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Politik

Syrien schickt Kampfbomber erneut los

7. April 2017

Der US-Angriff mit 59 Tomahawk-Raketen hat die syrische Luftwaffenbasis Al-Schairat schwer getroffen. Trotz der Zerstörungen konnten noch am Freitag zwei Kampfjets von dort zu Angriffen auf Rebellengebiete starten.

Syrien US-Angriff auf Luftwaffenbasis Al-Schairat
Bild: picture-alliance/dpa/ria novosti/M. Voskresenskiy

"Zwei Suchoi-Maschinen sind von der Luftwaffenbasis Al-Schairat aufgestiegen und haben Luftangriffe in Gebieten östlich der Stadt Homs geflogen", erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch regierungsnahe Medien berichteten, dass Flugzeuge gestartet und gelandet seien. Al-Schairat liegt in der zentralsyrischen Provinz Homs. Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, erklärte, der angegriffene Flugplatz sei stark beschädigt worden.

Zu den konkreten Schäden gibt es widersprüchliche Darstellungen. Nach US-Angaben wurden etwa 20 syrische Flugzeuge zerstört. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschrauber, Treibstofflager sowie zwei Start- und Landebahnen seien getroffen worden. Dagegen erklärte das russische Militär, es gebe nur "extrem geringe" militärische Auswirkungen. Die meisten der 59 Raketen hätten ihr Ziel verfehlt. Es seien nur sechs Flugzeuge getroffen worden, die hätten repariert werden sollen.

Die Überreste eines zerstörten syrischen Militärflugzeugs in Al-SchairatBild: picture-alliance/dpa/Sputnik/M. Voskresenskiy

Nach syrischen Armeeangaben wurden bei dem US-Angriff mindestens sechs Menschen getötet, darunter drei Militärangehörige. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, auch neun Zivilisten seien ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. Auch diese Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

Vergeltungsaktion für Giftgasangriff

In der Nacht zum Freitag hatten zwei US-Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer nach US-Angaben 59 Marschflugkörper auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt gefeuert - als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgasangriff auf die von Rebellen gehaltene Stadt Chan Scheichun. Es war die erste US-Attacke gegen die Streitkräfte des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in dem seit sechs Jahren dauernden Bürgerkrieg.

US-Präsident Donald Trump begründete den Luftangriff damit, dass Assad für den Giftgas-Einsatz am Dienstag verantwortlich sei. Dabei waren nach jüngsten UN-Angaben mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen und 546 verletzt worden. Syrien und Russland bestreiten, dass es einen Giftgasangriff gab, und erklären, es sei bei dem syrischen Luftangriff ein Giftgasdepot der Rebellen getroffen worden.

Erneute US-Drohung

Die USA drohten mit weiteren Angriffen auf die syrischen Streitkräfte. "Wir sind bereit, noch mehr zu tun, hoffen aber, dass es nicht notwendig sein wird", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Die USA sähen dem Einsatz von Chemiewaffen nicht tatenlos zu. Auch die Verbreitung solcher Kampfmittel zu verhindern, sei im nationalen Sicherheitsinteresse, betonte Haley vor dem UN-Sicherheitsrat. Den jüngsten US-Angriff in Syrien bezeichnete die Gesandte als einen maßvollen Schritt, der "vollkommen gerechtfertigt" gewesen sei.

Die Militäraktion der USA belastet das ohnehin gespannte Verhältnis zur Regierung in Moskau, die mit Assad verbündet ist. Der russische UN-Vize-Gesandte Wladimir Safronkow verurteilte den Einsatz der USA vor dem UN-Sicherheitsrat als "illegitime" und "aggressive Handlung". Er könne "extrem ernste" Konsequenzen für die regionale und internationale Stabilität haben. Eine Sprecherin des Moskauer Außenministeriums erklärte, US-Außenminister Rex Tillerson werde in der kommenden Woche in der russischen Hauptstadt erwartet. Dann solle er erklären, "was für seltsame Dinge" die Amerikaner getan hätten.

Wieder keine Resolution im Sicherheitsrat

Unterdessen endete auch die dritte Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zum Syrien-Angriff ohne greifbares Ergebnis. UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief derweil alle Konfliktparteien auf, sich angesichts einer drohenden Eskalation zurückzuhalten.

Nach dem US-Angriff verlegte die russische Marine eine Fregatte mit Marschflugkörpern ins Mittelmeer. Ziel der "Admiral Grigorowitsch" sei die russische Militärbasis Tartus an der syrischen Küste, meldete die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Militärkreise in Moskau. Die Fregatte der russischen Schwarzmeerflotte habe vorher an einer gemeinsamen Übung mit der türkischen Marine teilgenommen.

kle/se (afp, rtr, dpa)

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