Die systematische Zerstörung antiker Kulturstätten in Syrien durch IS-Terroristen hört nicht auf. Jetzt hat es eine antike Ruinenstadt im Nordwesten des Landes hart getroffen.
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Für die Kulturlandschaft Syriens ist diese Ruinenstadt aus frühbyzantinischer Zeit einzigartig. Die kostbaren Bauwerke sind zwar als UNESCO-Kulturerbe geschützt, wurden jetzt aber durch den Bürgerkrieg schwer beschädigt. Zahlreiche Steinsärge (Artikelbild: vor der Zerstörung) in einem Pyramidengrab nahe dem Ort Al-Bara seien weitgehend zerstört worden, erklärte die oberste syrische Antikenbehörde in einer aktuellen Pressemitteilung. Beweisfotos zeigten deutlich Spuren von militärischen Kämpfen. Alte Gebäude würden mutwillig mit schwerem Gerät und Sprengstoff zerstört, um Steine als Baumaterial für neue Bauten zu gewinnen.
Das Ende des vierten Jahrhunderts besiedelte Al-Bara gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und steht zusammen mit rund 40 anderen Ruinenorten der Region auf der Liste der gefährdeten Stätten. Nach Auskunft der Vereinten Nationen nutzen viele Syrer die historischen Gebäude, um vor der Gewalt des Bürgerkrieges und den Angriffen der Terroristen Zuflucht zu suchen. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana machten "Terroristen" für die neuen Zerstörungen verantwortlich. Diese Region im Nordwesten Syriens wird von mehreren islamistischen Gruppen kontrolliert, zu denen auch der syrische Al-Kaida-Ableger gehört.
Palmyra - Zerstörung einer antiken Oase
Die antiken Ruinen Palmyras sind Zeugnis einer goldenen Zeit. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" fährt mit ihrer Zerstörung fort. Nach der Sprengung von kostbaren zwei Tempeln, traf es nun noch andere antike Bauwerke.
Bild: picture-alliance/dpa/Scholz
Sinnlose Terrorakte
Der Zerstörungswut der IS-Dschihadisten fiel auch ein antiker Triumphbogen zum Opfer, der zwischen 193 und 211 nach Christus erbaut wurde. "Das ist die pure Zerstörung", beurteilt der Chef der Altertumsbehörde, Mamun Abdulkarim, die Sprengung. "Die Racheakte sind nicht mehr ideologisch getrieben, denn jetzt sprengen sie auch Gebäude ohne religiöse Bedeutung."
Bild: Louai Beshara/AFP/Getty Images
Zeugnisse antiker Grabkultur
Auch mehrere diese mehrstöckigen Grabtürme haben die Dschihadisten gesprengt, sagte der Leiter der syrischen Antikenverwaltung, Mamun Abdelkarim. Unter den Türmen, die zwischen 44 und 103 n. Chr. gebaut wurden, ist auch der berühmte vierstöckige Turm von Elhabel. Das Ruinenfeld der antiken Oasenstadt gehört seit 1980 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Bild: Reuters/Sandra Auger
Tempelanlage gesprengt
Die schlimmsten Befürchtungen der Archäologen sind wahr geworden: Der Terroristen des "Islamische Staat" haben eines der bedeutendsten Bauwerke Palmyras gesprengt: den rund 2000 Jahre alten Baalschamin-Tempel, hier vor der Zerstörung. Durch die Explosion wurden der innerste heilige Bereich und die äußeren Säulen zum Einsturz gebracht. Auch die übrigen Anlagen Palmyras sind weiterhin akut bedroht.
Bild: picture-alliance/dpa/Scholz
Ruinen einer Oase
Die Ruinen der Stadt Palmyra, die einst durch Reichtum, Handel und Palmen erblühte, liegen mitten in der syrischen Wüste. Karawanen durchquerten sie jahrhundertelang, auf ihrem Weg zur Seidenstraße. Dann verblasste die goldene Zeit über die Jahrtausende, der Wüstensand verwehte die Stadt. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien ist die UNESCO besorgt um das Weltkulturerbe.
Bild: Fotolia/bbbar
Gottes Tempel
Der Baal-Tempel galt als eines der bedeutendsten historischen Bauwerke der arabischen Welt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. bauten ihn die Palmyrer im römischen Stil und widmeten ihn der babylonischen Gottheit "Baal". Rom soll ihn bezahlt haben, als Dank für den Beitritt der Stadt ins Römische Reich. Der riesige Baal-Tempel war nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der IS hat ihn gesprengt.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/F. Neukirchen
Monument im römischen Stil
Das Tetrapylon liegt an der Straßenkreuzung. Vier mal Vier schlanke Säulen aus Rosengranit, die aus den Steinbrüchen von Assuan stammen, bilden vier überdachte Nischen. Früher befanden sich in ihnen Statuen. Heute sind die Säulen fast alle nachgebildet, nur noch eine ist antik.
Bild: Fotolia/waj
Orientalische Dramen
Palmyra trug in vielem die Züge einer griechisch-römischen Stadt: die Säulenhalle, die Thermen oder das Amphitheater. Auf dessen Bühne, eine Palastfront, spielten sich orientalische Dramen ab. Die in aramäischer Sprache verfassten Stücke sind nicht erhalten. Das Theater wurde auch für Tier- und Gladiatorenkämpfe genutzt.
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Forum der Oberschicht
Hier war einst die steinerne Oberschicht Palmyras versammelt: 200 Statuen standen damals ihr zu Ehren in den Säulenhallen der Agora, dem Marktplatz. An der Südweststrecke der Agora befinden sich die Überreste eines Bauwerks, das vermutlich ein Tagungsort des "Stadtrats" war. Dem gehörten die Vertreter der einflussreichsten Kaufmannsfamilien an, die die Geschicke der Wüstenstadt lenkten.
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Luxuriöse Gräber
Vor den Toren der Stadt liegen verschiedene Gräberfelder. Große Familien bauten hohe Türme mit Grabfächern für mehrere Generationen. Einige der letzten Ruhestätten sind kunstvoll verzierte Sarkophage. Es gibt auch etliche unterirdische Grabanlagen, die mit reicher Bauornamentik oder Fresken verziert sind. Die Gräber sind ein Zeugnis des Alltagslebens und des Reichtums der damaligen Zeit.
Bild: Imago/A. Schmidhuber
Drohende Verwüstung
Im 3. Jahrhundert n.Chr. wurde Palmyra zum Militärstützpunkt. Nach der Herrschaft von Zenobia folgte ein Wechselbad der Mächte. Die goldene Zeit verblasste, der Glanz der Stadt wurde vom Wüstensand begraben. Seit 2011 hat der Bürgerkrieg Spuren in der Ruinenstadt hinterlassen. Jetzt droht die weitreichende Zerstörung der antiken Ruinenstadt.
Bild: picture-alliance/dpa/Scholz
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Ende Oktober sei es in der Region auch zu russischen Luftangriffen gekommen, die Zerstörungen angerichtet hätten, vermeldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nach eigenen Angaben hat die russische Luftwaffe die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat auch in der weltberühmten UNESCO-Welterbestätte Palmyra bombardiert. Sprecher bereuerten allerdings, dass bei dem Bombardement keine historischen Stätten zu Schaden gekommen seien. Die IS-Extremisten hatten die Ruinenstadt Palmyra am 21. Mai erobert und seitdem zahlreiche Tempelanlagen in Schutt und Asche gelegt und zahlreiche Anwohner getötet. Für die Zerstörungen um Al-Bara seien außerdem Schmuggler verantwortlich, sagte der Leiter der syrischen Antikenbehörde, Mamun Abdulkarim.