed-Konkurrenz ausgespielt wird, ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. An der Church Road überlässt man aber nichts dem Zufall, geschweige denn dem Computer. Hier wird die Tafel stets von Hand auf dem neuesten Stand gehalten.
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Guten Appetit!
Beliebteste Zwischenmahlzeit sind bei den Wimbledon-Besuchern Erdbeeren mit Sahne. Täglich gehen unzählige Portionen "Strawberries and cream" über die Theken der Verkaufsstände. Das "Erdbeer-Team" in Wimbledon besteht aus Dutzenden Personen. Angeblich werden mittlerweile pro Turnier rund 38.000 Kilogramm der roten Früchte und etliche tausend Liter Schlagsahne verbraucht.
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Erfolgreiche Brüder
Anfangs ist das Turnier fest in britischer Hand - ausländische Spieler werden erst 1910 zugelassen. William Renshaw (r.) gewinnt zwischen 1881 und 1886 sechsmal in Folge, zweimal gegen seinen Zwillingsbruder Ernest (v.l.). William Renshaw erringt insgesamt sieben Einzeltitel in Wimbledon, womit er Rekordsieger bleibt, bis Roger Federer 2017 seinen achten Erfolg im Einzel feiert.
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Rekordsieger
Neben William Renshaw darf auch der US-Amerikaner Pete Sampras (2.v.l.) den Siegerpokal siebenmal in die Höhe stemmen. Einen Sieg mehr hat Federer (2.v.r.), der bei den Zuschauern in Wimbledon äußerst beliebt ist. Der Schweizer gewinnt zwischen 2003 und 2007 sogar fünfmal in Serie. Gleiches schafft auch Björn Borg (l.) in den 1970er Jahren.
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Ikone aus Schweden
Der langhaarige Schwede ist damals ein echter Popstar und wird vor allem von den weiblichen Fans verehrt. Borg spielt unorthodox und revolutioniert das Tennisspiel: So führt er beispielsweise die beidhändige Rückhand ein. An der Church Road heimst er zwischen 1976 und 1980 alle Titel ein und steht 1981 noch einmal im Finale, das er allerdings gegen John McEnroe verliert.
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Australische Dominanz
Bevor Borg die Kontrolle in Wimbledon übernimmt, ist das Turnier bei den Herren jahrzehntelang fest in australischer Hand. In den 26 Ausgaben zwischen 1946 und 1971 steht nur fünfmal kein Australier im Finale. Zehnmal ist das Endspiel in dieser Zeit sogar rein australisch. 1968 beginnt die Open-Ära, auch Profis dürfen jetzt mitspielen. Erster Sieger: Rod Laver aus Australien (Foto).
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In die Herzen gehechtet
Einen Wimbledonsieg weniger als Laver - nämlich drei - hat Boris Becker auf dem Konto. Der rothaarige Deutsche gewinnt 1985 überraschend als 17-Jähriger und erobert die Herzen der Londoner Zuschauer im Sturm. Sein Markenzeichen: der Becker-Hecht. Becker nennt den Centre Court sein Wohnzimmer. Allerdings verliert er insgesamt mehr Wimbledon-Endspiele (4), als er gewinnt (3).
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Kein Duell unter Freunden
Die bitterste Finalniederlage ist wohl die von 1991 gegen Michael Stich. Die beiden spielen zwar gemeinsam in einem Davis-Cup-Team, Freunde sind sie aber nicht - eher im Gegenteil. Stich, stets im Schatten Beckers stehend, zieht eiskalt sein Spiel durch und gewinnt glatt in drei Sätzen. Becker lässt seinem Frust freien Lauf: "Ich spiele einen Mist", brüllt er über den Court. "Ich mag nicht mehr."
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Endlich wieder ein Brite
Besonders glücklich macht Andy Murray die Zuschauer in Wimbledon, als er das Turnier 2013 gewinnt. Endlich, wird der überwiegende Großteil der Tennisfans von der Insel damals gedacht haben. 77 Jahre nach dem Engländer Fred Perry darf mit dem Schotten Murray wieder ein Brite den goldenen Siegerpokal in Empfang nehmen und seinen Kuss darauf drücken.
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Deutsches Finale
Für deutsche Spielerinnen und Spieler sind zunächst die 1930er Jahre die erfolgreichste Zeit in Wimbledon. Gottfried von Cramm steht zwischen 1935 und 1937 jeweils im Finale, verliert aber dreimal. 1931 gewinnt Cilly Aussem (l.) gegen Landsfrau Hilde Krahwinkel-Sperling (r.). Es folgt eine ähnlich lange Durststrecke wie bei den Briten. Erst 57 Jahre später gibt es den nächsten deutschen Erfolg.
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Die Ära der Gräfin
Dann allerdings kommen die Erfolge direkt in Serie: Steffi Graf feiert ihre sieben Wimbledonsiege zwischen 1988 und 1996 (Foto) und ist damit in dieser Phase die dominante Figur des Turniers. Ihr erstes Endspiel im Jahr 1987 verliert sie noch. 1999 erreicht sie zum letzten Mal das Finale, zieht aber gegen die US-Amerikanerin Lindsay Davenport den Kürzeren.
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Ungläubige Nachfolgerin
Erst 2018, 22 Jahre nach Graf, gewinnt mit Angelique Kerber erneut eine Deutsche das Turnier an der Church Road und kann ihren 6:3, 6:3-Erfolg gegen Serena Williams, die erst wenige Monate zuvor aus der Babypause zurückgekehrt ist, kaum fassen. Es ist der dritte Anlauf auf die Graf-Nachfolge: 2013 verliert Sabine Lisicki gegen Marion Bartoli, 2016 muss sich Kerber Serena Williams geschlagen geben.
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Die Queen von Wimbledon
Williams hat sieben Einzelerfolge in Wimbledon erreicht. Die erfolgreichste Spielerin aller Zeiten ist aber Steffi Grafs Dauerrivalin Martina Navratilova. Die gebürtige Tschechin gewinnt das Turnier neunmal. Zwischen 1982 und 1990 steht sie immer im Finale. Auch ihre sechs Siege in Serie zwischen 1982 und 1987 sind Rekord.
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Für Swiatek ist es bereits der sechste Grand-Slam-Titel ihrer Karriere. Sie ist die einzige Spielerin der Profitennis-Geschichte neben Margaret Court und Monica Seles, die ihre ersten sechs Grand-Slam-Finals für sich entscheiden konnte. Nach vier Titeln in Roland Garros (Sand) sowie ihrem US-Open-Triumph 2022 (Hartplatz) hat die Polin nun auf allen drei Belägen einen Major-Titel gewonnen - auf Rasen ist es ihr erster Titelgewinnen überhaupt. Bei Grand-Slam-Turnieren steht sie nun bei 100 Siegen.
Tränen schon während der Demütigung
Die 23 Jahre alte Anisimova, die im Halbfinale noch die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka ausgeschaltet hatte, war in ihrem ersten Endspiel bei einem der vier großen Turnieren komplett überfordert.
Schon vor dem letzten Ballwechsel kann Amanda Anisimova ihre Tränen nicht zurückhaltenBild: Toby Melville/REUTERS
Unter der Leitung der deutschen Schiedsrichterin Miriam Bley entwickelte sich von Beginn an eine einseitige Partie. Anisimova schien mit dem Druck der ganz großen Bühne nicht klarzukommen und produzierte viele einfache Fehler. Swiatek zeigte sich gnadenlos - und sicherte sich nach nur 24 Minuten Satz eins. Auch im zweiten Durchgang änderte sich nichts, Anisimova wischte sich beim Stand von 0:2 Tränen aus den Augen. Swiatek machte unbeirrt weiter und stürmte zum Sieg.
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Harmonie bei der Siegerehrung
"Es fühlt sich sehr surreal an. Ich möchte Amanda für tolle zwei Wochen gratulieren", sagte Swiatek nach der Übergabe der Trophäe. In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich das nicht vorstellen können, so Swiatek, die ihrem Trainer dankte: "Nach den Auf und Abs in letzter Zeit haben wir gezeigt, dass es klappen kann."
Iga Swiatek: Leichtes Spiel, echte FreudeBild: Stephanie Lecocq/REUTERS
Anisimova gratulierte der Polin fair. "Du bist eine Inspiration für mich. Herzlichen Glückwunsch an dich", sagte sie und fügte nach der bitteren Niederlage an: "Mir ist heute ein bisschen der Sprit ausgegangen. Ich hatte gehofft, besser spielen zu können." Die Erfahrungen werde sie jedoch "nie vergessen". Emotional dankte sie ihrer Mutter, die extra eingeflogen war. "Wegen dir habe ich nicht verloren", sagte Anisimova mit einem Lachen.
Als letzte verbliebene deutsche Spielerin in Wimbledon war Laura Siegemund im Viertelfinale ausgeschieden.